Claudia Baumgarner möchte für die GLP Basel-Stadt in den Nationalrat einziehen. Für sie ist klar: Wir leben auf zu grossem Fuss.
Claudia Baumgartner
Claudia Baumgartner, Nationalratskandidatin der GLP Basel-Stadt. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 22. Oktober finden die eidgenössischen Wahlen statt.
  • Claudia Baumgartner tritt für die GLP Basel-Stadt bei den Nationalratswahlen an.
  • Im Gespräch mit Nau.ch spricht Baumgartner über ihre politischen Schwerpunkte.
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Der Kanton Basel-Stadt verliert einen Sitz im Nationalrat und ist künftig mit nur noch vier statt fünf Sitzen vertreten. Das Bewerberfeld wird damit nicht gerade kleiner – 122 Personen auf 32 Listen stellen sich zur Wahl. Die GLP, die bislang einen der Nationalratssitze hält, geht mit 24 Kandidierenden ins Rennen.

Eine davon ist Claudia Baumgartner, Grossrätin und Fraktionspräsidentin der Partei. Nau.ch hat mit ihr über ihre politischen Ambitionen in Bern gesprochen. Sie meint, die Schweiz wirtschaftet auf dem Rücken der Umwelt. Um das zu ändern braucht es Baumgartner zufolge Anreize statt Verbote und «Runde Tische».

Nau.ch: Wie gelingt es uns, die Balance zwischen Wirtschaftswachstum und Rücksicht auf die Umwelt zu halten?

Claudia Baumgartner: Die Balance hat sich längst zu Lasten der Umwelt verschoben. Wir brauchen deshalb ein neues Mindset, wir müssen endlich erkennen, wie abhängig wir und die globale Wirtschaft von intakten Lebensgrundlagen sind und dass uns die Folgen unseres unbedachten Umgangs mit der Natur und das «Leben auf Pump» immer teurer zu stehen kommen. Die Wissenschaft hält zum Glück viele Lösungsansätze bereit, der politische Wille dafür sowie die Reflexion über das eigene Konsumverhalten fehlen hingegen oft. Ich befürworte deshalb «Runde Tische» zwischen Gesellschaft, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft, um gemeinsam Anreize (statt Verbote) für ein wirklich nachhaltiges Zusammenleben zu finden und motiviert umzusetzen.

Nau.ch: Welche sonstigen politischen Themen sind Ihnen wichtig?

Claudia Baumgartner: Gleichberechtigung: Nicht nur der menschengemachte Klimawandel, sondern auch die Art des globalen Wirtschaftens (Individualisierung des Gewinns, Sozialisierung des Verlusts), Angst vor Fremdem sowie Intoleranz gegenüber anderen Lebensmodellen verursachen ein grosses soziales Ungleichgewicht mit zunehmenden Spannungen und Verteilkämpfen sowie eine Schwächung der Chancengleichheit. Mit offenem Herzen und Neugier halten wir dagegen und können erkennen, dass unsere Grundbedürfnisse so unterschiedlich nicht sind und wir als globale Gemeinschaft nur überleben, wenn wir einen fairen Interessensausgleich anstreben – dies wäre das Verhalten einer reifen Spezies... Da besteht noch viel Luft nach oben!

Claudia Baumgartner
Smartspider von Claudia Baumgartner. - Smartvote

Nau.ch: Wie gross ist Ihr Wahlkampfbudget?

Claudia Baumgartner: 1000 Franken.

Nau.ch: Welche politische Herausforderung der Schweiz würden Sie als die Grösste bezeichnen und wie soll diese gemeistert werden?

Claudia Baumgartner: Unser Leben auf zu grossem Fuss (zu Lasten der übrigen Weltbevölkerung) und grenzenloses Wachstum sind für uns eine Selbstverständlichkeit und Milch und Honig fliessen wohl für immer... Nun aber wird es auch bei uns ein bisschen eng und die Kosten für Lebensnotwendiges wie Gesundheit, Ernährung, Energie, Wohnen, Mobilität oder Klimaadaption steigen. Die Zusammenhänge sind komplex, aber für vieles sind umsetzbare Lösungen vorhanden. Dies allein reicht jedoch nicht: Mit der Geisteshaltung «Alle denken an sich, nur ich denke an mich», beziehungsweise: «Was kann ich allein schon bewirken, sollen doch zuerst die Anderen», kommen wir nicht weiter. Wir alle sind «Politik» und «Konsum» und prägen mit unserem Denken die Realität.

Nau.ch: Was wollen Sie der Stadtbasler Bevölkerung sonst noch sagen?

Claudia Baumgartner: Als Urbanregion mitten im Herzen und in Abhängigkeit Europas, mit ausgeprägtem Bewusstsein für eine offene Gesellschaft und die Dringlichkeit des gemeinsamen Klimaschutzes liegt uns Basler:innen das Schubladendenken fern und unsere Stimme in Bundesbern kann «den Unterschied machen», auch wenn wir dort institutionell immer schwächer vertreten sind. Nehmen wir also unsere Eigenverantwortung wahr und gehen wählen. Partizipation ist anspruchsvoll, aber effektiv und vor allem vielerorts nicht selbstverständlich. Tragen wir dazu genauso Sorge wie zu unserem Planeten. Es findet sich nämlich in absehbarer Zeit und Distanz kein anderer für uns Menschen habitabler Himmelskörper, bestimmen wir unsere Zukunft also mit!

Zur Person

Claudia Baumgartner, 55, ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin der Grünliberalen Basel-Stadt. Zudem ist Baumgartner Geschäftsführerin des Tierparks Lange Erlen und Vizepräsidentin der Gassenküche Basel.

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