Nach wie vor ist die Inflation in der Türkei auf sehr hohem Niveau. Im Mai schwächt sie aber stark ab, doch richtig glauben wollen das nicht alle.
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Türkische Lira liegen auf einem Tisch. (Symbolbild) - Sadat/XinHua/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Inflationsrate in der Türkei ist weiter rückläufig.
  • Im Mai stiegen die Preise im Jahresvergleich um 39,6 Prozent.
  • Die Opposition vermutet, dass die eigentlichen Zahlen höher sind.

In der Türkei hat sich die hohe Inflation im Mai weiter abgeschwächt. Im Jahresvergleich stiegen die Verbraucherpreise um 39,6 Prozent, wie das Statistikamt am Montag in Ankara mitteilte. Im vergangenen Jahr war die Rate bis auf rund 85 Prozent gestiegen, seither ist sie rückläufig. Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise nur noch geringfügig.

Die Opposition zweifelt die offiziellen Zahlen an und geht davon aus, dass die eigentliche Inflation höher liegt. Die in Istanbul ansässige Inflations-Forschungsgruppe Enag bezifferte die Teuerung für Mai im Jahresvergleich auf rund 109 Prozent.

Ein entscheidender Grund für die immer noch hohe Inflation ist die schwache Landeswährung Lira, die Einfuhren in die Türkei verteuert. In der vergangenen Woche war der Wechselkurs zu Dollar und Euro auf historische Tiefstände gefallen. Fachleute erklären die anhaltende Talfahrt vor allem mit der lockeren Geldpolitik der türkischen Notenbank.

Im Gegensatz zu vielen anderen Zentralbanken gehen die Währungshüter der Türkei nicht mit Zinsanhebungen gegen die hohe Teuerung vor, sondern haben ihre Leitzinsen sogar reduziert. Dies entspricht der Haltung von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Er sieht in hohen Zinsen kein Mittel gegen Geldentwertung, sondern vielmehr eine Ursache dafür. Mit der jüngsten Wiederwahl Erdogans dürfte sich an der Geldpolitik kaum etwas ändern, erwarten viele Experten.

Erdogan hatte am Samstag den erfahrenen Ökonomen Mehmet Simsek zum Finanzminister ernannt, der für eine rationale Geldpolitik plädiert. Inwieweit Erdogan ihm freie Hand lässt, bleibt abzuwarten.

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