Seit der Corona-Krise ist die öffentliche Wahrnehmung des Schweizer Wirtschaftsstandorts sachlicher und weniger vom Skandal getrieben.
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Der Schweizer Wirtschaft steht ein schwieriges 2023 bevor. (Archiv) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Corona-Krise hat der Schweizer Wirtschaft Skandale vom Hals gehalten.
  • Laut einer Studie sind die Unterschiede je nach einzelnem Sektor aber sehr gross.
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Die öffentliche Wahrnehmung des Schweizer Wirtschaftsstandorts ist seit der Corona-Krise sachlicher und weniger skandalgetrieben. Zwischen den einzelnen Sektoren sind die Unterschiede laut einer Studie indes gross.

Zu diesem Schluss kommt eine Analyse des Beratungsunternehmens Commslab: «Der Berichterstattungsanteil mit eindeutiger Skandalisierungstendenz der Schweizer Wirtschaft befindet sich auf dem tiefsten Stand seit Beginn der Finanzkrise.»

«Ein deutlicher Skandalisierungsrückgang»

Konkret betrug der Anteil skandalisierender Medienbeiträge über Schweizer Unternehmen per Ende September 2021 noch 17,1 Prozent. Nach der Finanzkrise war noch knapp ein Drittel der analysierten Berichterstattung skandalgetrieben. Im Corona-Jahr 2020 sank der Anteil erstmals unter 20 Prozent.

«Generell greift somit seit der Corona-Krise ein deutlicher Skandalisierungsrückgang», sagt Commslab-Chef Daniel Künstle auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Die Pandemie habe Einzelaffären in den Hintergrund treten lassen und einer sachlicheren Debatte über die Schweizer Wirtschaft Platz gemacht.

Skandale wegen moralischer Verfehlungen

Dieser Perspektivenwechsel fiel laut Künstle für die meisten Sektoren, besonders zu Beginn der Pandemie eher positiv als negativ aus. Im Falle der Finanzbranche sei dies etwa über die Bereitstellung von Notkrediten geschehen.

Im Zentrum stehe nun die Frage, ob Unternehmen der Gesellschaft dienen. Denn mediale Skandalisierung entstehe meist aufgrund moralischer Verfehlungen und eines in Abrede gestellten gesellschaftlichen Nutzens, führte der Unternehmensberater aus.

«Die staatsnahen Betriebe im Zentrum»

Mit Blick auf die einzelnen Sektoren zeigen sich laut Künstle aber signifikante Unterschiede: Ab 2007 waren vor allem die Finanzwirtschaft öffentlicher Kritik ausgesetzt. Ab 2016 standen vermehrt die staatsnahen Betriebe im Zentrum der skandalösen Berichterstattung.

Angeführt werde die Liste der am meisten skandalisierten Sektoren indes vom Rohstoffsektor. Dieser ist mit einem Anteil von über 30 Prozent immer noch die am stärksten skandalisierte Branche in der Schweiz. «Gleichwohl ist der auch hier festgestellte, signifikante Rückgang Ausdruck einer deutlich veränderten öffentlichen Positionierung der Branche. Insbesondere von deren Flaggschiff Glencore», wie Künstle erläutert.

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