Goldpreis-Boom: China und Zentralbanken treiben Preise
Der Goldpreis steigt unaufhaltsam, getrieben von Chinas Zentralbank und weltweiten Nachfragen.

Der schier unaufhaltsame Anstieg des Goldpreises wird sich nach Einschätzung von Händlern und Finanzbranche fortsetzen. Das World Gold Council (WGC) in London prophezeit einen weiteren Preisanstieg in der zweiten Jahreshälfte, wenn auch leicht verlangsamt.
Gold ist mittlerweile so teuer geworden, dass die weltweite Nachfrage der Schmuckhersteller laut der jüngsten Prognose des WGC in diesem Jahr stark nachgelassen hat – von 435 Tonnen im ersten Quartal auf 356 Tonnen im zweiten.
Der Preis pro Feinunze – 31,1 Gramm – liegt derzeit bei gut 3300 Dollar, fast doppelt so hoch wie 2022. Nach einer Einschätzung der US-Investmentbank Goldman Sachs könnte der Preis bis Mitte 2026 auf 4000 Dollar steigen. Massgebliche Preistreiber sind die Zentralbanken Chinas und anderer Länder, die die Abhängigkeit vom Dollar verringern wollen und ihre Goldreserven kontinuierlich erhöhen.
Zentralbanken als Hauptakteure
«Solange die Zentralbanken ihre Goldreserven weiter erhöhen, wird sich der Goldpreis nicht Richtung Süden bewegen, sondern Richtung Norden», sagt Michael Eubel, Leiter des Edelmetallgeschäfts bei der BayernLB, einem der führenden deutschen Goldhändler.
«Norden» bedeutet im Sprachgebrauch der Finanzszene steigende Preise, der «Süden» dagegen fallende.
«In den vergangenen Jahren haben die Notenbanken insgesamt weltweit jährlich rund 1000 Tonnen Gold erworben», sagt Benjamin Summa, Sprecher des ebenfalls in München ansässigen Handelshauses Pro Aurum. «Ein erheblicher Teil davon entfiel wohl auf China.»
Chinas Rolle im globalen Goldmarkt
Seit der Jahrhundertwende hat China hat seine offiziellen Goldreserven laut WGC-Daten fast versechsfacht, von 395 Tonnen auf 2292 Tonnen Ende des ersten Quartals.
Damit wäre der nationale Goldschatz Chinas der siebtgrösste der Welt. Doch sind etliche Fachleute überzeugt, dass die Pekinger Führung ihren Bestand in Wahrheit sehr viel stärker aufgestockt hat.
«China hat nach meiner Einschätzung auf dem Weg über die Zweitmärkte mindestens weitere 500 Tonnen erworben», sagt Eubel. Abgesehen davon ist China auch weltweit grösster Goldproduzent. «Davon wird extrem wenig exportiert», sagt der BayernLB-Goldexperte.