Martin Ebner kaufte um die Jahrtausendwende Roche-Aktien. Gleichzeitig verlangte er operative Mitsprache. Dies führte zu Konflikten.
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Ein Gebäude des Schweizer Pharmakonzerns Novartis. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Martin Ebner kaufte Roche-Anteile und verlangte gleichzeitig operative Mitsprache.
  • Dies führte zu Konfrontationen mit der Roche-Spitze.
  • Überraschend wurde dann publik, Novartis würde Roche-Anteile von Ebner übernehmen.

Der Einstieg von Novartis beim Konkurrenten Roche im Mai 2001 kam überraschend und warf grosse Wellen: Spekulationen über einen Zusammenschluss der beiden Basler Pharmagiganten machten die Runde. Steigbügelhalter war BZ Banker Martin Ebner.

Als Investor war Ebner um die Jahrtausendwende der Prediger des Shareholder-Value, um Mehrwert für die Aktionäre zu schaffen. In den neunziger Jahren hatte der Financier grössere Anteile an mehreren Konzernen, darunter auch Roche, gekauft. Gleichzeitig hat er auch operative Mitsprache verlangt.

Dies führte zur Konfrontation mit der Roche-Spitze und den Roche-Gründerfamilien Hoffmann und Oeri-Hoffmann. Diese sind mit einem Anteil von 50,1 Prozent der Inhaberaktien der bedeutendste Aktionär des Pharmakonzerns.

Der Konflikt spitzte sich zu, als Ebner im Jahr 2000 vom Pharmakonzern die Schaffung von Einheitsaktien verlangte. Als langjähriger Grossaktionär pochte er auf einen Sitz im Verwaltungsrat. Damit scheiterte er.

Ebner unzufrieden mit Roche

Danach ging Ebner auf Distanz: «Roche und Novartis beginnen in der zweiten Liga im Pharmamarkt zu spielen.» Die Entwicklung bei Roche sei unbefriedigend, deshalb sehe er sich nicht länger an den Basler Konzern gebunden.

Anfang Mai 2001 gab Novartis überraschend bekannt, das 20-Prozent-Paket von Ebner an Roche für 4,8 Milliarden Franken übernommen zu haben.

Die Gewinnentwicklung von Roche sei nicht mehr vorherzusehen, hatte damals ein Sprecher von Ebner als Begründung für den Verkauf genannt: «Wir wissen nicht mehr wohin die Reise geht.» Die Risiken der Beteiligung seien zu gross geworden.

Damals war Roche in einer Schwächephase und fuhr teilweise happige Verluste ein. Mittlerweile ist der Pharmakonzern aber sehr profitabel.

Der Kurs der Aktie vervielfachte sich auf 422 Franken. Ebner hatte zu einem Kurs von 151 Franken verkauft. Sein 20 Prozent-Paket wäre heute 13,5 Milliarden Franken wert.

Novartis-Chef wirbt um Roche und blitzt ab

Nach der Übernahme von Ebners Anteil baute Novartis die Beteiligung an Roche bis auf 33,3 Prozent aus. Dem damaligen Novartis-Chef Daniel Vasella wurde nachgesagt, mit Roche fusionieren zu wollen.

Vasella verklausulierte das mit wolkigen Formulierungen: Der Kauf sei eine langfristige «finanzielle Investition von strategischer Ausrichtung». Der damalige Novartis-Finanzchef, Raymond Breu, ortete Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit, ohne jedoch Details zu nennen.

Die Roche-Spitze und die Gründerfamilien zeigten dem Lokalrivalen allerdings die kalte Schulter: Zumindest kurz- und mittelfristig könne er sich eine Fusion nicht vorstellen, erklärte der damalige Roche-Konzernchef Franz Humer. Verwaltungsrat, Konzernleitung und die Roche-Gründerfamilien lehnten eine Fusion ab. Roche sei genügend gross für einen Alleingang.

Vasellas Werben um Roche verlief schliesslich im Sand. Nachdem er im 2013 den Konzern verlassen hatte, machten immer mal wieder Spekulationen die Runde. Novartis könnte sich von dem Anteil trennen.

2016 erklärte Konzernchef, Joseph Jimenez, Novartis würde sich auch ohne Aufschlag von seiner Beteiligung trennen. Falls sich «die richtige Gelegenheit ergibt».

Novartis macht Kasse

Jetzt ist der Zeitpunkt bekommen: Novartis verkauft seine 53,3 Millionen Roche-Aktien für 356,93 Franken pro Titel. Dies ist allerdings deutlich unter dem Marktpreis: Die Roche-Aktien wurden am Donnerstagnachmittag zu 422 Franken gehandelt. Insgesamt kassiert Novartis 18,9 Milliarden Franken. Am Markt hätte das Paket einen Wert von 22,5 Milliarden Franken.

Novartis selber gibt an, aus dem Verkauf der Beteiligung einen Gewinn von 14 Milliarden Dollar erzielt zu haben.

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