Nestlé führt weltweit eine bezahlte Familienarbeitszeit ein. Alle Mitarbeitenden können von bis zu 18 Wochen zusätzlicher Elternzeit profitieren.
Nestlé führt bezahlte Elternzeit für alle Mitarbeitenden ein. (Archiv)
Nestlé führt bezahlte Elternzeit für alle Mitarbeitenden ein. (Archiv) - sda - KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Nestlé führt für alle 300'000 Mitarbeitenden eine bezahlte Familienarbeitszeit ein.
  • «Primäre Betreuungspersonen» sollen 18 Wochen Elternzeit bekommen, «sekundäre» 4 Wochen.
  • Der Mindeststandard soll bis Ende 2022 umgesetzt werden, in der Schweiz bis Mitte 2020.

Der Lebensmittelkonzern Nestlé führt für seine weltweit über 300'000 Mitarbeitenden eine bezahlte Familienarbeitszeit von bis zu 18 Wochen ein. Der neue Mindeststandard soll bis Ende 2022 umgesetzt werden.

In der Schweiz profitieren fast 10'000 Personen von der verlängerten Elternzeit. Ziel der Massnahme sei es, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter zu fördern, wie Nestlé heute Mittwoch mitteilte. Das neue Modell sei geschlechtsneutral und gelte auch für Familien, die ein Kind adoptieren oder ein Pflegekind aufnehmen.

Konkret soll für alle Beschäftigten, die wie etwa Mütter als «primäre Betreuungspersonen» gelten, weltweit eine voll bezahlte Elternzeit von 18 Wochen zum Zug kommen, erklärte Nestlé. «Sekundäre Betreuungspersonen» – das sind in den meisten Fällen Väter – sollen neu vier Wochen voll bezahlte Elternzeit erhalten.

In der Schweiz bereits ab Mitte 2020

In der Schweiz sollen die neuen Standards bereits Mitte 2020 für alle Standorte inklusive Verwaltungssitze, Fabriken und Forschungszentren gelten. Bislang gewährte Nestlé hierzulande 16 Wochen voll bezahlten Mutterschaftsurlaub und 5 Tage voll bezahlten Vaterschaftsurlaub.

eltern
Nestlé will die Familienarbeitszeit für alle einführen. (Symbolbild) - Pixabay

Nestlé beschäftigt in der Schweiz laut den Angaben 9'666 Mitarbeitende und betreibt 11 Fabriken und 4 Forschungszentren.

Gesetzlich gelten in der Schweiz 14 Wochen Mutterschaftsurlaub. Einen gesetzlich geregelten Vaterschaftsurlaub oder eine Elternzeit gibt es bislang nicht.

Referendum gegen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub

Im September beschloss das Parlament einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. Im November hat ein bürgerliches Komitee das Referendum ergriffen: mit der Begründung, dass die Verantwortung bei den Familien und nicht bei den Unternehmen liege.

Das vornehmlich aus Männern bestehende Komitee ehemaliger und aktueller SVP- und FDP-Parlamentarier äusserte zudem Bedenken zu den Folgen des Vaterschaftsurlaubs auf die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Schweiz.

«Angestellte Schweiz» begrüsst Entscheid von Nestlé

Demgegenüber äussert sich der Verband «Angestellte Schweiz» positiv über den Schritt von Nestlé. Mediensprecher Hansjörg Schmid sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP: «Wir begrüssen diese Massnahme grundsätzlich, weil sie genau in die Richtung unserer Forderung nach einem Elternurlaub geht.»

Der Verband fordert einen Elternurlaub von je 14 Wochen für beide Elternteile: «Ein zweiwöchiger Vaterschaftsurlaub verfehlt die Gleichstellungs-, Vereinbarkeits- und Arbeitsmarktziele und zementiert eine überholte Rollenteilung zwischen den Eltern», so die Begründung.

Zu den Beweggründen von Nestlé sagt der Verbandsprecher, dass alle Unternehmen gute Mitarbeitende halten und gewinnen wollten: «Mit dem Angebot des Elternurlaubs macht sich der Konzern zum attraktiven Arbeitgeber», sagte Schmid. Der Fachkräftemangel sei dabei ein zusätzlicher Faktor.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

VaterschaftsurlaubParlamentNestlé