«Zu riskant», sagen sich viele Sparerinnen und Sparer und meiden Aktien. Studien der Finanzen zeigen, dass Aktien langfristig die «beste» Anlageklasse sind.
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Finanzen: In Aktien investieren? Nau.ch-Finanzexperte Stephan Lehmann-Maldonado erklärt, warum das Wertpapier so einen unsicheren Ruf hat. - iStock / Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Aktien erwirtschaften im Jahresschnitt acht Prozent Rendite.
  • In keiner 13-Jahresperiode seit 1926 landeten Schweizer Aktien im Minus.
  • Solange Unternehmen produktiv sind, dürften sich attraktive Aktien finden.
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«Finger weg von Aktien, damit hat dein Vater schon Geld verloren», warnt eine Mutter ihre Tochter. Ihr Ehemann hatte die einstigen Swissair-«Volksaktien» im Sommer 1998 zum Stückpreis von 500 Franken erworben. Sie wurden im Herbst 2001 wertlos abgeschrieben. Dem Sinkflug des Wertpapiers schaute er ungläubig zu, in der verzweifelten Hoffnung, sein Kurs möge sich erholen.

Genau wegen solcher «Schauergeschichten» bei den Finanzen machen viele Leute einen Bogen um Aktien. Das ist psychologisch verständlich, aber – pardon – in vielen Fällen nicht rational. In einer ganzheitlichen Betrachtung sind Aktien nämlich viel besser als ihr Ruf.

Dabei gilt es, zweierlei zu betrachten: Erstens sollte man nicht in einzelne Aktien, sondern gleich in mehrere investieren («diversifizieren»). Zweitens bereit sein, seine Anlage zehn Jahre liegen zu lassen.

13 Jahre – fast auf Nummer sicher bei Finanzen!

Schauen wir nun die Finanzen für den Aktienmarkt Schweiz an. Von 1926 bis zu 2021 landeten Aktien in 70 Prozent der Jahre im Plus. Nur in 30 Prozent der Jahre schrieben sie rote Zahlen.

Wer in all den Jahren in Schweizer Aktien investiert blieb, erzielte eine durchschnittliche Jahresrendite von acht Prozent. Mit Obligationen hätte er nur 4,1 Prozent erreicht.

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Stephan Lehmann-Maldonado schreibt auf Nau.ch regelmässig zum Thema Finanzen. - zVg

Wie sieht das Resultat aus, wenn wir annehmen, dass alle Anleger ihre Aktien zehn Jahre lang behalten haben? Nur gerade Pechvögel, die in den Jahren 1928, 1929 und 1930 in Aktien eingestiegen waren, mussten leichte Verluste hinnehmen.

Bis zu etwa minus 1,5 Rendite. Diese Unglücksjahre standen im Schatten der grossen Weltwirtschaftskrise, die mit dem New Yorker Börsencrash im Oktober 1929 ausbrach. In allen anderen Zehn-Jahresperioden hätten Aktionäre positive Renditen einstreichen können!

Gar nie einen Verlust eingefahren hätte auch, wer ab 1926 ganze 13 Jahre lang in den Schweizer Aktienmarkt investiert blieb.

Lange Durststrecken? Zu apokalyptisch!

Für noch längere Datenreihen bei den Finanzen muss man auf die US-Märkte schielen. Der legendäre Wirtschaftsprofessor und Aktien-Guru Jeremy Siegel hat dort die Aktiengeschichte ab 1802 analysiert. Sein Fazit: Aktien sind langfristig die beste Anlageklasse. Doch wie ist das zu erklären?

Mit Aktien beteiligt man sich an einem Unternehmen. Und solange Unternehmen attraktive Güter und Dienstleistungen produzieren, die am Markt gefragt sind, ist mit steigenden Kursen zu rechnen.

Prognosen, die Aktien jahrelange Durststrecken vorhersagen, basieren dagegen auf der Annahme, dass Menschen künftig nicht mehr produktiv tätig sein werden. Ist diese Vorstellung nicht etwas apokalyptisch? Erfinderische Unternehmen dürften auch in Krisen smarte Wege entdecken, um mit bescheidenen Mitteln Mehrwert zu schaffen.

«Kaufe möglichst jung Aktien», müssten Eltern ihren Kindern raten.

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Zum Autor

Stephan Lehmann-Maldonado bringt zwei seiner Steckenpferde zusammen: Die Faszination fürs Wirtschaftsgeschehen und jene für klare Kommunikation. Schon während seines Finance-Studiums an der Universität Zürich hat er für Wirtschaftsmedien geschrieben. Später hat er sein Wissen in der Bankpraxis und beim Unterrichten von Lernenden vertieft. Heute führt er eine kleine Kommunikationsagentur.

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