Hunderte Journalisten und Aktivisten weltweit sind Medienberichten zufolge Opfer der Software Pegasus für umfassende staatliche Abhöraktionen geworden.
Pegasus späht Mobiltelefone aus
Pegasus späht Mobiltelefone aus - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Offenbar sind Tausende Opfer einer Spionage-Software namens Pegasus geworden.
  • Ein Recherchekollektiv wertet Datenleak mit über 50'000 Telefonnummern aus.

Das ergaben Recherchen der «Süddeutschen Zeitung», sowie von «Zeit», NDR, WDR und 15 weiteren Redaktionen aus zehn Ländern. Wie die Medien am Sonntag berichteten, stecken Geheimdienste und Polizeibehörden mehrerer Länder dahinter. Sie sollen die Spähsoftware eines israelischen Unternehmens missbraucht haben, um damit die Mobiltelefone der Betroffenen anzuzapfen.

Die internationale Recherchegruppe konnte eigenen Angaben zufolge ein Datenleak mit mehr als 50'000 Telefonnummern auswerten. Diese wurden mutmasslich seit 2016 zum Ziel möglicher Überwachungen durch Kunden des israelischen Unternehmens NSO Group.

Pegasus wurde als Cyberwaffe eingestuft

Das von der Firma entwickelte Programm namens Pegasus gilt dem Bericht zufolge unter Experten als das derzeit leistungsfähigste Spähprogramm für Handys. Pegasus ist deshalb sogar als Cyberwaffe eingestuft worden.

WhatsApp Spyware Pegasus
Facebook hat die israelische Hacker-Firma NSO Group bereits 2019 verklagt, weil sie angeblich rund 1'400 Nutzer seines verschlüsselten Messaging-Dienstes WhatsApp mit der hochentwickelten Spyware Pegasus ausspioniert haben soll. (Archivbild) - keystone

Es ist demnach in der Lage, infiltrierte Mobiltelefone in Echtzeit auszuspähen und die Verschlüsselung von Messenger-Diensten wie WhatsApp oder Signal zu umgehen. Zu den betroffenen Telefonnummern zählen laut Bericht die Nummern von zahlreichen Journalisten weltweit.

Darunter sind laut «Guardian» auch Mitarbeiter der Nachrichtenagenturen AFP, Reuters und AP, der Zeitungen «New York Times», «Le Monde», «El País». Auch die Sender Al-Dschasira, Radio Free Europe und CNN seien betroffen. Insgesamt konnten demnach mehr als 180 Nummern von Journalisten ausgewertet werden.

Auch Staatsoberhäupter betroffen

Wie die «Washington Post» berichtete, standen auf der Liste auch die Nummern von Staatsoberhäuptern und Ministerpräsidenten, Mitgliedern arabischer Königsfamilien, Diplomaten und Geschäftsleuten. Wer die Auftraggeber der möglichen Ausspähungen waren, sei aus dem Leak nicht eindeutig hervorgegangen.

Dem Bericht zufolge wurden nicht alle Nummern gehackt. Mit Hilfe forensischer Untersuchungen seien in 37 Fällen versuchte oder erfolgreiche Angriffe mit Pegasus nachgewiesen worden. Es handelte sich um Handys von Journalisten, Menschenrechtsaktivisten sowie Geschäftsleuten.

Das Unternehmen NSO Group verkauft das Programm den Angaben zufolge nur an staatliche Behörden und zum Zweck der Bekämpfung von Terrorismus und schwerer Kriminalität.

Die NSO Group teilte auf Anfrage der Medien mit, sie habe «keinen Zugang zu den Daten der Zielpersonen» ihrer Kunden. Die Erfassung der Nummern könne «viele legitime und vollständig saubere Anwendungsmöglichkeiten haben, die nichts mit Überwachung oder NSO» zu tun hätten.

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