Unmittelbar nach der EZB-Entscheidung zum Anheben des Leitzinses stiegt der Euro stark. Im Laufe des Nachmittags verlor die Gemeinschaftswährung aber die zwischenzeitlichen Zuwächse wieder.
Die Entscheidungen der EZB haben den Euro nur zwischenzeitlich stabilisiert.
Die Entscheidungen der EZB haben den Euro nur zwischenzeitlich stabilisiert. - Daniel Karmann/dpa
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Euro hat nach den geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag stark geschwankt.

Unter dem Strich aber hat sich die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Vorabend nur wenig verändert. Am Nachmittag notierte der Eurokurs bei 1,0191 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0199 Dollar und damit auf dem Niveau vom Mittwoch fest. Der Dollar kostete damit 0,9805 Euro.

Der Euro hatte am Mittag zunächst mit einem steilen Anstieg darauf reagiert, dass die Rekordinflation die Euro-Währungshüter zu einem unerwartet hohen Tempo bei ihrer ersten Zinserhöhung seit elf Jahren führt. Die Leitzinsen steigen um jeweils 0,50 Prozentpunkte und nicht wie von Analysten erwartet um lediglich jeweils 0,25 Prozentpunkte. Höhere Zinsen machen eine Währung für Anleger in der Regel attraktiver, so dass der Euro bei 1,0278 Dollar sein Tageshoch erreichte.

Zweifel am Anti-Krisen-Programm

Die Euphorie verflog aber in der Pressekonferenz von EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Anschluss an die Verkündung der geldpolitischen Entscheidungen schnell wieder. Der Euro sackte um mehr als einen Cent ab. Nach Ansicht von Händlern wuchsen die Zweifel bezüglich des am Donnerstag vorgestellten neuen Anti-Krisen-Programms, des sogenannten Transmission Protection Instruments (TPI). Dieses soll sicherstellen, dass Zinserhöhungen Länder wie zum Beispiel Italien nicht über Gebühr belasten, und eine Fragmentierung des Währungsraums verhindern.

Das neue Anti-Fragmentierungswerkzeug lasse den Verdacht aufkommen, dass die europäischen Währungshüter statt Geld- auch Fiskalpolitik betrieben, schrieb Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Steigende Risikoaufschläge sollten eigentlich Anreiz für Regierungen sein, ihre Staatsfinanzen zu konsolidieren. Diesen Mechanismus hebele die EZB im Zweifelsfalle mit ihren Wertpapierkäufen aus.

Schwankungen schon vor der EZB-Entscheidung

Bereits vor den EZB-Entscheidungen hatte der Euro recht deutlich geschwankt. Im frühen Handel reagierten die Anleger erleichtert darauf, dass Russland wieder Gas durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 liefert. Zuvor war befürchtet worden, Moskau könne den Gashahn wegen des Ukraine-Kriegs komplett zulassen. Dies hätte die Rezessionsgefahr im Euroraum deutlich erhöht.

Doch bereits am Vormittag belastete die Regierungskrise in Italien wieder den Euro. Vorgezogene Neuwahlen in dem hoch verschuldeten Land - vermutlich im Herbst - sind zunehmend wahrscheinlich. Denn die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi ist gescheitert, Staatspräsident Sergio Mattarella hat dessen Rücktritt bereits angenommen. Hintergrund ist die fehlende Unterstützung dreier Koalitionsparteien.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85545 (0,85178) britische Pfund, 141,46 (140,92) japanische Yen und 0,9924 (0,9896) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1709 Dollar gehandelt. Das waren 13 Dollar mehr als am Mittwoch.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

EZBChristine LagardeMario DraghiRegierungFrankenHandelHerbstDollarEuroEurokurs