Volkswagen schliesst wegen der Ausbreitung des Coronavirus für voraussichtlich zwei bis drei Wochen einen Grossteil seiner Werke in Europa.
VW-Werk in Wolfsburg
VW-Werk in Wolfsburg - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Betriebsrat kritisiert Beginn am Freitag als zu spät.

Das kündigte VW-Chef Herbert Diess am Dienstag bei Vorlage der Jahresbilanz in Wolfsburg an. Laut Betriebsrat wird am Freitag in den meisten Werken zum vorerst letzten Mal gearbeitet - die Arbeitnehmervertreter kritisierten dies als zu spät.

Produktionsunterbrechungen gibt es laut Diess bereits diese Woche in Werken in Spanien, Portugal, Italien und in der Slowakei. «Die meisten anderen deutschen und europäischen Werke des Konzerns» bereiten sich demnach darauf vor. «Wir nehmen vorübergehende Kapazitätsreduzierungen vor und sichern Logistikketten», sagte der VW-Chef zur Begründung. Details würden zeitnah von den jeweiligen Konzernmarken bekanntgegeben.

Für die Tochtermarke Audi etwa bedeutet der Beschluss laut «Heilbronner Stimme», die Werke in Ingolstadt, Neckarsulm, Belgien, Mexiko und Ungarn «kontrolliert und ordentlich bis Ende der Woche herunterzufahren».

In China dagegen, wo das Virus erstmals aufgetaucht war, wurde die Produktion laut Diess bereits wieder aufgenommen. Dort stiegen die Auslieferungszahlen im März wieder. Der VW-Konzern könne zudem bei den anstehenden Produktionseinschränkungen «darauf zurückgreifen, was wir in China hinsichtlich der sanitären und organisatorischen Massnahmen gelernt haben».

«In Europa und global steht uns die Krise noch bevor», warnte der VW-Chef. «Die Corona-Pandemie stellt uns vor ungekannte operative und finanzielle Herausforderungen.» Es seien «nachhaltige Konjunktureinflüsse zu befürchten».

Der Konzernbetriebsrat erklärte, nach einer intensiven Debatte mit dem Vorstand sei beschlossen worden, «dass in den allermeisten VW-Werken diesen Freitag die letzte Schicht erfolgen wird». Den Arbeitnehmervertretern kommen die Schliessungen aber zu spät, da unter anderem ein empfohlener Mindestabstand in der Produktion nicht einzuhalten sei.

Mit Blick auf Homeoffice-Regelungen in anderen Konzernbereichen sprach der Betriebsrat in einem Brief an die Beschäftigten von einer «Zweiklassengesellschaft». Die Angestellten in den Werken wollten «ohne klare Worte aus dem Management für ein paar hundert Autos mehr» keine Ansteckung riskieren, «die sie dann womöglich früher oder später nach Hause in ihre Familien tragen».

Immerhin geht Volkswagen mit einer guten Geschäftsbilanz des vergangenen Jahres in die Krise, wie der Betriebsrat und Diess betonten. Der Autobauer steigerte seinen Umsatz 2019 nach eigenen Angaben um rund sieben Prozent auf 253 Milliarden Euro, das Ergebnis nach Steuern betrug 14 Milliarden Euro und damit 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch die Auslieferungen konnte Volkswagen demnach leicht auf knapp elf Millionen Fahrzeuge steigern.

Inwiefern die Produktionseinschränkungen die Zahlen im laufenden Geschäftsjahr drücken, ist ungewiss. «Eine Prognose ist schlichtweg nicht möglich», sagte Finanzvorstand Frank Witter. «Wir werden darum kämpfen, bestmöglich durch dieses Jahr zu kommen.»

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