Die Inhaber von Schweizer Aktien blicken auf ein starkes Börsenjahr 2021 zurück. Weder die Wiederauferstehung des Inflationsgespensts noch das anhaltende Diktat verschiedener Corona-Mutanten vermochten die Investoren vom Kauf von Dividendentiteln abzuhalten. Die Macht des billigen Geldes wirkt ungebrochen.
smi
Der SMI notiert tiefer. (Symbolbild) - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem phantastischen Jahr 2019 mit einem Zuwachs der Kurse um rund einen Viertel und dem seitwärts verlaufenen «Corona-Geburtsjahr» 2020 resultierte nun für den Leitindex SMI ein Plus von mehr als 20 Prozent.

Just am letzten Handelstag des Jahres markierte dieser bei 12'980 Punkten ein neues Allzeithoch.

Dabei ging es über das ganze Jahr hinweg betrachtet mehrheitlich bergauf. Ein Ausnahme bildete die Periode von Mitte August bis Ende September, als der SMI um über 1000 Punkte abrutschte. Damals zeichnete sich ab, dass die weltweiten Probleme in den Lieferketten - insbesondere der Chipmangel - vor allem die Automobilindustrie aber auch deren Zulieferer stärker bremsten als befürchtet.

In dieser Phase reifte auch die Erkenntnis, dass die Teuerung möglicherweise ein grösseres und nicht nur vorübergehendes Problem werden könnte. Gleichzeitig begann damit der Druck auf die Notenbanken zuzunehmen, ihre seit der Finanzkrise 2008 extrem lockere Geldpolitik zu straffen.

Die Investoren wandten sich in der Folge aber nicht von den Aktien ab, sondern griffen - von einem letzten kleinen Rücksetzer im November abgesehen - erneut herzhaft zu. «2021 war ein sehr gutes Börsenjahr», resümiert denn auch der Chefökonom der Zürcher Kantonalbank, Claude Zehnder, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

Treiber seien dabei nebst der expansiven Geldpolitik vor alle die Unternehmensgewinne gewesen. «Wir haben nach dem Corona-Jahr 2020 eine starke Erholung der Wirtschaft erwartet, aber die Gewinne der Unternehmen entwickelten sich viel dynamischer als gedacht», so Zehnder. Global gesehen seien die Unternehmensgewinne um über 50 Prozent gewachsen, «was alle Erwartungen in den Schatten stellte».

Am letzten Handelstag des Jahres notierte der SMI mit 12'980 Punkten so hoch wie noch nie. Am Ende ergab sich eine Jahresbilanz von 20,3 Prozent. Bereinigt um den Abzug der Dividenden (SMIC) legte der SMI um fast 24 Prozent zu. Auch der breite Swiss Performance Index (SPI) weist ein positives Vorzeichen in der Region von gut 23 Prozent auf. Beim SMI liegt zwischen dem Jahrestief von Ende Februar und dem Höchststand eine Differenz von über 2350 Punkten.

Auch im internationalen Vergleich muss sich der SMI nicht verstecken. Der deutsche DAX, der britische FTSE in London aber auch der Weltleitindex Dow Jones Industrial hinken dem SMI in der Jahreswertung allesamt einige Prozentpunkte hinterher. Und deutlich schwächer als die hiesigen Aktien wird der Nikkei in Japan das Jahr abschliessen.

Zum Jahresende wurden und werden die Märkte insbesondere von den rasant steigenden Corona-Fallzahlen mit der noch einmal ansteckenderen Omikron-Variante beschäftigt und andererseits von der Rückkehr der lange abwesnenden Inflation. In den USA hat diese zuletzt ein Niveau erreicht wie seit beinahe 40 Jahren nicht mehr. Und in Europa und dort in der grössten Volkswirtschaft Deutschland liegt sie mittlerweile im Bereich von 5 Prozent.

Zumindest die amerikanische Notenbank hat mittlerweile reagiert und Gegenmassnahmen zur Eindämmung der Teuerung ergriffen. So sollen die milliardenschweren Käufe von Wertpapieren wie Staatsanleihen schneller zurückgefahren werden als geplant, um das Terrain für mehrere Zinserhöhungen im kommenden und den darauf folgenden Jahren zu ebnen.

Dass sich die Anleger weder von den Corona-Mutanten - den Impfstoffen sei Dank! - noch von der Aussicht auf steigende Zinsen einschüchtern lassen, weist laut Zehnder vor allem auf eine Konstante der vergangenen Jahre hin: «Zu Investitionen in Aktien fehlen die Alternativen.» Überdies bleibe die Geldpolitik auch nach einzelnen Zinserhöhungen weiterhin expansiv.

Unter den 30 wichtigsten Aktien des SMI/SLI fallen insbesondere Straumann mit einem Plus von gegen 88 Prozent und Richemont mit einer Verteuerung von über 70 Prozent als Überflieger auf: Der Zahnimplantat-Hersteller Straumann wurde dabei von einem sehr hohen organischen aber auch akquisitorischem Wachstum getrieben. Und dem Luxusgüterhersteller Richemont ging es im auslaufenden Jahr insbesondere dank starker Verkaufszahlen in China und den USA sehr gut.

Den Corona-Gewinnern des Vorjahres, Lonza und Logitech, lief es 2021 unterschiedlich. Während der Wert des Pharmazulieferers Lonza (er beliefert unter anderem Moderna mit einem Teil der Impfstoffe) nach dem Plus von über 60 Prozent im Vorjahr um weitere 34 Prozent zunahm, büssten Logitech als Anbieter von Peripherie-Geräten für den Computer mehr als 10 Prozent ein.

Guten Gewinn erzielten auch Investoren, die Anfang Jahr auf Sika oder Sonova gesetzt hatten. Die Avancen dieser Titel liegen bei rund 56 Prozent. Um mehr als 45 Prozent zogen Partners Group und Kühne+Nagel an. Der Gesamtmarkt profitierte indes auch von der starken Performance der Schwergewichte Nestlé und Roche (je gut +22%), wogegen Novartis (-4%) nicht mithalten konnten.

Die kurze Verlierer-Liste wird von Adecco und der von einem Skandal in den nächsten stolpernden Credit Suisse angeführt. Beide büssten über 21 Prozent an Terrain ein.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

ZKBCredit SuisseGeldpolitikRichemontNovartisComputerLogitechAdeccoNestléRocheSikaDAXInflationCoronavirus