Personalabbau bei Kernkraftwerk Leibstadt AG führt zu Zwischenfällen
Der Personalabbau beim Kernkraftwerk Leibstadt AG war laut dem Ensi mitverantwortlich an den jüngsten Zwischenfällen.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Kernkraftwerk Leibstadt gab es in den letzten Monaten mehrere Zwischenfälle.
- Das Ensi sieht im Personalabbau einer der wesentlichen Gründe für die Probleme im KKW.
Der Personalabbau der Kernkraftwerk Leibstadt AG ist einer der wesentlichen Gründe für mehrere Zwischenfälle in den letzten Monaten. Die Werksleitung muss der Aufsichtsbehörde nun belegen, wie sie die Sicherheit trotz weniger Personal garantieren kann.
Der Befund der Nuklearaufsicht des Bundes (Ensi) stammt aus dem Protokoll einer bundesinternen Sitzung vom 20. Juni, auf das sich die «SonntagsZeitung» in einem Artikel der neusten Ausgabe stützte. Ensi-Sprecher Christoph Trösch bestätigte am Sonntag den Inhalt auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Das Ensi überprüfe nach Mitarbeiterfehlern den Stellenabbau im KKL. Der Personalabbau seit 2015 ist laut erwähntem Protokoll einer der «wesentlichen Gründe für die Probleme im KKL». Menschliche und organisatorische Faktoren hätten einen «wesentlichen Anteil» an den Vorkommnissen.
Jüngster Zwischenfall am 4. Juli
Der letzte Vorfall ereignete sich am 4. Juli dieses Jahres, nur einen Tag, nachdem das Kernkraftwerk Leibstadt (KKL) nach der Jahresrevision wieder ans Netz gegangen war.
Das KKW wurde wegen eines Öllecks am Hydrauliksystem des Ventils eines Pumpensystems wieder abgeschaltet. Am 8. Juli ging es nach der Behebung des Lecks wieder ans Netz.

Ein direkter kausaler Zusammenhang im Bereich Mensch und Organisation lasse sich aus der angeordneten Überprüfung nicht ableiten. Dies präzisierte Trösch auf Nachfrage. Der laufende Personalabbau sei allerdings einer von verschiedenen denkbaren Faktoren.
Diese Annahme sei «naheliegend», weil knappe Ressourcen generell Fehler und Verunsicherung in der Organisation begünstigten. Laut Trösch erfüllt das KKL jedoch die Anforderungen der Kernenergiegesetzgebung und der Ensi-Richtlinien und hält die Vorgaben ein.
Weiterer Stellenabbau bei Kernkraftwerk Leibstadt AG geplant
Die Kernkraftwerk Leibstadt AG will die Zahl der Mitarbeitenden bis 2022 von rund 500 auf 470 Stellen senken. Der Abbau betreffe vor allem nicht sicherheitsrelevante Posten, wie das KKL klarstellte. Das KKL soll aufzeigen, wie es die gesetzlichen Vorgaben trotzdem einhalten könne. Dazu hat das Ensi das KKL laut Trösch bereits im Sommer 2018 schriftlich aufgefordert.
Konkret muss das KKL «nachvollziehbar darlegen», wie die Sicherheit der Anlage trotz der geplanten Verringerung des Personalbestandes weiterhin gewährleistet bleibt. Das Ensi prüft derzeit den Vorschlag, den die Leitung des KKL Mitte August eingereicht hat. Zudem unterstellte das Ensi das KKL wegen seiner Vorbehalte gegen die Sicherheitskultur einer verschärften Aufsicht.
Laut «SonntagsZeitung» ist das Personal im KKL «verunsichert und frustriert», wie eine interne Befragung ergeben haben soll. Das Unternehmen wolle die Ergebnisse aber nicht veröffentlichen.