Coop übergibt die Kontrolle ihrer Naturafarm-Labelanforderungen an IP Suisse. Doch die beiden Labels unterscheiden sich bezüglich Tierwohl.
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Fleischauswahl in einer Coop-Filiale. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Schweinefleisch wird zu unterschiedlichen Bedingungen produziert.
  • IP Suisse übernimmt nun die Naturafarm-Richtlinien von Coop.

Der kleine, rote Marienkäfer auf Fleischprodukten ist den meisten Konsumenten bekannt. Das rundliche Insekt steht für IP Suisse, ein Label, das für umweltschonend und tiergerecht produzierte Lebensmittel steht. Das IP-Chäferli tummelt sich bei Denner oder Migros, Volg oder Manor - und künftig auch bei Coop.

Denn: Das Coop-eigene Label Naturafarm spannt künftig mit IP-Suisse zusammen. Schweine-Fleischstücke mit dem Naturafarm-Label stammen von Schweinen, die es verhältnismässig gut hatten. In ihrem knapp sechsmonatigen Leben hatten sie viel Platz, waren in Gruppen und konnten jederzeit ins Freie.

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Ein Schwein steht im Stall eines Mastbetriebes. 21 Jahre alt wird ein Schwein in Natur. - dpa

Damit ist nun Schluss. Denn das IP-Chäferli macht den Schweinehaltern weniger strenge Vorschriften. Das zeigt sich beim Blick auf essenmitherz.ch, einer Vergleichsplattform für Schweizer Fleisch-Labels. Während bei Naturafarm 15 Steps to Go bis zum Idealzustand für das Tierwohl fehlen, sind es bei IP-Suisse gar 21 Defizit-Punkte.

IP Suisse will Standards anheben

Pikant: In einer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau bei Konsumenten durchgeführten Befragung zeigte sich, dass ein Drittel von ihnen glaubt, es handle sich beim IP-Suisse-Chäferli um ein Bio-Label. Dies ist allerdings bei weitem nicht der Fall.

Allerdings auch nicht beim Naturafarm. Vor allem weil beim Coop-Label kein Weideauslauf vorgesehen ist, gibt es Abzüge. Dazu kommen Defizite bei Zucht, Futter, Beschäftigung oder Haltung.

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Unter dem Label IP-Suisse wurden im Jahr 2018 rund 510‘000 Schweine geschlachtet. Das ist etwa ein Fünftel aller geschlachteten Schweine in der Schweiz. - Keystone

IP Suisse bestätigt heute, dass Coop die Naturafarm Produktionsrichtlinien per Januar 2021 an IP Suisse übergibt. "In diesem Zusammenhang wird die IP-Suisse im Rahmen der Entwicklung und Stärkung der Glaubwürdigkeit die Kontrolle sämtlicher Schweineproduzenten neu ausrichten." So würden die Kontrollen ab 2021 durch den Schweizer Tierschutz durchgeführt. Und: Die Mindestgesamtfläche pro Schwein soll erhöht werden.

Coop gibt die Verantwortung an IP Suisse ab, garantiert dafür 220'000 Label-Schweine abzunehmen. Ab dem 1. Januar 2021 gelten für die bisherigen Naturafarm-Produzenten nicht nur die Anforderungen von IP-Suisse sondern auch die Prämien.

Coop deklariert die Änderung der Label-Standards nicht

Wer bei Coop künftig zum Schweinskotelett mit Naturafarm-Stempel greift, erhält damit - gemäss essenmitherz.ch-Vergleich - weniger Tierwohl. Erfährt der Konsument die Änderung?

Für den Konsumenten ändere sich nichts, heisst es beim Basler Detailhändler dazu auf Anfrage. «Wir bieten weiterhin Schweizer Schweinefleisch mit höchster Qualität, das unsere hohen Anforderungen an eine nachhaltige Produktion erfüllt.»

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Der Detailhändler Coop macht seine Bemühungen im Bereich Nachhaltigkeit transparent. - Keystone

Das Naturafarm-Label bleibe weiterhin auf der Verpackung - auch wenn sich Coop künftig an die Richtlinien der IP Suisse halte, so Mediensprecherin Rebecca Veiga. Ob die Produkte dadurch günstiger werden, lässt Coop offen.

«Die Umstellung erfolgt auf Januar 2021. Wir kommunizieren zur gegebenen Zeit. Was wir heute sagen können: Generell geben wir Einsparungen bei der Beschaffung an unsere Kundinnen und Kunden weiter.»

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