Die Berner Inselgruppe schliesst wegen Verlusten zwei Standorte. Die Belegschaft kritisiert den Entscheid heftig und will, dass der Kanton eingreift.
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Ein Notfallweiser naehe dem Eingang des Spitals Tiefenau, am Donnerstag, 23. März 2023 in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Inselgruppe in Bern schliesst wegen hohen Verlusten zwei Standorte in der Bundesstadt.
  • Die Belegschaft warnt davor, dass nicht klar ist, wer die Kapazitäten übernehmen soll.
  • Sie fordert den Kanton auf, aktiv zu werden und eine Krise zu verhindern.
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Weil die Berner Inselgruppe einen Verlust von 80 Millionen Franken eingefahren hat, muss sie zwei Spitäler schliessen. Die Standorte Tiefenau und Münsingen werden noch dieses Jahr aufgelöst, kündete die Führung am letzten Mittwoch an.

Das ärztliche Team des Spitals Tiefenau wendet sich darum jetzt in einem offenen Brief an gleich mehrere Direktionen des Kantons und die Politk. 53 Unterzeichnende warnen davor, dass durch die Schliessungen die ärztliche Grundversorgung in Bern gefährdet werde.

Wohin mit den Patienten?

Betroffen von den Schliessungen sind rund 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. «Eine überwiegende Mehrheit» soll an den anderen Standorten weiterbeschäftigt werden. Man rechne aber auch mit rund 200 Entlassungen, so die Insel-Gruppe. Auf Nachfrage habe man erfahren, dass der Übergang für die Berufsgruppen der Pflegeversorgung und Physiotherapie gewährleistet sei, so die Belegschaft.

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Der Eingang zum Notfall von das Spital Tiefenau, am Donnerstag, 23. März 2023 in Bern. Die Insel-Gruppe gab bekannt, dass die Spitaeler Münsingen und Tiefenau aus wirtschaftlichen Gruenden geschlossen werden. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Spital Tiefenau
Das Spital Tiefenau wird den Betrieb nur noch bis Ende Jahr aufrechterhalten.
Die Leitung der Inselgruppe kommuniziert an ihrer Medienkonferenz einen Verlust von 80 Millionen Franken für das Geschäftsjahr 2022.
Die Leitung der Inselgruppe kommuniziert an ihrer Medienkonferenz einen Verlust von 80 Millionen Franken für das Geschäftsjahr 2022.
Spital Insel Coronavirus
Pflegepersonal im Universitätsspital der Insel Gruppe kümmern sich auf der Intensivstation um einen Covid Patienten, am Mittwoch, 16. Dezember 2020, in Bern.

Die Schliessung basiere rein auf ökonomischen Überlegungen und erhöhe den Druck auf den sowieso schon überlasteten Spitalbetrieb, kritisieren die Mediziner. Man rechne damit, dass nur circa 50 Prozent des Patientenvolumens übernommen werden könnten. «Wer die restlichen 50 Prozent der Patienten betreuen wird bei seit über einem Jahr notorisch vorherrschender Bettenknappheit ist unklar.»

Ebenso sei unklar, wie der Notfallbetrieb in der Stadt Bern aufgefangen werden soll, wenn die beiden Standorte schliessen müssen. «Die weiterhin bestehenden Notfallstationen Inselspital, Lindenhofspital und Hirslandengruppe sind bereits an der Kapazitätsgrenze.»

Zuletzt zeigte eine Umfrage, dass in der Schweiz bereits jetzt knapp 40 Prozent aller Assistenzärzte im Schnitt über 11 Stunden pro Tag arbeiten. Dazu gingen wertvolle Intensivmedizin-Plätze verloren und der Standort Bern büsse eine zentrale Weiterbildungsstätte ein.

Personal fordert Überprüfung von Verwaltungsrat

Das Tiefenau-Team fordert darum, dass auch bei Ärzten eine Weiterbeschäftigung sichergestellt werde. Denn gerade dem ärztlichen Personal sei mitgeteilt worden, dass seine Zukunft aktuell noch ungewiss ist. Eine Abwanderung in andere Kantone müsse verhindert werden.

Wie oft waren Sie schon im Spital?

Dazu soll Bern auch eine finanzielle Unterstützung prüfen, wie sie auch andere Kantone kennen. Eine bedarfsdeckende und qualitativ hochstehende medizinische Versorgung in der Bundesstadt müsse gewährleistet bleiben.

Wegen des Entscheids wird auch die grundsätzliche Strategie der Insel-Gruppe hinterfragt. Das Personal wünscht sich vom Kanton im Rahmen seiner Miteigentümerschaft darum eine «Überprüfung der wirtschaftlichen sowie medizinischen Ausrichtung des Inselspitals, mit Fokus auf die Tätigkeit der Inseldirektion sowie des Verwaltungsrates.»

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