Die Airline Swiss den Covid-Kredit des Bundes zurückbezahlt. Weil gleichzeitig Flüge gestrichen werden, wird Kritik am Management laut.
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Die Swiss hat den Corona-Kredit des Bundes schon zurückgezahlt: Möglich gemacht durch den Abbau von 1700 Vollzeitstellen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Swiss hat den Corona-Kredit des Bundes per Ende Mai vorzeitig zurückbezahlt.
  • Aktuell muss die Fluggesellschaft wegen Personalmangels Flüge streichen.
  • SP-Verkehrspolitiker Jon Pult kritisiert, das Management habe Prioritäten falsch gesetzt.

Die Fluggesellschaft Swiss hat ihren vom Bund verbürgten Covid-19-Kredit vor Ende der Laufzeit zurückgegeben. Künftig werde die Lufthansa-Gruppe, der die Swiss angehört, die Finanzierung über den Kapitalmarkt sicherstellen, teilte die Fluggesellschaft am Donnerstag mit.

Fluggesellschaft Swiss Lufthansa
Auch die Fluggesellschaft Swiss musste während der Corona-Pandemie zahlreiche Mitarbeitende entlassen. - Keystone

Die Swiss habe seit Pandemiebeginn insgesamt mehr als die Hälfte des Überbrückungskredits von 1,5 Milliarden Franken beansprucht. Zusätzlich fliessen nun rund 60 Millionen Franken an Zinsen und Gebühren an Bund und Banken, heisst es in der Medienmitteilung.

Swiss dankt Bund, Maurer dankt Swiss

Man sei dem Bund für die zur Verfügung gestellte Liquidität sehr dankbar, sagt Swiss-Chef Dieter Vranckx. Dadurch habe die Swiss unter anderem einen Grossteil der Arbeitsplätze in der Schweiz sichern können.

SP-Nationalrat Jon Pult hinterfragt die Prioritäten des Swiss-Management. - Nau.ch

Der Bund begrüsst umgekehrt die vorzeitige Rückzahlung. Finanzminister Ueli Maurer bedankte sich in einer Mitteilung bei der Fluggesellschaft für die «konstruktive Zusammenarbeit».

SP-Nationalrat Pult: «Falsche Prioritäten»

Der Präsident der Verkehrskommission, SP-Nationalrat Jon Pult, kritisiert gegenüber Nau.ch insbesondere den Zeitpunkt der Rückzahlung. Denn gleichzeitig ist die Swiss in den Schlagzeilen, weil sie zahlreiche Flüge infolge Personalmangels streichen muss. Dem Management sei offenbar die möglichst schnelle Rückzahlung prioritär gewesen, obwohl anderes dringender wäre.

«Nämlich genügend Personal einstellen und das bereits vorhandene Personal anständig behandeln.» Die Liquidität sei ja offenbar vorhanden gewesen. Wenig Verständnis dürften auch die nun um ihre Ferien geprellten Swiss-Kunden haben. «Für sie ist es höchst ärgerlich, dass eine Firma wie die Swiss unfähig ist, die verkauften Flüge auch real anzubieten.»

Dieter Vranckx Swiss Airline
Swiss-CEO Dieter Vranckx während der Bilanzmedienkonferenz für das Jahr 2021, am 3. März 2022 in Zürich-Kloten. - Keystone

Das sei ein grober Managementfehler, urteilt Pult. «Das gleiche Management hat scheinbar das Wettrennen gewinnen wollen, möglichst schnell die vom Bund erhaltene Liquidität zurückzuzahlen. Da fragt man sich, was wirklich die Prioritäten sind – meinem Eindruck nach wurden eher die falschen gewählt.»

1700 Vollzeitstellen abgebaut

Durch die Rückzahlung des Kredits entfallen nun die Auflagen, die die Fluggesellschaft erbringen musste. Die Airline hat dabei laut eigenen Angaben «die mit der finanziellen Unterstützung verbundenen standortpolitischen Auflagen jederzeit erfüllt». Durch ihre Restrukturierung sei sie zudem inzwischen finanziell stabil.

Haben Sie Verständnis für die müden Swiss-Mitarbeiter?

Zuletzt musste die Swiss kurzfristig Flüge im Sommer streichen, weil ihr das Personal nach der Entlassungswelle während Corona fehlte. Zehntausende Reisende sind betroffen. In der Medienmitteilung schreibt die Fluggesellschaft, bis Ende 2021 rund 1700 Vollzeitstellen abgebaut zu haben.

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