Mitglieder der Generation Z haben teilweise klare Vorstellungen, was ihren Job angeht – vor allem, für wen sie nicht arbeiten wollen. Ein Experte ordnet ein.
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Arbeit ist nicht gleich Arbeit: Wer es sich als Gen-Z-Mitglied leisten kann, schaut beim potenziellen Arbeitgeber auch auf dessen Werte. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Für Mitglieder der Gen Z kommen gewisse Unternehmen nicht als Arbeitgeber infrage.
  • Ein Experte erklärt, was es mit diesem angeblichen Boykott auf sich haben könnte.
  • Betroffene Firmen halten derweil fest, man sei bei den Jungen nach wie vor beliebt.
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Es gibt viele harte Kriterien, die darüber entscheiden können, bei welchem Unternehmen man sich bewirbt. Sei es der Lohn, der Arbeitsort oder natürlich überhaupt die Verfügbarkeit von Jobs. Doch auch persönliche Werte spielen eine Rolle – offenbar insbesondere bei der Generation Z.

Denn wie der «Business Insider» berichtet, haben die Jungen diesbezüglich klare Erwartungen an ihren Arbeitgeber. Das gehe so weit, dass die Generation bestimmte Firmen sogar boykottiere.

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Die Generation Z soll gemäss einem Medienbericht bestimmte Unternehmen als Arbeitgeber ausschliessen.
Boykott Gen Z
In den sozialen Medien kursieren zudem ebenfalls Boykott-Aufrufe – oft im Zusammenhang mit dem Nahen Osten.
Boykott Gen Z
Es gibt sogar ganze Übersichten und Listen dazu.
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Von einem generationenweiten Boykott zu sprechen, wäre allerdings übertrieben.
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Denn nicht alle haben das gleiche Wissen, die gleiche Meinung oder die gleichen Alternativen, um das durchzuziehen.

Die Newsseite beruft sich dabei auf einzelne befragte Mitglieder der Gen Z oder Inhalte in den sozialen Medien. Es handelt sich also nicht um eine empirische Umfrage. Als Beispiele für boykottierte Firmen werden verschiedene Unternehmen wie McDonald's oder Starbucks genannt. Entscheidend seien unter anderem Werte wie Umweltschutz oder die Haltung zu Kriegen.

In den sozialen Medien kursieren zudem ebenfalls Übersichten mit Unternehmen, die man aus der Sicht von einigen Usern boykottieren sollte. Oft geht es hier um deren angebliche Haltung im Nahostkonflikt.

Trotz Zweifel an der wissenschaftlichen Aussagekraft des Artikels und der Social-Media-Listen ist diese Boykott-Erkenntnis sicherlich interessant. Nau.ch hat deshalb beim Generationenforscher Rüdiger Maas nachgefragt, wie er die Situation einschätzt.

Marktmacht hat sich verschoben – zugunsten der Jungen

Zunächst betont er, dass es «etwas zu weit gegriffen» sei, vom Boykott einer ganzen Generation zu sprechen. Maas sagt: «Die Arbeit boykottieren zu können, ist immer auch eine Verhaltensweise, die man sich ‹leisten können› muss.» Junge Menschen, die Alternativen haben, können das vielleicht tun. Andere müssen schlicht den Job annehmen, den sie bekommen.

Allerdings ist es sicherlich so, dass sich der Arbeitsmarkt in den letzten Jahren verändert hat. Denn die Marktmacht hat sich eher vom Arbeitgeber zum Arbeitnehmer hin verschoben.

Grund: Es gibt immer weniger junge Arbeitskräfte, Stellen zu besetzen wird immer schwieriger. Also können die Jungen Forderungen stellen.

Laut Maas ist das der grosse Unterschied zwischen der Gen Z und älteren Leuten: «Wichtig waren auch den älteren Menschen die Werte der Arbeitgeber. Nur hatten sie auf einem Arbeitgebermarkt nicht die Möglichkeit, etwas auszuschlagen, wenn sich eine berufliche Option auftat.»

Wie wichtig sind Ihnen die Werte Ihres Arbeitgebers?

Die Gen Z kann also eher auf etwas pochen und es sich leisten, bestimmte Jobs abzulehnen. Wichtig sei den Jungen insbesondere ein «angenehmes Arbeitsklima», erklärt Maas. Sie wollen in einer «wohlwollenden Arbeitsatmosphäre» arbeiten – ohne grosse Unannehmlichkeiten.

Nicht nur, weil sie Forderungen stellen können. Auch die möglicherweise «überbehütete» Erziehung hat laut dem Experten einen Einfluss auf diese Haltung: «Die Toleranz, Unangenehmes in der Arbeit auszuhalten, ist bei den Angehörigen der Generation Z daher geringer ausgeprägt.»

Unternehmen durch Gen-Z-Boykott unter Druck?

Eine Ablehnung von bestimmten Firmen kann indes auch moralisch Sinn machen, sagt Maas: «Aus ethischer Perspektive kann man einem ‹Boykott› Rückendeckung geben.» Wenn ein Unternehmen beispielsweise gegen Menschenrechte verstosse, sei es richtig, dieses nicht mit Arbeitskraft zu unterstützen.

Rüdiger Maas
Generationenforscher Rüdiger Maas. - Rüdiger Maas

Ob das die Unternehmen dann tatsächlich unter Druck setzt, ist eine andere Frage. So kann es sein, dass jemand kündigt, wenn die Arbeit nicht dem entspricht, wie sich das Unternehmen gegen Aussen präsentiert. Das sei nicht zwingend schlecht, sagt Maas, denn dann müssten die Firmen ihre Geschäftsmodelle überdenken. «Dass das im grossen Stil passiert, ist allerdings fraglich», führt der Experte aus.

Wichtig ist laut Maas, dass man das Verhalten der Gen-Z-Mitglieder immer auch im entsprechenden Kontext anschaut. So ist es beispielsweise möglich, dass man zwar nicht für eine bestimmte Firma arbeiten will. Beim Konsum greift man dann aber doch auf deren Produkte zurück, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Wie eben McDonald's oder Starbucks.

Unternehmen: Sind bei Gen Z weiterhin beliebt

Und was sagen die genannten Unternehmen selbst zum mutmasslichen Gen-Z-Boykott? Geraten sie deswegen tatsächlich unter Druck?

McDonald's kann die angeblich sinkende Beliebtheit «nicht nachvollziehen», sagt Mediensprecherin Nadine Zürcher zu Nau.ch: «Sowohl unter unseren Mitarbeitenden als auch unter unseren Gästen gibt es sehr viele Menschen aus der Generation Z.» Diese seien sehr zufrieden.

Zudem betont McDonald's, dass man im Nahostkonflikt keine Seite finanziere oder unterstütze. Zürcher sagt: «Wir sind bestürzt über die Desinformation und die ungenauen Berichte über unsere Haltung.»

McDonalds
Gäste in einem McDonald's-Restaurant. (Symbolbild)
Starbucks
Eine Starbucks-Tasse. (Symbolbild)

Auch bei Starbucks registriert man «hohe Zufriedenheitsraten unter allen Mitarbeitenden inklusive der Gen Z», heisst es gegenüber Nau.ch.

Die Kaffeekette hält ebenfalls nichts von den Vorwürfen zum Thema Nahostkonflikt. Auf seiner Seite schreibt das Unternehmen: «Starbucks hat noch nie in irgendeiner Weise zu einer Regierung oder einer militärischen Operation beigetragen.» Entsprechende Aussagen in den sozialen Medien seien schlicht falsch.

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