Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank ist abgesagt

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Deutschland,

Im deutschen Bankensektor wird es vorerst keinen «nationalen Champion» geben: Deutsche Bank und Commerzbank haben ihre Fusionsgespräche offiziell abgebrochen.

Keine Fusion der grössten deutschen Banken
Keine Fusion der grössten deutschen Banken - dpa/AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Gewerkschaft Verdi und Politiker begrüssen Abbruch der Gespräche.

Sie seien nach wochenlanger gründlicher Prüfung zu dem Schluss gekommen, dass ein Zusammenschluss «keinen ausreichenden Mehrwert bieten würde», erklärten die beiden grössten deutschen Banken am Donnerstag. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) äusserte Verständnis, die Gewerkschaft Verdi zeigte sich angesichts befürchteter Jobverluste erleichtert.

«Es war sinnvoll, diese Option einer innerdeutschen Konsolidierung zu prüfen», erklärten Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und Commerzbank-Chef Martin Zielke wortgleich. Allerdings habe sich herausgestellt, dass eine Fusion «nicht im Interesse der Aktionäre» sowie anderer Interessengruppen beider Unternehmen wäre. Das gelte auch mit Blick auf die Umsetzungsrisiken, Restrukturierungskosten und Kapitalanforderungen, die mit einer solch grossen Integration einhergingen.

Daher hätten beide Banken entschieden, die Gespräche nicht fortzusetzen. Von Anfang an sei klar gewesen, dass mit einem Zusammenschluss höhere und nachhaltigere Renditen für die Aktionäre und bessere Leistungen für die Kunden hätten einhergehen müssen. Die Banken hatten Mitte März mit Sondierungen begonnen und seitdem «ergebnisoffene Gespräche» geführt.

Scholz erklärte: «Solche Kooperationen machen nur Sinn, wenn sie sich betriebswirtschaftlich rechnen und auf ein belastbares Geschäftsmodell zusteuern.» Gleichwohl brauche die global agierende deutsche Industrie «konkurrenzfähige Kreditinstitute, die sie in aller Welt begleiten können». Berichten zufolge soll im Vorfeld Druck aus der Politik gekommen sein, in Deutschland eine Grossbank zu etablieren, die sich gegen Konkurrenz aus China und den USA durchsetzen könne.

Gewerkschaften und Finanzexperten dagegen hatten sich schon während der laufenden Sondierungsgespräche ablehnend geäussert. Die Arbeitnehmervertreter fürchteten die Streichung von bis zu 30.000 Stellen. Finanzwissenschaftler warnten vor einer Bank, die wegen ihrer Grösse nicht pleite gehen darf, aber gleichzeitig zu viele offene Baustellen hat, um erfolgreich arbeiten zu können.

Verdi zeigte sich nun erleichtert über den Abbruch der Fusionsgespräche. Die Nachteile eines solchen Zusammenschlusses hätten «vor allem in Bezug auf die Arbeitsplätze deutlich überwogen», erklärte Gewerkschaftschef Frank Bsirske.

Der Präsident des Bankenverbands, Hans-Walter Peters, erklärte, die Banken hätten das Ende ihrer Fusionsgespräche «gut und nachvollziehbar begründet». Ein Zusammenschluss wäre «in der momentanen Situation ökonomisch nicht sinnvoll». Auswirkungen auf Kunden und Unternehmen habe die Entscheidung nicht.

Der CSU-Wirtschaftspolitiker Hans Michelbach sprach von einem «Sieg der wirtschaftlichen Vernunft». Grösse bedeute nicht zwangsläufig Stärke. Auch FDP-Vize Michael Theurer erklärte, die Fusion sei von vornherein «zum Scheitern verurteilt» gewesen. «Wenn zwei Schwache zusammengehen, kommt nicht automatisch ein Starker heraus». Die Grünen erklärten ebenfalls, niemand habe erklären können, «warum eine noch grössere Risikobank Sinn gemacht hätte».

Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende, sprach von einer «guten Nachricht für die deutsche Bevölkerung». Die Gefahren durch die mögliche Fusion «wären immens gewesen». Jedoch blieben auch ohne den Zusammenschluss Risiken, denn die Deutsche Bank sei auch allein «noch immer viel zu gross» und müsste im Notfall wohl gerettet werden.

Die Aktie der Deutschen Bank legte zwischenzeitlich um über vier Prozent zu, verlor später aber wieder und stand am Nachmittag knapp ein Prozent im Minus bei rund 7,50 Euro. Das Papier der Commerzbank verlor fast 2,8 Prozent und stand am Nachmittag bei etwa 7,60 Euro.

Die Deutsche Bank präsentierte zugleich Zahlen für das erste Quartal, sie erwartet für diesen Zeitraum einen Gewinn nach Steuern von rund 200 Millionen Euro. Der Umsatz liegt vorläufigen Ergebnissen zufolge bei 6,4 Milliarden Euro. Detaillierte Geschäftszahlen will die Bank am Freitag vorlegen.

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