Die Europäische Zentralbank stimmt angesichts der gesunkenen Inflation auf die erste Zinssenkung seit Sommer 2022 ein.
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EZB-Sitz in Frankfurt. (Archivbild) - AFP/Archiv

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins im Euroraum nicht angetastet. Die Euro-Währungshüter stimmen allerdings Konsumenten und Unternehmen angesichts der gesunkenen Inflation auf die erste Zinssenkung seit Sommer 2022 ein. Vieles deutet auf eine Zinssenkung im Juni hin.

Die Inflation sei weiter zurückgegangen und auch bei den meisten Messgrössen der zugrunde liegenden Teuerung sei eine Entspannung zu verzeichnen, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag in Frankfurt im Anschluss an eine Ratssitzung. «Im Juni werden wir viel mehr Daten und neue Projektionen haben». Dann werde der Rat entscheiden, ob seine Zuversicht erfüllt worden sei.

Bedingungen für eine Reduzierung erfüllt

Einige Mitglieder des geldpolitischen Rats seien bereits jetzt zuversichtlich gewesen, dass die Bedingungen für eine Reduzierung erfüllt seien, sagte Lagarde. Sie seien allerdings bereit gewesen, sich der grossen Mehrheit im Rat anzuschliessen, die lieber zusätzliche Informationen im Juni abwarten wolle. Dann legen die EZB-Experten die neuen Inflations- und Konjunkturprognosen vor.

«Nur eine Kehrtwende bei den anstehenden Wirtschaftszahlen mit einem wider Erwarten erstarkenden Lohnanstieg oder einem Sprung der Inflation nach oben» könne eine Zinssenkung noch verzögern, erwartet Andreas Bley, Chefvolkswirt des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).

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Das Logo der VP Bank. - Keystone

Nach Einschätzung von VP-Bank-Chefökonom Thomas Gitzel dürften im Fall einer Zinssenkung im Juni weitere Lockerungen folgen. «Lediglich eine Zinssenkung macht ökonomisch nur wenig Sinn.»

Am Donnerstag liess die Notenbank die Zinsen zum fünften Mal in Folge unverändert. Der Zins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, liegt weiter bei 4,5 Prozent. Der Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, beträgt im gemeinsamen Währungsraum der 20 Mitgliedstaaten unverändert 4,0 Prozent.

Angriffskrieg auf die Ukraine

Um die nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine auf Rekordhöhe gestiegene Inflation in den Griff zu bekommen, hatte die EZB seit Juli 2022 zehnmal in Folge die Zinsen nach oben geschraubt. Kredite werden damit teurer. Das kann die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Teurere Finanzierungen sind zugleich eine Last für die Wirtschaft und Privatleute, die sich Geld leihen wollen.

Die Preisentwicklung nähert sich damit dem Ziel der EZB an, die mittelfristig eine jährliche Inflationsrate von zwei Prozent anstrebt. Bei diesem Wert sehen die Währungshüter Preisstabilität gewährleistet. Die Notenbank rechnet aktuell damit, dass der Zielwert Mitte 2025 erreicht wird. «Auf dem Weg dahin wird es Unebenheiten geben, es wird nicht linear verlaufen», sagte Lagarde.

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