Der Quartalsbericht von Credit Suisse soll am Donnerstag vorgelegt werden. Die Fragen rund um die jüngsten Affären dürften aber offen bleiben.
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Das Hauptquartier der Credit Suisse am Paradeplatz in Zürich. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos hat für die Credit Suisse Konsquenzen.
  • Die Kosten des Debakels belaufen sich gemäss der Bank auf 4,4 Milliarden Franken.
  • Fragen nach den Auswirkungen auf das Geschäft der CS bleiben noch offen.

Wochenlang gab es Schlagzeilen um die Archegos-Pleite und die Greensill-Fonds. Nun rückt die Credit Suisse am Donnerstag mit der Vorlage der Quartalsergebnisse erneut in den Fokus. Zwar ist bekannt, dass die Grossbank tief in die roten Zahlen rutscht. Zahlreiche Fragen zu den jüngsten Affären und den Auswirkungen auf das Geschäft der CS bleiben aber offen.

Der Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos von Ende März hatte für die Credit Suisse massive Folgen: Die Schweizer Grossbank bezifferte die Kosten des Debakels in der Folge auf 4,4 Milliarden Franken.

Für das erste Quartal werde deswegen ein Vorsteuervorlust von rund 900 Millionen Franken resultieren, meldete die CS. Gemäss Analystenschätzungen dürfte der Reinverlust im Quartal in der Grössenordnung von 700 Millionen ausfallen.

Credit Suisse hätte starkes Quartal verzeichnet

Ableiten lässt sich aus den vorläufigen Zahlen auch, dass die CS eigentlich ein ausserordentlich starkes Quartal hätte feiern können: So ergäbe sich ohne das Archegos-Debakel ein Vorsteuergewinn für die ersten drei Monate des Jahres von rund 3,5 Milliarden Franken. Das ist gleich viel wie die Credit Suisse im gesamten Jahr 2020 erwirtschaftet hatte.

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Das Gebäude der Schweizer Grossbank Credit Suisse in Zürich. - dpa

Stark angezogen hat das Geschäft dabei laut Analysten vor allem in der Investment Bank-Division. In der ist allerdings auch der massive Verlust angefallen. Auch andere Finanzhäuser wie die grossen US-Investmentbanken haben dank der auf Hochtouren laufenden Kapitalmärkten sprudelnde Gewinne vermeldet.

Viel mehr interessiert die Beobachter aber, welche Folgen die jüngsten Grosspannen auf das CS-Geschäft haben: So fragen sich Analysten, ob die Negativ-Schlagzeilen bereits zu verlorenen Geschäften oder zu einem spürbaren Abgang von Kunden geführt haben. Zudem soll die Bank die Anforderungen zumindest im Geschäft mit Hedge Fonds, dem sogenannten «Prime Brokerage», bereits verschärft haben. Was aber auch zu weniger Erträgen führen dürfte.

Übernimmt Grossbank einen Teil der Verluste?

Zudem dürften die Archegos-Kosten von 4,4 Milliarden zwar den Stand von Ende März abbilden. In den vergangenen Tagen hat die Bank aber weitere Aktienposition in Milliardenhöhe aus den Archegos-Beständen verkauft. Die Aktienanalysten fragen sich nun auch, ob weitere Belastungen etwa auch im zweiten Quartal bevorstehen.

Weitere Informationen erhoffen sich die Investoren zudem zu den Konsequenzen des Debakels mit den «Greensill»-Anlagefonds. Bisher haben die Anleger der geschlossenen «Lieferketten-Finanzierungsfonds» rund 4,8 Milliarden der Fondsvermögen von rund 10 Milliarden Dollar zurückerhalten. Den Fonds hatte die Credit Suisse mit der insolventen Greensill Capital erstellt.

Weiterhin ist zu befürchten, dass die Fondsanleger auf Verlusten in Milliardenhöhe sitzen bleiben. Noch nicht klar beantwortet ist derweil die Frage, ob die Grossbank einen Teil der Verluste selbst übernehmen wird. Jüngste Aussagen von CS-Chef Thomas Gottstein scheinen allerdings darauf hinzudeuten, dass die Bank die Fondsanleger nicht entschädigen möchte.

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Der britische «Lieferketten-Finanzierer» Greensill hatte Insolvenz angemeldet. Dadurch erlitt das Asset-Management der Credit Suisse einen harten Schlag (Symbolbild). - sda

Auch ein solches Vorgehen dürfte aber kaum kostenlos sein: Insbesondere drohen langwierige juristische Auseinandersetzungen. Mehrere Anwaltskanzleien haben inzwischen auch mit der Vorbereitung von entsprechenden Klagen gegen die Grossbank begonnen. Entsprechend müsste die CS in den kommenden Jahren hohe Rückstellungen für Prozesse bilden.

Spekulationen um Verkauf des Asset Managements

Derweil ist die Zukunft des Asset Managements weiterhin offen. Die Einheit war nach dem Greensill-Debakel aus dem Vermögensverwaltungsgeschäft herausgelöst und unter eine neue Leitung gestellt worden. In der Folge wurde spekuliert, ob die Grossbank das Geschäft verkaufen könnte – erste Kaufinteressenten sollen sich bereits positioniert haben.

Ein Verkauf könnte zumindest die Kapitalsituation der Bank etwas entlasten: Wegen dem Archegos-Debakel ist die Kapitalquote unter die bankeigenen Zielvorgaben gefallen. Sie bleibt aber noch deutlich über den Mindestvorgaben der Finma. Allerdings stellt sich für einige Analysten auch die Frage, ob die Finma ihre Kapitalvorgaben aufgrund der Risikosituation verschärft. Dies würde die Situation für die CS wieder ungemütlicher machen.

Grundlegende Fragen wie ein allfälliger Verkauf des Asset Managements oder eine Neuausrichtung der Investment Bank werden wohl noch offen bleiben. Diese Antworten muss der künftige Verwaltungsratspräsident Antonio Horta-Osorio finden: Er tritt sein Amt an der Generalversammlung von Ende April an.

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