Der Rücktritt von Credit Suisse-CEO Thomas Gottstein überrascht nach einer nicht abreissenden Serie von Pannen und Fehltritten sowie hartnäckig roten Zahlen nicht. Seit Monaten wurde in den Medien über eine Ablösung des CS-Chefs spekuliert.
Credit Suisse
Thomas Gottstein war nur knapp zwei Jahre an der Spitze der Credit Suisse. In dieser Zeit bezog der Schweizer insgesamt 12 Mio. Franken. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nun tritt der seit langem glücklos wirkende Gottstein mit der Ankündigung eines Milliardenverlusts für das zweite Quartal ab.

Er macht so den Weg frei für eine weitere Erneuerung an der Spitze der Bank.

Gestartet war Gottstein im Februar 2020 als Hoffnungsträger - wie allerdings bereits weitere CS-Chefs vor ihm. Nach den Skandalen um die Bespitzelung von Top-Managern, die schlussendlich zum Rücktritt von Tidjane Thiam führten, sollte der Schweizer mit mehr als 20-jähriger CS-Vergangenheit die Bank wieder in ruhigere Fahrwasser führen.

Kurz nach Amtsantritt konnte sich der neue Bankchef zunächst auch noch schweizweit profilieren. Die Credit Suisse war in der Corona-Pandemie eine der treibenden Kräfte bei der Aufgleisung der Corona-Kredite, welche zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen durch die Lockdown-Periode brachten.

Das Jahr 2021 erwies sich dann aber als wahres «annus horribilis» für die Grossbank und ihren Chef. Im Frühling musste die Bank die Schliessung der «Greensill-Fonds» mit Vermögen von rund 10 Milliarden Dollar bekanntgeben, wobei Anlegern hohe Verluste drohen. Nur Wochen später erfolgte der Zusammenbruch des hoch verschuldeten US-Hedgefonds Archegos, der ein Loch von rund 5 Milliarden Dollar in die Kasse der Bank riss.

Zur Bewältigung der Krisen musste Gottstein mit dem 2021 neu gewählten Verwaltungsratspräsidenten António Horta-Osório zusammenarbeiten. Allerdings verstummten die Gerüchte um anhaltende Differenzen zwischen dem CEO und dem machtbewussten Portugiesen nie ganz. Dann nahm allerdings Horta-Osório wegen Verstössen gegen die Covid-Vorschriften nach weniger als einem Jahr den Hut.

Auch mit dem unter Horta-Osório aufgegleisten Strategieprogramm konnte Gottstein die gebeutelte Bank nicht zurück in die Gewinnzone steuern, zumal sich auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dieses Jahr massiv verschlechterten. So schmälerten die schwierigen Bedingungen an den Finanzmärkten die Ertragslage zusätzlich zum Ausstieg aus diversen Geschäften der Investment Bank.

Auch die Börse schien das Vertrauen auf eine Besserung der Lage unter Gottstein relativ schnell verloren zu haben. Der CS-Aktienkurs, der bei seinem Amtsantritt noch bei rund 12 Franken gelegen hatte, befindet sich spätestens seit Frühling 2021 auf einem konstanten Sinkflug, wobei er vor rund zwei Wochen zwischenzeitlich gar auf ein Rekordtief von unter 5 Franken rutschte.

Auch der Verwaltungsrat um Präsident Axel Lehmann, der Gottstein zuletzt immer wieder in Schutz genommen hatte, hat nun aber offenbar das Vertrauen in seinen CEO verloren. Es bleibt nun Gottsteins Nachfolger Ulrich Körner überlassen, die schwer angeschlagene Grossbank möglichst rasch zu stabilisieren.

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