Deutscher Finanzminister: Unicredit-Abwehr Sache der Commerzbank
Die deutsche Commerzbank kann in ihrer Abwehr gegen die Übernahme durch die italienische Grossbank Unicredit wohl nicht auf die Unterstützung der deutschen Regierung hoffen. Deutschlands Finanzminister Christian Lindner sieht die Commerzbank in der Verantwortung, eine Übernahme durch die italienische Unicredit selber abzuwehren.
«Das ist eine Angelegenheit vom Vorstand und Aufsichtsrat der Commerzbank», antwortete Lindner auf die Frage, was die Bundesregierung tun könne, um die italienische Grossbank abzuhalten.
Das Verhalten und der Stil der Unicredit habe aber Fragen aufgeworfen und viele Anteilseigner verunsichert. «Aus diesem Grund hat die Bundesregierung die Entscheidung getroffen, vorerst keine weiteren Anteile zu veräussern», sagte Lindner.
Der Arbeitnehmerflügel der CDU (CDA) kritisierte das Vorgehen von Unicredit deutlich. «Die Bundesregierung ist gefordert, diesen Raubtierkapitalismus zu stoppen», forderte stellvertretender Bundesvorsitzende Christian Bäumler.
Bedenken wegen Arbeitsplätzen und Investitionsbedingungen
Die Übernahmepläne von Unicredit gefährden zehntausende Arbeitsplätze und verschlechtern laut Bäumler die Investitionsbedingungen des Mittelstandes in Deutschland.
Die italienische Grossbank Unicredit hat sich über Finanzinstrumente weitere Anteile am Frankfurter Dax-Konzern gesichert und hält damit rechnerisch rund 21 Prozent der Aktien. Zugleich will die Unicredit ihren Anteil an der Commerzbank weiter aufstocken.
Damit wird ein offizielles Übernahmeangebot für Deutschlands zweitgrösste Privatbank wahrscheinlicher – trotz Widerstands des Bundes. Die Unicredit hatte einen Teil-Ausstieg des Bundes bei der Commerzbank genutzt und war überraschend bei dem Dax-Konzern eingestiegen.
Die Gewerkschaft Verdi fordert im Übernahmekampf um die Commerzbank, dass der Bund alle Möglichkeiten ausschöpft. «Die Bundesregierung muss die Commerzbank zum Teil der kritischen Infrastruktur in Deutschland erklären», sagte Gewerkschaftssekretär Stefan Wittmann in Frankfurt.
Gewerkschaft warnt vor Zerschlagung
Das Institut habe eine entscheidende Rolle für die Finanzierung des deutschen Mittelstands.
«Eine Übernahme würde die Commerzbank zerstören», warnte Wittmann bei einer Kundgebung vor der Zentrale des Frankfurter Geldhauses, zu welcher nach Gewerkschaftsangaben rund 250 Beschäftigte kamen. Wittmann, der für die Gewerkschaft im Commerzbank-Aufsichtsrat sitzt, verwies auf HypoVereinsBank (HVB), wo seit deren Übernahme durch Unicredit 2005 ein Grossteil der Arbeitsplätze und Filialen abgebaut worden sei.
Die Bundesregierung müsse zudem ihren verbliebenen Anteil an der Commerzbank längerfristig halten, forderte Wittmann.