In China geraten immer mehr Immobilienfirmen in Schwierigkeiten. Auch kleinere Firmen können Fristen nicht mehr einhalten.
Häuser von Evergrande
Häuser von Evergrande - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Evergrande-Krise sorgt weiterhin für Probleme.
  • Nun kämpfen auch kleinere Immobilienfirmen mit Zahlungsfristen.

In China geraten immer mehr Immobilienfirmen in Schwierigkeiten. Nachdem der zweitgrösste Wohnungsbaukonzern des Landes, China Evergrande, in Zahlungsverzug geraten ist, reissen nun auch kleinere Firmen wichtige Fristen für Zinszahlungen.

Der Immobilienentwickler Modern Land teilte am Montag mit, er wolle Investoren um die Verschiebung eines Rückzahlungsdatums für ausstehende Anleiheschulden bitten.

Börsenhandel wird eingeschränkt

Sinic Holdings erklärte, kommende Woche wegen fehlender finanzieller Ressourcen voraussichtlich nicht in der Lage zu sein, 250 Millionen Dollar an Anleihegläubiger zu bezahlen. Darüber hinaus schränkte der Immobilienkonzern Fantasia den Handel seiner Anleihen an der Börse in Shanghai nach einer Bonitätsherabstufung ein.

Die Schritte der Unternehmen verdeutlichen, welche Welle die Evergrande-Krise inzwischen in der fünf Billionen Dollar grossen chinesischen Immobilienbranche schlägt. Evergrande hat Schulden von mehr als 300 Milliarden Dollar und hat mehrfach nicht zum vereinbarten Zeitpunkt Anleihezinsen bezahlt. Die zuletzt fällig gewordenen 150 Millionen Dollar seien nicht ausgezahlt worden, sagten Investoren. Sie stellten sich auf grössere Ausfälle ein. Kurse von Anleihen der Firmen rauschten in den Keller.

Kommende drei Monate kritisch

Für viele nichtstaatliche chinesische Immobilienentwickler gehe es nun darum, die nächsten drei Monate zu überleben, meint Immobilienanalyst Cai Hongfei vom Brokerhaus Central Wealth Securities. «Sie auf ihren Rückzahlungsplan in sechs bis zwölf Monaten anzusprechen ist eine Frage, die sie schlichtweg nicht beantworten können.» Die Krise von Evergrande schwappe nun über auf andere Anleiheemittenten und andere Branchen, sagten die Analysten von JPMorgan.

Investoren sorgen sich davor, dass die Krise am chinesischen Immobilienmarkt die Banken des Landes in Schwierigkeiten bringt. Manch ein Analyst verglich die Situation mit dem Kollaps der US-Bank Lehman Brothers vor einem Jahrzehnt. Damals waren Banken rund um den Globus ins Straucheln geraten. Experten vermuten, dass die Regierung in Peking einschreitet. «Wir gehen davon aus, dass die politischen Entscheidungsträger keinerlei Toleranz gegenüber dem Entstehen systemischer Risiken haben und anstreben werden, einen stabilen Immobilienmarkt aufrechtzuerhalten», sagte Kenneth Ho, Kreditanalyst bei der US-Bank Goldman Sachs.

Bonds verloren bereits 80 Prozent an Wert

Die Anleihen von Fantasia sollen nun nur noch nach Verhandlungen den Besitzer wechseln. Zuvor hatte die Ratingagentur China Chengxin International Credit Rating (CCXI) die Titel herabgestuft. Bislang wurden diese an der Börse in Shanghai gehandelt. Zwei Fantasia-Bonds waren am Freitag vom Handel ausgesetzt worden, nachdem die Muttergesellschaft Fantasia Holdings am 4. Oktober die Frist für eine Rückzahlung über 206 Millionen Dollar verstreichen liess. Die meisten Bonds von Fantasia haben bereits rund 80 Prozent an Wert eingebüsst.

Die kleinere Immobilienfirma Modern Land teilte mit, sie wolle ihre Investoren darum ersuchen, das Fälligkeitsdatum für eine am 25. Oktober auslaufende Dollar-Anleihe um drei Monate nach hinten zu verschieben. Eine Zahlungsunfähigkeit solle so vermieden werden.

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