Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) warnt vor den Folgen des Artenrückgangs bei Insekten.
Gottesanbeterin im Saaletal in Thüringen
Gottesanbeterin im Saaletal in Thüringen - dpa/dpa/picture-alliance
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Das Wichtigste in Kürze

  • Präsidentin Jessel: Bei Wildbienen und Hummelarten schon 41 Prozent gefährdet .

Es gebe in der Natur komplexe Bestäubungsnetze, sagte die Behördenchefin Beate Jessel der «Neuen Osnabrücker Zeitung» vom Dienstag. «Wenn da einzelne Maschen wegfallen, kommt es zu Verschiebungen im Artenspektrum, hat das Folgen für das Ökosystem, die wir derzeit noch nicht überschauen können.»

Der Bestand fast jeder zweiten in Deutschland vorkommenden Insektenart sei rückläufig, sagte Jessel. Bei Wildbienen- und Hummelarten gelten 41 Prozent als gefährdet. Verursacher sei vor allem die Landwirtschaft. Zunehmend spiele aber auch der Klimawandel eine Rolle, sagte die BfN-Präsidentin.

Der Rückgang der biologischen Vielfalt sei massiv, «aber das ist kein plötzliches Ereignis, das über uns kommt». Die Entwicklung vollziehe sich seit Jahrzehnten. Deswegen halte sie statt Artensterben den Begriff Artenrückgang für treffender. Die Entwicklung bei den Insekten habe vermutlich bereits Auswirkungen auf andere Arten. So sei der Rückgang bei insektenfressenden Vögeln in Agrarlandschaften «besonders ausgeprägt».

Der Klimawandel spiele beim Artenrückgang eine zunehmend wichtigere Rolle. «Absehbar wird sich der Klimawandel neben der Art der Landbewirtschaftung zum grössten Problem für unsere Tier- und Pflanzenwelt entwickeln», sagte Jessel der Zeitung. In Teilen sei das bereits jetzt zu spüren. Wärmeliebende Arten wie etwa die Gottesanbeterinnen würden sich in Deutschland immer stärker ausbreiten.

Die Bundesregierung hatte Anfang September ein Aktionsprogramm Insektenschutz beschlossen. Der Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium, Hermann Onko Aeikens, wies am Montag in einem öffentlichen Brief Vorwürfe von Bauernpräsident Joachim Rukwied zurück, die zu erwartenden Einschränkungen bedeuteten einen Wertverlust landwirtschaftlicher Flächen in Höhe von 30 Milliarden Euro. Diese Berechnung entbehre jeglicher Grundlage, kritisierte Aeikens scharf.

Rukwieds Rechnung sei aus der Behauptung hergeleitet, Pflanzenschutz auf drei Millionen Hektar Fläche werde verboten; pro Hektar betrage der Wertverlust 10.000 Euro. Diese Zahlen seien «nahezu grotesk übertrieben», kritisierte Aeikens.

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