«Der kleine Lord»: Warum der Weihnachtsklassiker heute wirkt
«Der kleine Lord» zieht jedes Jahr Millionen vor den Fernseher. Die Geschichte über Versöhnung und Familie trifft 2025 einen empfindlichen Nerv.

«Der kleine Lord» gehört seit 1982 fest zum Weihnachtsprogramm der ARD. 2025 schalteten erneut über vier Millionen Menschen ein, der Film holt regelmässig Tagessieg und starke Marktanteile, berichte die «Wunschliste».
Die britische TV-Produktion nach Frances Hodgson Burnetts Roman erzählt vom armen Jungen Cedric, der unverhofft Erbe eines englischen Earls wird. Die Filmbewertungsstelle FBW betont, die Inszenierung habe auch Jahrzehnte nach der Premiere nichts von Charme und Aussagekraft verloren.
«Der kleine Lord»: Versöhnung in einer gespaltenen Gesellschaft
Im Zentrum der Handlung steht die Beziehung zwischen dem verbitterten Earl und seinem warmherzigen Enkel. Cedrics freundliche bricht nach und nach die harte Schale des Grossvaters und verändert das soziale Klima auf dessen Landgut.
Genau diese Versöhnungsgeschichte trifft den Nerv einer zunehmend polarisierten Gesellschaft. Studien des Mercator Forums Migration und Demokratie zeigen, dass mehr als 80 Prozent der Deutschen ihr Land als gespalten wahrnehmen.
Themen wie Migration, Klimapolitik und soziale Ungleichheit verstärken laut Politikwissenschaftlern die Wahrnehmung verhärteter Fronten. In diesem Umfeld wird die filmische Botschaft, Brücken über soziale und emotionale Gräben zu bauen, als bemerkenswert zeitgemäss beschrieben.
Soziale Gerechtigkeit und Blick der «Kleinen»
Der Film knüpft an die bereits im Roman angelegte Gesellschaftskritik an. Er zeigt Unterschiede zwischen Arm und Reich, ohne sie plakativ ins Zentrum zu rücken.
Sondern durch Cedrics Blick auf Mieter, Dorfbewohner und Bedienstete, analysiert die FBW.
Cedrics Wunsch, dass es Menschen mit wenig Besitz besser gehen soll, bringt den Grossvater dazu, seine Verantwortung ernster zu nehmen. Aus Sicht von Kulturwissenschaftlern illustriert der Stoff, wie Empathie strukturelle Härte in Frage stellen kann, ohne das Thema didaktisch auszubuchstabieren.

Weihnachten gilt für eine grosse Mehrheit der Deutschen primär als Familienfest. Die religiöse Dimension tritt zunehmend in den Hintergrund, während Zusammenhalt und Rituale wichtiger werden.
«Der kleine Lord» erzählt von familiären Verletzungen, aber auch von Heilung.
Jugendstudien zeigen, dass junge Menschen trotz Krisenerfahrung vor allem in Familie und engen Freundschaften Halt finden. In diesem Kontext wirkt der Film nach Einschätzung von Soziologen wie eine Projektionsfläche für den Wunsch nach Geborgenheit.
Tradition als Konstante im Krisenmodus
Die ARD zeigt «Der kleine Lord» seit Jahrzehnten am Freitag vor Heiligabend. Diese Verlässlichkeit sei in Zeiten multipler Krisen ein nicht zu unterschätzender Faktor, betonen Medienanalysen.
Das Fraunhofer-Institut ISI beschreibt Deutschland als Gesellschaft im Spannungsfeld von Transformation und inneren Konflikten. Vor diesem Hintergrund interpretieren Kommentatoren den Filmklassiker als kulturelle Konstante, die an einfache, aber robuste Werte erinnert.












