Immer mehr junge Menschen leiden an einer Depression. Dies passt zum Vorurteil der verweichlichten Generation. Doch ist die Erklärung wirklich so simpel?
Depression Symbolbild
In seinen Zwanzigern steht einem das Leben offen – das kann belastend sein. - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Studie der Harvard-Uni ergab: Immer mehr junge Menschen sind depressiv.
  • Die Klimakrise, die Corona-Pandemie und Social Media belasten die Gen Z.
  • Doch es gibt Hoffnung: Die Quarterlife-Crisis macht die junge Generation stärker!
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Die Generation Z sieht sich mit vielen Vorurteilen konfrontiert. Sie sei faul, wolle nicht arbeiten und dazu sei sie verweichlicht. Ob solche Anschuldigungen stimmen, sei dahin gestellt. Eine Studie schaute nun hinter die Fassade der Sprösslinge unserer Gesellschaft und zeichnet ein eher erschreckendes Bild.

Der Bericht der angesehenen Harvard-Universität in den USA ergab: Das Durchschnittsalter für den Ausbruch von Depressionen ist gesunken – von den späten Vierzigern auf Mitte zwanzig.

Was früher die Midlife-Crisis war, ist heute die Quarterlife-Crisis (dt. Krise nach einem Viertel des Lebens). Das heisst: Heute leiden junge Menschen mehr als in früheren Generationen.

Klimakrise, Corona, Rassismus, Social Media

«Das Phänomen selbst beobachte ich auch», sagt Jugendforscherin Gabi Rohman. Die Berliner Sozialwissenschaftlerin geht sogar noch weiter: «Es sind auch noch jüngere Menschen als Mitte zwanzig betroffen.»

Denn heutzutage sehe sich die Jugend mit vielen Herausforderungen und Krisen konfrontiert. Die Klimakrise, die Corona-Pandemie, wirtschaftliche Unsicherheiten und der steigende Rassismus wären belastend.

Frau Depressiv
Laut einem Bericht der Harvard-Universität ist das Durchschnittsalter für den Ausbruch von einer Depression auf Mitte zwanzig gesunken.
Gabi Rohmann
Woran liegt das? Laut der deutschen Jugendforscherin Gabi Rohman sieht sich die Jugend mit vielen Herausforderungen und Krisen konfrontiert.
Waldbrand
Die Klimakrise, die Corona-Pandemie, wirtschaftliche Unsicherheiten und der steigende Rassismus wären belastend.
Social Media
«Dazu kommen die Allgegenwart von Internet und Social Media», so die Berlinerin.

«Dazu kommt die Allgegenwart von Internet und Social Media», ergänzt Rohman. Prekär sei dabei, dass «nicht jede Person die mentalen, psychischen und finanziellen Ressourcen hat, um damit resilient umzugehen».

Der Schweizer Gen-Z-Experte Yannick Blätter sieht ähnlich starke psychische Belastungen für die Jugend. «Oftmals ohne, dass sie es selbst merken», fügt der Luzerner hinzu. Die Jungen seien überflutet mit Reizen, hätten «Fear of missing out» (Deutsch: Angst, etwas zu verpassen) und würden sich selbst starken Druck durch den Vergleich auf Social Media machen.

Hatten Sie schon mal eine Lebenskrise?

Dazu komme der gedämpfte Ausblick auf die Zukunft «wegen aktueller geopolitischer und ökologischer Krisen». Diese Herausforderungen seien normal im Leben – «das war schon immer so», meint Blätter. Doch entscheidend sei, wie man darauf reagiere. «Aber junge Menschen sind oft überfordert mit ihrer Selbstorganisation.»

Gen Z sorgt sich um mentale Gesundheit

Kann die Gen Z etwa– verglichen mit älteren Generationen – schlecht mit Herausforderungen umgehen?

Klar ist: Heute wird mehr über die mentale Gesundheit gesprochen, da sind sich beide Fachpersonen sicher. Rohman sagt: «In früheren Zeiten wurde das viel stärker tabuisiert.» Blättler meint, dass sich junge Menschen auch mehr Sorgen über ihre mentale Gesundheit machen würden: «53 Prozent aus der Gen Z, um genau zu sein.»

Junge Menschen lachen.
Aus überstandenen Lebenskrisen können wertvolle Lektionen gelernt werden. - keystone

Trotz allem macht die englische Studie Hoffnung: «Diese Krise ist enorm wertvoll für den weiteren Verlauf des Lebens», heisst es in dem Bericht. Denn die Quarterlife-Crisis lehre den Jungen Bewältigungsstrategien, um weitere Krisen besser zu überstehen. «Die Schmerzen eines 20-Jährigen mögen sich schrecklich anfühlen, wenn man gerade mittendrin ist. Aber sie verbessern unser Leben in der Zukunft.»

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Brauchen Sie Hilfe?

Sind Sie selbst depressiv oder haben Sie Suizidgedanken? Dann kontaktieren Sie bitte umgehend die Dargebotene Hand (www.143.ch).

Unter der kostenlosen Hotline 143 erhalten Sie anonym und rund um die Uhr Hilfe. Die Beraterinnen und Berater können Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Auch eine Kontaktaufnahme über einen Einzelchat oder anonyme Beratung via E-Mail ist möglich.

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