Japan bricht in die bargeldlose Zukunft auf
In Japan soll der bargeldlose Zahlungsverkehr ausgebaut werden – obwohl ein grosser Teil der Bevölkerung damit nicht vertraut ist.

Das Wichtigste in Kürze
- Bis 2025 sollen in Japan 40 Prozent der Zahlungen bargeldlos abgewickelt werden.
- In der Schweiz sind neue Bezahl-Formen noch wenig verbreitet.
- In Japan ist vor allem die ältere Generation skeptisch gegenüber bargeldlosem Bezahlen.
Bargeld ist immer noch das mit Abstand beliebteste Zahlungsmittel von Herr und Frau Schweizer. Dies gilt auch für das technikaffine Japan, wo trotz elektronischer Zahlungssysteme noch immer vielfach die Devise gilt: Nur Bares ist Wahres. Die dortige Regierung will das nun ändern.
In der stark alternden Bevölkerung Japans ist die Abneigung, per Handy-App oder Plastikgeld zu zahlen, stärker ausgeprägt als anderswo. Konkret will die japanische Regierung nun: Bis 2025 soll zumindest 40 Prozent der Zahlungen und damit doppelt so viel wie bisher bargeldlos abgewickelt werden.
Bargeld in der Schweiz immer noch sehr beliebt
Neue Formen des Bezahlens sind aber auch in der Schweiz noch wenig verbreitet. Das zeigen Umfragen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) immer wieder.
SNB-Chef Thomas Jordan sagte Anfang September anlässlich der Vorstellung der neuen 100-Franken-Note in Bern: Bargeld werde aus unterschiedlichen Gründen immer noch stark genutzt und geschätzt werde.
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Bargeld sei jederzeit und überall zuverlässig einsetzbar und weniger abhängig von einer technischen Infrastruktur: «Es wird auf lange Zeit das Bedürfnis bestehen, Bargeld zu benutzen», so der SNB-Präsident.
Schweizer Konsumenten mögen Debitkarte
Hierzulande wird an der Kasse aber immer öfter auf die Debitkarte als bevorzugtes Zahlungsmittel zurückgegriffen. Auch dank der Einführung der kontaktlosen Bezahlfunktion. Gemäss dem Swiss Payment Monitor ist die Debitkarte ein beliebtes Zahlungsmittel. Und liegt zumindest in Bezug auf die Umsätze sogar noch vor Bargeld.

Der Anteil der Zahlungen mit Debitkarten liegt laut einer im August 2019 veröffentlichten Studie gemessen am Umsatz bei 29 Prozent. Damit rangiert die Debitkarte in Bezug auf die Gesamtausgaben vor Bargeld (27%) und Kreditkarten (22%).
Schweiz hinkt hinterher
Klar bleibt laut den Studienautoren aber auch, dass gegenwärtig die wenigsten Befragten vollumfänglich auf Bargeld verzichten würden. Denn das Bargeld sei nach wie vor das am häufigsten genutzte Zahlungsinstrument in der Schweiz. 48 Prozent aller Transaktion werden damit abgewickelt.

Damit hinkt die Schweiz anderen Staaten vor allem aus Asien immer noch hinterher. In Südkorea sind es bereits heute 96 Prozent und in China immerhin rund zwei Drittel der Transaktionen, die bargeldlos erfolgen. Das zeigen Zahlen des japanischen Branchenverbands Payments Japan Association.
Blick ins Portemonnaie
Für viele ältere Japaner ist das eine andere Welt. «Ich bin nicht daran interessiert, ohne Bargeld zu leben», sagt eine 65-jährige Tokioterin. «Ich würde mich dann unwohl fühlen, wenn ich mein Handy verlieren sollte.»
Ausserdem fehle ihr dann der Überblick darüber, wie viel sie ausgegeben habe. Ein Blick ins Portemonnaie sei da viel aufschlussreicher.

Trotz dieser Vorbehalte rühren Firmen wie der Telekomriese Softbank und die E-Commerce-Firma Mercari kräftig die Werbetrommel für das elektronische Bezahlen. Das bleibt nicht ohne Erfolg.
So konnte die Softbank mit dem Partner Yahoo Japan bereits die Zahl der Abonnenten der Bezahl-App PayPay hochzuschrauben: Innerhalb weniger Monate um stieg sie von 5 auf 15 Millionen an.
Viele Gründe in Japan für Bargeld
Bislang sprechen jedoch in Japan auch viele Gründe für die Nutzung von Bargeld. Denn die Furcht vor Diebstahl ist wegen der relativ niedrigen Kriminalitätsrate nicht so ausgeprägt wie in anderen Staaten. Zudem gibt es ein weit verzweigtes Netz von Geldautomaten, das Abhebungen praktisch flächendeckend möglich macht.
Doch dies könnte sich ändern. Die Geschäftsbanken gehen allmählich dazu über, das Automatennetz auszudünnen. Und erschweren damit den bequemen Zugang zu Bargeld. Damit brechen für die Älteren, die fast ein Drittel der Bevölkerung ausmachen, schwere Zeiten an.