Migros

Bei der Migros-Führung knallen heute keine Korken

Keystone-SDA
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Zürich,

Bei der Alkoholabstimmung hat die Migros-Spitze von ihren Genossenschafterinnen und Genossenschafter eine Klatsche erhalten. Das Nein zur Aufhebung des Alkoholverbots fiel wuchtig aus. Das Management gibt sich derweil betont unbeeindruckt.

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Fabrice Zumbrunnen, Präsident der Generaldirektion MGB, spricht an einem Point de presse der Migros zum Entscheid des Alkohol-Verkaufs, am Donnerstag, 16. Juni 2022, in Zürich. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit Prozentanteilen von teils über 80 Prozent schmetterten die Stimmenden die Vorlage geradezu ab.

In keiner der zehn Regionalgenossenschaften wurde die benötigte Zweidrittelmehrheit an Ja-Stimmen erreicht, die für eine Aufhebung des Alkoholverbots in den Statuten notwendig gewesen wäre, wie die Migros am Donnerstag mitteilte.

Selbst im Tessin, wo der Ja-Anteil mit 45 Prozent noch am höchsten war, reichte es nicht einmal für eine Mehrheit. Und auch im Wallis mit seiner regen Weinkultur sagten zwei von drei Genossenschafter Nein zum Alkoholverkauf in der Migros. Am heftigsten fiel das Nein in den beiden grössten Genossenschaften Zürich und Aare aus.

Für die Migros-Spitze ist das Resultat eine klare Niederlage. Die Migros-Leitung und auch der Verwaltungsrat hatten sich im Vorfeld hinter die Vorlage gestellt. Wenn die Kunden bei einem Grossverteiler Alkohol kauften, würden sie sich dort gleich auch mit Lebensmitteln eindecken, lautete die Argumentation für die Aufhebung des Alkoholverbots. Sprich: Die Migros hoffte, ihre Kundenbasis zu erweitern und dadurch höhere Umsätze zu erzielen.

Doch von Katerstimmung wollte die Chefetage an einer Medienkonferenz nichts wissen: «Das ist keine Niederlage für das Management», sagte Migros-Präsidentin Ursula Nold. Denn die Diskussion über die Aufhebung des Alkoholverbots sei schliesslich nicht vom Management angestossen worden, betonte Nold: «Es war ein Wunsch der Basis.»

Doch diese sogenannte Basis ist nicht irgendwer, sondern es waren 5 von 111 Delegierten des Genossenschaftsbundes, die die Diskussion überhaupt lanciert und damit der Abstimmung den Weg geebnet hatten.

Laut Konzernchef Zumbrunnen ging es der Migros jedoch nie darum, eine Ja- oder Nein-Kampagne zu fahren. «Wir haben uns bewusst nicht eingemischt, auch ich habe wie alle anderen nur eine Stimme», sagte er an einer Medienkonferenz am Donnerstag.

Am Rande der Veranstaltung gab er allerdings zu, dass ihn die hohe Ablehnung, wie etwa in Zürich mit 80 Prozent, doch überrascht habe.

Doch er betonte vor allem die positiven Seiten des Abstimmungsausgangs. Eine sei die klare Einigkeit über das Resultat. «Egal in welcher Migros die Kunden einkaufen, wissen sie, dass es dort keinen Alkohol gibt.» Wäre die Statutenänderung in gewissen Regionen angenommen worden, hätte das zu einem Flickenteppich geführt mit alkoholfreien Migros-Läden und solchen mit alkoholhaltigen Getränken.

Immerhin hat die Migros-Spitze die überdeutliche Botschaft der Genossenschafter verstanden. Das Resultat sei sehr einfach zu interpretieren, denn die Genossenschafter seien mit dem aktuellen Angebot der Migros-Filialen zufrieden, sagte Zumbrunnen. «Damit ist die Alkoholfrage mindestens für diese Generation geklärt.»

Damit kann er den Dauerbrenner «Alkoholfrage» nun endgültig ad acta legen. Das führe dazu, dass er sich als Migros-Chef nun wieder ganz auf die anderen Probleme konzentrieren könne, etwa auf die nach wie vor angeschlagenen Lieferketten und die Preissteigerungen der Rohstoffe.

Der Frage nach dem Zusatzgeschäft, das nun ausbleibt, entgegnete Zumbrunnen, dass die Umsatzsteigerung bei der Migros nicht im Fokus der Abstimmung gestanden habe. Vielmehr sei es darum gegangen, 70 Jahre nach der letzten Abstimmung herauszufinden, ob die Genossenschafterinnen und Genossenschafter noch immer hinter dem Alkoholverbot stehen würden. Die Migros sei auch ohne die Einführung von Alkohol gut aufgestellt, um zu wachsen, sagte er.

Dass die Zusatzumsätze dennoch gern gesehen worden wären, ist aber kein Geheimnis. Zum Anstossen dürften den Migros-Verantwortlichen heute jedenfalls eher nicht zu Mute sein.

Immerhin fällt nun die Konkurrenzierung des Konzerneigenen Discounters Denner weg. Diesen hätte die Migros mit der Einführung des Verkaufs von Wein, Bier und Schnaps kannibalisiert.

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