Nach der Corona-Pandemie nimmt der Schweizer Einkaufstourismus in Deutschland wieder an Fahrt auf – trotz historisch hoher Inflation.
Einkaufswagen in Supermarkt
Einkaufswagen in Supermarkt - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Deutschland kämpft aktuell mit einer historisch hohen Inflation.
  • Trotzdem gingen 2023 zehn Prozent mehr Schweizer im Nachbarland einkaufen als im Vorjahr.
  • Grund dafür dürfte der starke Franken, respektive der schwächelnden Euro, sein.
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Deutschland kämpft aktuell mit einer historisch hohen Inflation. Seit dem Jahr 2020 haben alle Produkte und Dienstleistungen um durchschnittlich über 15 Prozent zugelegt. Nahrungsmittel wurden gar um 30 Prozent teurer. Trotzdem hat der Schweizer Einkaufstourismus im Nachbarland dieses Jahr wieder deutlich an Fahrt gewonnen.

Auch der Wettbewerb verstärkt sich wieder: «Im Ausland einkaufen? Das kannst du dir sparen!» lautete etwa das Fazit eines Preisvergleichs von Aldi Suisse. Demnach kosteten Bio-Kartoffeln in Deutschland 20 Rappen mehr als hierzulande. «Duschmittel» oder «Bio-Früchtetee» gar das Doppelte.

Wieder mehr Schweizer Einkaufstouristen

Trotzdem: Wie eine Auswertung der Swiss Retail Federation zeigt, gingen im ersten Halbjahr zum Vorjahresvergleich zehn Prozent mehr Schweizerinnen und Schweizer in Deutschland einkaufen. Wie lässt sich der zunehmende Einkaufstourismus erklären?

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Der Einkaufstourismus nimmt wieder zu. (Symbolbild)
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Laut der Swiss Retail Federation gingen in den ersten sechs Monaten des Jahres zehn Prozent mehr Menschen im Nachbarland einkaufen als noch im Vorjahr. (Symbolbild)
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Der Grund dafür dürfte der starke Franken – oder besser gesagt der schwächelnde Euro – sein.

Die naheliegende Erklärung sei der starke Franken, respektive der ständig schwächer werdende Euro, schreibt CH Media. Dafür müsse man ins Jahr 2008 zurückblicken, um die Entwicklung der deutschen Preise umgerechnet in Franken zu sehen. Diese Preisentwicklung vergleiche man mit jener in der Schweiz. Daraus resultiere dann der reale Wechselkurs des Euros in Franken.

Dieser habe sich von 2008 bis Ende 2011 sehr zugunsten der Einkaufstouristen entwickelt, erklärt Fredy Hasenmaile, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz gegenüber CH Media. Seither sei der reale Wechselkurs bis auf wenige Schwankungen nahezu gleich geblieben. Heisst: «Es lohnt sich heute in etwa immer noch gleich viel, in Deutschland einzukaufen wie Ende 2011.»

Langsame Erholung nach Corona

Nach den Grenzschliessungen während den Corona-Jahren rechnet Hasenmaile mit einer Erholung des Einkaufstourismus. Es habe nach der Pandemie seine Zeit gebraucht, um die frühere Normalität wieder herzustellen.

Gehen Sie im Ausland einkaufen?

«Die Leute fallen in alte Verhaltensmuster von vor Corona zurück», sagt auch Dagmar Jenni, Direktorin der Swiss Retail Federation. Demnach würden die Konsumenten ausblenden, dass die Schweizer Löhne im Vergleich zu Deutschland höher seien.

Dementsprechend sei auch die Kaufkraft der Löhne fast doppelt so hoch wie im Nachbarland. Zudem würden sie keine Vollkostenrechnung machen, etwa das Benzin oder die Anfahrtszeit nicht berücksichtigen.

Durch den Einkaufstourismus in die Nachbarländer der Schweiz fliessen jährlich gut 8,5 Milliarden Schweizer Franken ins Ausland ab. Die Auswirkungen auf den hiesigen Handel sind gross. Deshalb will der Branchenverband handeln und etwa einen neuen Anlauf starten, um die steuerliche Bevorteilung aus der Welt schaffen.

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