Schweizer kaufen mehr und mehr E-Autos. Viele Tankstellen droht das Aus, zeigt eine neue Studie. Die Branche gibt sich gelassen.
Zapfpistole an einer Tankstelle
Zapfpistole an einer Tankstelle - dpa/AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz verkaufen sich E-Autos immer besser.
  • Tankstellen müssen gemäss einer Studie mit einem Umsatz- und Gewinn-Einbruch rechnen.
  • Noch wird eine klare Mehrheit der Autos mit fossilen Kraftstoffen angetrieben.

Der Bundesrat peilt eine klimaneutrale Schweiz an. In rund 30 Jahren soll es so weit sein. Keine Pionierleistung: Regierungen auf aller Welt verfolgen ähnliche Ziele.

Diesen Kurswechsel zu mehr Nachhaltigkeit spürt man auch in der Wirtschaft. Heute gibt es kaum noch einen Autobauer, der nicht E-Fahrzeuge im Angebot hat.

Tesla, Inc.
Einige Modelle von Tesla sollen über eine automatische Spurwechsel-Funktion verfügen. (Symbolbild) - dpa

Die Kunden machen mit: Letztes Jahr war in der Schweiz jeder zwölfte Neuwagen ein Stromer. Zählt man die Plug-in-Hybride dazu, verfügte jeder siebte neu zugelassene PKW über einen Stromanschluss.

Ein Drittel weniger Benzin-Verbrauch 2035

Das mag die Umweltverbände freuen, nicht aber die Tankstellen-Betreiber. Ihnen steht eine düstere Zukunft bevor. Zu diesem Schluss kommt zumindest eine Studie Colombus Consulting.

Das Beratungsunternehmen geht davon aus, dass in 15 Jahren der Kraftstoffverbrauch in der Schweiz um rund ein Drittel zurückgehen wird. Viele Tankstellen dürften wegen des geringeren Volumens dann nicht mehr rentabel sein.

E-Auto Tankstelle
Die E-Mobilität dürfte zu einem Kundenschwund an den Tankstellen führen. - Colombus Consulting

«Im Gegensatz zu Autobahnraststätten sind Tankstellen für die Entwicklung der Elektromobilität nicht essenziell», sagt François Hémono von Colombus Consulting. Die Tankstellen konkurrieren mit dem Aufladen zu Hause, am Arbeitsplatz oder an den Ladestationen im öffentlichen Gebiet. «Ihre Zahl dürfte daher in den kommenden Jahren weiter zurückgehen.»

Hémono geht davon aus, dass ländliche Tankstellen wegen des Trends zum E-Auto als Erstes in Bedrängnis kommen werden. Denn diese sind bereits heute oft in finanziellen Schwierigkeiten.

E-Auto noch immer eine Nische

Aktuell gibt es ein der Schweiz 3362 Tankstellen, rund 250 weniger als noch vor zehn Jahren. Insgesamt ist das Tankstellen-Netz der Schweiz seit Jahren recht stabil.

In der Branche läuten auch die Alarmglocken nicht, trotz jüngstem E-Auto-Boom. «Wir teilen die Befürchtungen nicht», sagt Daniel Schindler von Avenergy Suisse. Er stützt sich auch auf Zahlen des Bundes, der davon ausgeht, dass die Mobilitätsbedürfnisse weiter zunehmen werden.

Plug-in-Hybrid Übersicht
Plug-in-Hybride sind oft an Tankstellen anzutreffen. - zvg

Schindler hält fest, dass heute über 99 Prozent der Fahrzeuge einen Tank hätte. Und: «Die Hybridfahrzeuge werden zum grössten Teil mit Benzin betrieben. Die Momente, in denen sie elektrisch betrieben werden, sind eher rar.»

Wird Ihr nächstes Auto ein Stromer sein?

Auch ohne E-Mobilität befinden sich die Tankstellen im Wandel. «Die Bedeutung der Shops hat zugenommen», sagt Schindler. Über 1100 Tankstellen verfügen heute über einen Shop mit mehr als 50 Quadratmeter Fläche. Vor 15 Jahren waren es noch ein Drittel weniger.

Die Tankstellen sei für die Versorgung der mobilen Kundschaft immer wichtiger geworden, sagt Schindler. «Nicht nur in Bezug auf Treibstoffe, sondern auch mit Artikeln des täglichen Lebens.»

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