Die Aktie der kriselnden Grossbank Credit Suisse kann sich am Dienstag von ihren Tiefstwerten vom Wochenstart erholen. Trotz der Turbulenzen am Aktienmarkt dürfe die CS-Führung nun nicht in «Alarmismus» verfallen, sagt der Bankenexperte Peter V. Kunz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Die CS-Kunden müssten sich derzeit keine Sorgen machen, ist er überzeugt.
CS Credit Suisse
Das Foto zeigt das Logo der Credit Suisse am Hauptsitz am Zürcher Paradeplatz. - keystone

Die Credit Suisse-Aktionäre mussten zum Wochenstart erneut massiv leiden. Der CS-Aktienkurs sackte nach wilden Gerüchten um die Schweizer Grossbank regelrecht ab. Es wäre aber ein «Missverständnis», dass ein gesunkener Aktienkurs die Sicherheit der Bank in Frage stelle, meint der Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Bern.

Die Kapitalisierung der CS sei, nach allem was man wisse, noch recht komfortabel, so Peter V. Kunz. Problematisch wäre sicherlich ein Auftauchen weiterer geschäftlicher Probleme der Grossbank: Allerdings müsste es sich dabei um einen «weiteren Fall wie Archegos oder Greensill» mit potenziellen Verlusten in Milliardenhöhe handeln. «Und soweit man weiss, steht so etwas nicht an.»

Die anstehende Restrukturierung der Grossbank dürfte allerdings zunächst teuer werden, wie auch Kunz einräumt. Allerdings handle es sich bei den Restrukturierungskosten ja um «Investitionen in die Zukunft der Bank». Und für den Wirtschaftsrechtsprofessor sollte sich die CS-Führung diesbezüglich nicht unter Druck setzen lassen.

«Meines Erachtens wäre es ein Fehler, würde die CS nun schon viel früher als geplant über ihre Restrukturierung berichten. Das würde nach Panik aussehen», gibt er sich überzeugt. Für eine solche Strategieüberprüfung brauche es nun einmal Zeit.

Die CS-Führung hatte im Juli eine «umfassende Strategieüberprüfung» der Grossbank angekündigt, über die sie am 27. Oktober informieren will, wie sie zuletzt am vergangenen Freitag in einem Mitarbeiter-Memo bekräftigt hatte. Erwartet wird vor allem eine starke Redimensionierung des Investment Bankings, aber auch etwa das Asset Management-Geschäft könnte zur Diskussion stehen.

Beunruhigte CS-Bankkunden verweist der Professor für Wirtschaftsrecht derweil auf die Einlagensicherung der Schweizer Banken, die Guthaben bis 100'000 Franken vor dem Verlust schützt. Bei einer systemrelevanten Bank wie der Credit Suisse würde in einer Notlage ausserdem der Staat eingreifen.

Sollte es tatsächlich noch nicht bekannte massive Schwierigkeiten geben, so wäre die Finanzmarktaufsicht Finma sicherlich schon längst aktiv geworden, ist Kunz überzeugt. «Die Finma weiss über die CS-Solidität gleich viel wie die CS selbst.»

Zum jüngsten Absturz des CS-Kurses am Montag hatten nicht zuletzt Beiträge in sozialen Medien wie Twitter oder Reddit beigetragen, wonach eine «internationale Grossbank» am Abgrund stehe. Gleichzeitig waren die Preise für Absicherungen gegen Zahlungsausfälle - die sogenannten Credit Default Swaps (CDS) - in die Höhe geschossen. Am Dienstagnachmittag hat der Aktienkurs nun wieder um rund 4 Prozent angezogen und notiert mit 4,09 Franken deutlich über seinem Allzeittief von 3,52 Franken.

Für Kunz dürften vom Absturz des CS-Aktienkurses vor allem Spekulanten profitieren, die auf ein weiteres Sinken setzen, meint er mit Verweis auf die vor allem in den angelsächsischen Medien kolportierten Gerüchten. Wenn man sich frage, wem diese Gerüchte nützten, stünden für ihn angelsächsische «Short Seller» im Vordergrund.

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