Das Berner Gesundheitssystem steht aktuell unter Druck. Um das zu ändern braucht der Kanton ein neues Zielbild der Spitallandschaft. Ein Gastbeitrag.
Andrea de Meuron
Andrea de Meuron ist Berner Grossrätin. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Berner Spitäler sind unter Druck, verursacht durch das Setzen falscher Anreize.
  • Die öffentliche Hand soll dabei das Zielbild mitgestalten.
  • Andrea de Meuron fordert in ihrem Gastbeitrag eine Umstrukturierung des Gesundheitswesens.
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Gehören Sie auch zum Personenkreis, deren Krankenkassenprämie von Jahr zu Jahr steigt und das Budget zunehmend belastet wird? Oder waren Sie wie ich auch schon auf der fast verzweifelten Suche nach einer neuen Hausärztin? Und kennen Sie in Ihrem Umfeld ebenfalls Pflegefachkräfte, die über zunehmende administrative Aufwände und weniger Zeit für die Pflege von Patienten und Patientinnen klagen?

Das sind ernstzunehmende Krankheitssymptome unseres Gesundheitssystems. Noch deutlicher zeigen sich die Folgen bei der Spitallandschaft im Kanton Bern.

Bereiten Ihnen die steigenden Krankenkassenprämien Sorgen?

Jüngstes Beispiel die Pläne dem Inselspital mehr Macht zu geben und die zwei Spitalunternehmen im Oberland sowie jene im Oberaargau und im Emmental zu fusionieren.

Das, nachdem die Inselgruppe im März den Beschluss kommunizierte, zwei Standorte in Münsingen und Tiefenau als Folge des Fachkräftemangels und einem 80-Millionen-Verlust zu schliessen.

Weiter geht es in der Region Obersimmental und Saanenland. Dort werden im Juni die Weichen für die Gesundheitsversorgung gestellt. Dann finden Abstimmungen über das «Gesundheitsnetz Simme Saane» statt, in das eine Privatklinik involviert ist.

Die Stimmbevölkerung wird entscheiden, ob sie künftig einen jährlichen Beitrag von 1.5 Millionen Franken an das integrierte Versorgungsmodell mitfinanzieren. Diese Entwicklungen zeigen den Handlungsbedarf in der Spitallandschaft.

Inselspital Bern
Das Inselspital in Bern will sich zum Urteil noch nicht äussern. - keystone

Die Spitäler sind unter enormen Druck. Dieser wird massgeblich mitverursacht durch das Setzen falscher Anreize in Form von unterfinanzierten ambulanten Leistungen und den Fallkostenpauschalen. Letztere lassen Spitäler uns Patientinnen und Patienten als Portfolio betrachten. Gemacht wird, was rentiert.

Das muss sich ändern und wir sind gefordert, ein neues Zielbild für unsere Spitallandschaft und Gesundheitsversorgung zu zeichnen. Gefragt ist eine gute Grundversorgung auch im ländlichen Raum und hochspezialisierte Medizin an ausgewählten Standorten.

Weiter soll die Prävention, Telemedizin, interprofessionelle Zusammenarbeit und die Hausarztmedizin gestärkt werden.

Diese Ziele erreichen wir durch eine Steuerung durch die öffentliche Hand. So ist gewährleistet, dass wieder der Mensch und die Gesundheit und nicht das Geld im Zentrum steht.

Mit einem neuen Zielbild werden wir hoffentlich bald über andere Erfahrungen berichten können. Zum Beispiel über werdende Mütter, denen Zeit zum Gebären gelassen wird. Oder todkranken Menschen, denen dank Palliative Care ein würdiger Abschied am Ort Ihre Wahl ermöglicht wird. Und wir dürfen so lange Pflege und Betreuung erfahren, bis wir wirklich gesund sind. Und das alles mit fair entlöhntem Personal, dem dank attraktiven Arbeitsbedingungen die Freude am Beruf erhalten bleibt.

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