Im Vergleich zum Euro ist der Schweizer Franken so stark wie kaum zuvor. Gründe dafür sind unter anderem der Ukraine-Krieg und die zögerliche Zinswende der EZB.
Euro Franken
Am Montag wird ein Euro zu 0,96345 Franken gehandelt und somit zum tiefsten je gehandelten Euro-Franken-Kurs. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schweizer Franken ist im Vergleich zum Euro so stark wie kaum zuvor.
  • Am Montag wird ein Euro zu 0,96345 Franken gehandelt.
  • Gründe dafür sind der Ukraine-Krieg und die zögerliche Zinswende der EZB.

Der Franken ist zum Euro so stark wie nie. Am Montagmorgen ist die Gemeinschaftswährung auf den tiefsten je gehandelten Stand gefallen. Darüber, ob der Abwärtstrend noch länger anhält, gehen die Meinungen der Devisenfachleute allerdings auseinander.

Als Gründe für die aktuelle Frankenstärke werden einmal mehr der Ukraine-Krieg und die zögerliche Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) gennant. Auch die drohende Energiekrise in Europa sowie die tiefere Inflation in der Schweiz werdan als Ursachen angeführt.

Am Montag wird ein Euro zu 0,96345 Franken gehandelt und somit zum tiefsten je gehandelten Euro-Franken-Kurs.

Einzig am «Chaostag», könnte er vorübergehend noch tiefer gefallen sein. Zur Erinnerung: Im Januar 2015 hatte die SNB den Euromindestkurs von 1,20 Franken aufgehoben. Zum Vergleich: Bei der Einführung des Euro am 1. Januar 2002 kostete der Euro 1,48 Franken und stieg in den Jahren danach vorübergehend auf mehr als 1,60 Franken.

Unklar, ob der Euro-Tiefpunkt bereits passiert ist

Ob der Euro nun den Tiefpunkt schon gesehen hat, sei schwer zu sagen. Das sagte Thomas Heller, Anlagechef (CIO) bei Belvédère Asset Management, gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.

Es scheine aber viel Negatives im Euro-Kurs eingepreist zu sein. «Ich gehe nicht davon aus, dass sich der Abwärtstrend der letzten 2 Monate ungebremst fortsetzen wird. Ich sehe sogar eher die Möglichkeit einer gewissen Gegenbewegung.»

Nach Ansicht der Devisenexperten der Credit Suisse dürfte sich der Euro ebenfalls nur noch wenig abwärts bewegen. Die Grossbank prognostiziert einen Euro-Kurs von 96 Rappen auf Sicht von drei Monaten. Sie erwartet die Gemeinschaftswährung somit etwa auf dem aktuellen Kursniveau.

John Plassard, Analyst bei «Bank Mirabaud», erwartet dagegen folgendes: Dass der Euro zum Franken in Richtung der Marke von 0,95 sinken wird. Das Schlüsseldatum für die Entwicklung des Frankens gegenüber Fremdwährungen sei für Plassard der 16. Juni.

Damals hatte die SNB den Leitzins auf noch -0,25 von bisher -0,75 Prozent erhöht. Diese Erhöhung sei nicht nur unerwartet, sondern auch unerwartet stark ausgefallen.

Damals hatte SNB-Präsident Thomas Jordan erklärt, «dass der Schweizer Franken nicht mehr auf einem hohen Niveau notiert». Zuvor war der Franken jahrelang als überbewertet bezeichnet worden.

Die Zinserwartungen lassen einen weiterhin starken Franken erwarten. Die CS rechnet damit, dass die Währungshüter den Leitzins im September um weitere 25 BP erhöhen. Thoms Stucki, CIO der St. Galler Kantonalbank erwartet, dass die SNB den Leitzins in mehreren Schritten bis Mitte 2023 auf 1,50 Prozent anheben dürfte.

Die SNB habe nicht ganz überraschend eine gewisse Aufwertung des Franken zugelassen, erklärt Belvédère-CIO Heller. Dies helfe ihr bei der Inflationsbekämpfung.

Intervention der SNB «unwahrscheinlich»

Nur solle das Ganze aus Sicht der SNB einigermassen geordnet ablaufen. Dazu sei sie weiterhin bereit, bei Bedarf zu intervenieren. Und dies habe die SNB zuletzt auch schon getan, sagte er.

Ein Indiz dafür ist die Zunahme der Sichtguthaben der Banken bei der SNB, wie Heller sagt. Diese sind in den vergangenen fünf Wochen hintereinander um mehrere Milliarden Franken gestiegen. Entwicklungen der Sichtguthaben gelten als Indiz dafür, ob die SNB am Devisenmarkt interveniert, um den Kurs des Frankens zu beeinflussen.

«Ich denke nicht, dass die SNB am Devisenmarkt interveniert hat», sagt dagegen Maxime Botteron, Ökonom bei der Credit Suisse. Die SNB führe regelmässig Repotransaktionen durch, die ebenfalls zu einem Anstieg der Sichtguthaben bei der Nationalbank führen könnten. Er hält eine Intervention für unwahrscheinlich. Wenigstens, solange die Inflation (in der Schweiz) mehr als drei Prozent betrage und die SNB einen restriktiven Geldkurs fahre.

Eine rote Line, an der die SNB am Devisenmarkt eingreife, sehen die Ökonomen nicht. Nach Ansicht von Heller dürfte es sich dabei ohnehin eher um ein «Moving Target» handeln.

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