Boeing kommt ein Stück aus dem Krisen-Tief
Boeing erholt sich: Im zweiten Quartal stiegen die Auslieferungen deutlich, und der Konzern verzeichnete geringere Verluste als erwartet.

Für den krisengebeutelten Flugzeugbauer Boeing geht es ein gutes Stück aufwärts. Im zweiten Quartal lieferte der US-Konzern deutlich mehr Passagier- und Frachtjets aus und verbrannte weniger Geld als befürchtet.
Boeing mache Fortschritte, sagte Konzernchef Kelly Ortberg am Dienstag im TV-Sender CNBC: «Ich sehe sehr, sehr positive Signale.» Im zweiten Quartal erzielte Boeing einen Umsatz von knapp 22,8 Milliarden US-Dollar (182 Milliarden Franken) und damit 35 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das war deutlich mehr als von Analysten prognostiziert.
Der Verlust schrumpfte im Jahresvergleich von 1,4 Milliarden auf 612 Millionen Dollar. Zudem verbrannte Boeing mit rund 200 Millionen Dollar deutlich weniger Barmittel als gedacht: Experten hatten im Schnitt mit einem bereinigten Barmittelabfluss von 1,8 Milliarden Dollar gerechnet.
Krise nach Beinahe-Unglück
Anfang 2024 hatte sich Boeings Krise noch einmal verschärft: Bei einem Mittelstreckenjet vom Typ 737 Max war im Steigflug ein türgrosses Rumpfteil herausgesprungen.
Nur durch glückliche Umstände wurde niemand ernsthaft verletzt. Seitdem steht der Konzern unter strenger Aufsicht der US-Luftfahrtbehörde FAA und darf die Produktion seines meistgefragten Flugzeugtyps bis auf Weiteres nicht mehr weiter hochfahren.
Begonnen hatte Boeings Niedergang vor über sechs Jahren mit den Abstürzen zweier Jets der Reihe mit insgesamt 346 Toten. Daraufhin durften 737-Max-Flugzeuge mehr als 20 Monate lang weltweit nicht mehr starten.
Boeing's Auswirkungen auf die Luftfahrt
Probleme bei weiteren Typen und auch in der Rüstungs- und Raumfahrtsparte kosteten Boeing etliche Milliarden und brockten dem Konzern sechs Verlustjahre in Folge ein. Auch für 2025 erwarten Analysten bei Boeing rote Zahlen.
Boeings Krise hat Folgen für die weltweite Luftfahrt: Fluggesellschaften warten seit Jahren auf neue Flugzeuge, die längst hätten ausgeliefert werden sollen. Alternativen gibt es vor allem bei den viel gefragten Mittelstreckenjets praktisch nicht.
Der weltgrösste Flugzeughersteller Airbus aus Europa ist mit der Produktion seiner Modellfamilie A320neo bis ins nächste Jahrzehnt ausgebucht, und die chinesische Comac C919 ist bislang nur für den innerchinesischen Einsatz zugelassen.
Zukunftsaussichten von Boeing
Zudem hinkt Boeing mit der Zulassung des modernisierten Grossraumjets 777X um Jahre hinterher. Ähnliches gilt für die kürzeste und längste Variante der 737 Max: Die Zertifizierung der Max 7 und die Max 10 dürfte sich ins Jahr 2026 verschieben, sagte Ortberg nun. So arbeite Boeing weiter an einem moderneren Enteisungssystem für die Triebwerke.
Seit Mai fertigt Boeing monatlich wieder 38 Exemplare der 737 Max. Das entspricht dem Niveau, das der Hersteller kurz vor dem Beinahe-Unglück Anfang 2024 erreicht hatte. Zugleich deckelt die FAA die Produktion auf diesem Niveau. Die Behörde muss noch entscheiden, ob und wann der Konzern die Monatsproduktion auf 42 Maschinen hochfahren darf.