Bislang keine «Übersterblichkeit» bei Unternehmen in Coronakrise

Keystone-SDA
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Zürich,

Das befürchtete grosse Firmensterben wegen der Coronakrise ist bislang ausgeblieben. Auch im Herbst rechnen Ökonomen nicht mit einer Konkurswelle.

corona rezession
Die Coronakrise wird eine tiefe Rezession in der Schweiz auslösen. Doch das grosse Firmensterben blieb bislang aus. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bislang blieb das grosse Firmensterben in der Schweiz aus.
  • Auch eine Entlassungswelle wird es wahrscheinlich nicht geben.

Trotz Coronakrise und Lockdown ist das grosse Firmensterben in der Schweiz bislang ausgeblieben. Tatsächlich beobachtet die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich eher eine «Untersterblichkeit» bei Firmen. Das dürfte sich noch ändern, doch mit einer Konkurswelle im eigentlichen Sinne rechnen die Ökonomen nicht.

Auch auf dem Arbeitsmarkt sieht es besser aus als erwartet. Das Seco sieht keine Hinweise, welche auf die befürchtete Entlassungswelle hindeuten. Dank Kurzarbeit konnte diese wahrscheinlich verhindert werden.

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Boris Zürcher, der Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, rechnet nicht mit einem drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit (Archivbild). - keystone

In der ersten Jahreshälfte ist es in der Schweiz zu weniger statt mehr Konkursen als im Vorjahr gekommen. Was das genau heisst, haben KOF-Forscher in Kooperation mit Bisnode D&B analysiert, wie sie am Montag mitteilten. Dazu übertrugen sie das Konzept der Übersterblichkeit beim Menschen auf die Firmenkonkurse.

Starke Schwankungen

Die Konkurszahlen schwanken nämlich von Monat zu Monat sehr stark, was die Einschätzung erschwert, wie die KOF-Forscher in einem Blogbeitrag auf «Oekonomenstimme.org» schreiben.

Gibt es etwa Anlass zur Sorge, dass die Zahl der Firmenpleiten im Juni deutlich grösser war als die Konkursanzahl im Schnitt aller Juni-Monate der vergangenen 20 Jahre?

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Der Beschäftigungsindikator kommt von der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich. (Archivbild) - Keystone

Um solche Fragen zu beantworten, ermittelten die Forscher aus den Zeitreihen zu den Firmenkonkursen einen mittelfristigen Trend und einen Schwankungsbereich um den Trend herum. Zudem bereinigten sie die Konkurszahlen um Saisoneffekte.

Detailhandel stärker betroffen

Das Ergebnis für das erste Halbjahr: Statt einer Übersterblichkeit stellten die Ökonomen eine deutliche Untersterblichkeit fest. So war die Zahl der Konkurse zwischen März und Juli durchschnittlich um mehr als einen Fünftel niedriger als in derselben Vorjahresperiode. Der Grund dafür dürfte laut KOF in den während der Krise ergriffenen Stützungsmassnahmen liegen - dem erleichterten Zugang zu Kurzarbeit oder dem Kreditprogramm etwa.

Überraschenderweise waren auch das Gastgewerbe sowie die Freizeit- und Unterhaltungsindustrie wenig betroffen, weder absolut noch relativ im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen, wie die KOF-Forscher festhalten.

Eine Entwarnung bezüglich den Firmenkonkursen kann die KOF zudem nicht abgeben. «Ein Teil wird sicher nun im Herbst aufgeholt werden», sagte Eckert. Vergangene Wirtschaftskrisen zeigten, dass es jeweils zeitverzögert zu Konkursen komme.

Allerdings habe es jeweils keine abrupte, sondern eine graduelle Zunahme der Konkurshäufigkeit gegeben. Der Schweiz droht also durchaus noch eine Übersterblichkeit bei den Unternehmen - aber wohl eher keine eigentliche Konkurswelle.

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