Die Credit Suisse will eventuell einen Teil der Greensill-Fonds-Ausfälle selbst übernehmen. Die Verluste können sich bis auf drei Milliarden Dollar belaufen.
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Der britische «Lieferketten-Finanzierer» Greensill hatte Insolvenz angemeldet. Dadurch erlitt das Asset-Management der Credit Suisse einen harten Schlag (Symbolbild). - sda

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Verluste aus dem Greensill-Fonds der CS könnte sich auf 3 Milliarden Dollar belaufen.
  • Die Grossbank soll nun überlegen, einen Teil der Ausfälle selbst zu bezahlen.
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In der Affäre um die geschlossenen «Greensill»-Fonds der Credit Suisse zeichnet sich ein Ausfall in Milliardenhöhe für die Fondsinvestoren ab. Die Grossbank muss sich nun überlegen, ob sie zumindest einen Teil der Ausfälle selbst übernehmen soll.

Laut Medienberichten könnten sich die drohenden Verluste der CS-«Lieferketten-Finanzierungs»-Fonds auf 2 bis 3 Milliarden Dollar belaufen. Auf diese Summen seien Experten der Grossbank in internen Untersuchungen gekommen, schreibt etwa die britische «Financial Times» am Freitag. Vor der Suspendierung der vier Fonds von Anfang März hatten sich deren Vermögen noch auf rund 10 Milliarden Dollar belaufen.

Stahlgruppe schuldet 1,3 Milliarden Dollar

Gemäss der «FT» und der «Bilanz» hofft die Grossbank, die Fondsverluste zwischen 1 und 2 Milliarden Dollar einzugrenzen. Weitere Mittel könnten etwa dank Versicherungsdeckungen von Forderungen oder über den Gerichtsweg eingebracht werden, so die Hoffnung.

Den umfangreichsten Risikoposten bilden offenbar Forderungen an das Stahlkonglomerat GFG Alliance des Industriellen Sanjeev Gupta. Die Stahlgruppe schulde den Fonds laut FT rund 1,3 Milliarden Dollar und habe bereits erklärt, diese nicht bezahlen zu können.

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Die Credit Suisse verabschiedet sich möglicherweise aus dem Swiss Market Index. - Keystone

Nicht zu erwarten sind laut den Angaben auch Zahlungen des US-Kohleunternehmens Bluestone Resources mit Ausständen von rund 850 Millionen. Auch die Zahlung des US-Bauunternehmen Katerra mit rund 400 Millionen Dollar wird nicht erwartet.

Greensill: Verbindung mit Gupta-Firmen warf Fragen auf

Das Modell der «Lieferketten-Finanzierungsfonds» verlief folgendermassen: Ein Unternehmen verkaufte beispielsweise Stahl an einen Kunden. Es wartete aber nicht auf den Eingang der Zahlung, sondern erhielt das Geld unmittelbar von Greensill.

Beglich der Kunde später seine Rechnung, so hatte das Stahlunternehmen die Summe an Greensill weiterzureichen. Die Bank verdiente dabei eine Marge. Greensill bündelte solche Forderungen und brachte sie in «Lieferketten-Fonds» wie diejenigen der CS ein.

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Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat für die in Turbulenzen geratene Greensill Bank einen Insolvenzantrag gestellt. - dpa

Die sehr enge Verbindung von Greensill mit den Gupta-Unternehmen hatte Behörden schon vor längerem stutzig gemacht. Bei der deutschen Greensill-Bankentochter hatte die Finanzmarktaufsicht Bafin deshalb eine Untersuchung eingeleitet. Dabei fand die deutsche Behörde in der Bankbilanz Forderungen an die Gupta-Unternehmen, für deren Existenz keine Belege existierten. In der Folge wurde die Greensill Bank geschlossen.

Den Fondsanlegern hat die CS bisher eine Zahlung von 3,1 Milliarden Dollar ausgerichtet und damit ein knappes Drittel zurückbezahlt. Vergangene Woche hatte CS-CEO Thomas Gottstein erklärt, dass weitere Mittel im Umfang von knapp 1,3 Milliarden zurückgeflossen seien. Eine weitere Rückzahlung in Milliardenhöhe dürfte nun laut FT Anfang April zu erwarten sein.

Credit Suisse: Aktionäre beschwerten sich

Währenddessen müssen sich die CS-Verantwortlichen überlegen, in welchem Ausmass die Bank den geschädigten Anlegern entgegenkommen soll. Die Bank überlege, bis zu 50 Prozent der Ausfälle selbst zu übernehmen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider. Sicher ist, dass ein Ausfall in Milliardenhöhe für die Fondsinvestoren der Reputation der Grossbank kaum zuträglich sein dürfte.

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Das Logo der Credit Suisse. - Keystone

Eine allfällige Übernahme eines grösseren Teils der Fondsverluste droht allerdings auch das Ergebnis des laufenden Jahres spürbar zu belasten. Das dürfte bei den Aktionären sehr schlecht ankommen: Diese hatten sich bereits über hohe Sonderposten in der Rechnung 2020 beschwert.

Die Greensill-Affäre lastet derweil auch spürbar auf dem CS-Aktienkurs: Der CS-Titel hat seit Anfang März entgegen dem allgemeinen Börsenverlauf gut 5 Prozent nachgegeben. Die Titel der Konkurrentin UBS haben im gleichen Zeitraum fast 7 Prozent zugelegt.

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