Wegen eines Millionenverlustes im vergangenen Jahr muss die Insel Gruppe zwei ihrer Berner Spitäler schliessen. Die Angestellten kritisieren die Kommunikation.
Inselspital Bern
Eine Pflegefachfrau hilft einem Patienten beim Hinsetzen im Inselspital in Bern. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Insel Gruppe muss zwei von ihren sechs Standorten dieses Jahr schliessen.
  • Betroffen sind rund 1000 Angestellte in den Spitälern Münsingen und Tiefenau.
  • Gegenüber Nau.ch kritisieren Angestellte, wie der Entscheid kommuniziert wurde.
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Die Berner Insel Gruppe hat im vergangenen Jahr einen Verlust von 80 Millionen Franken erwirtschaftet und muss Konsequenzen ziehen: Sie schliesst die beiden Spitäler Tiefenau und Münsingen.

Betroffen von den Schliessungen sind rund 1000 Mitarbeiter. Die Mehrheit soll in anderen Spitälern der Gruppe weiterbeschäftigt werden. 200 müssten aber stand jetzt mit einer Kündigung rechnen, so die Inselgruppe.

Als Grund für die Schliessungen nennt man etwa steigende Kosten und den Fachkräftemangel.

Personal kritisiert Kommunikation

Gegenüber Nau.ch macht das betroffene Personal seinem Ärger Luft. Eine Pflegefachfrau aus dem Inselspital Bern formuliert es in deutlichen Worten: «Die Kommunikation ist eine Katastrophe!»

Der Entscheid werfe viele Fragen auf: «Natürlich ist das Inselspital froh um zusätzliche Mitarbeiterinnen. Aber die Frage ist, ob diese von Münsingen nach Bern zur Arbeit kommen wollen.» Und sie gibt zu bedenken: «Viele arbeiten gewollt nicht in einem Uni-Spital…»

Spital Tiefenau
Das Spital Tiefenau wird den Betrieb nur noch bis Ende Jahr aufrechterhalten.
Spital Münsingen
Das Spital Münsingen schliesst bereits diesen Sommer seine Türen.

Eine angehende Pflegefachfrau aus dem Spital Tiefenau erzählt: «Wir haben es alle aus den Medien erfahren, auch die Stationsleiter. Es sind Tränen geflossen.»

Arbeiten Sie in der Pflege?

Einige aus ihrem Team seien bereits im Berner Zieglerspital dabei gewesen, welches 2015 schliessen musste. «Damals war es genau gleich: aus heiterem Himmel und aus den Medien.»

Im Sommer schliesse die Mitarbeiterin ihre Ausbildung ab. «Ich habe mir eigentlich Gedanken gemacht, ob ich mich hier bewerben soll, aber daraus wird jetzt nichts.»

Insel hat Vorgehen von Börse abhängig gemacht

Tatsächlich hat die Insel Gruppe am Mittwoch um 14 Uhr eine Medienkonferenz abgehalten und erst zwei Stunden später, um 16 Uhr, das Personal an einer Mitarbeitenden-Information darüber informiert. «Dieser Ablauf war aus börsenregulatorischen Gründen unvermeidlich», erklärt Insel-Mediensprecher Daniel Saameli auf Anfrage.

Es sei Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver und Direktionspräsident Uwe E. Jocham aber ein grosses Anliegen gewesen, die Mitarbeitenden persönlich und nicht im Rahmen einer Medienkonferenz zu informieren, so Saameli.

An den Standorten Tiefenau und Münsingen seien zudem Delegationen der Direktion, des Verwaltungsrates sowie Fachbereichsleitende vor Ort gewesen, um direkt Fragen der Mitarbeitenden beantworten zu können.

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