Apple hat gestern diverse neue Dienstleistungen präsentiert. Wer eine revolutionäre Neuerung erhofft hat, wird enttäuscht. Eine Analyse.
Apples Streaming-Portal erscheint bald.
Apples Streaming-Portal soll voll und ganz auf Familienfreundlichkeit setzen. - Mobiflip
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gestern hat Apple einen News-, Streaming- und eine Game-Flatrate präsentiert.
  • Neu steigt der US-Konzern auch ins Kreditkarten-Geschäft ein.
  • Revolutionen wie den Mac, den iPod oder das iPhone gab es gestern nicht.

Die grosse Überraschung ist gestern ausgeblieben. Schon im Vorfeld war klar, dass Apple einen Video-Dienst lancieren wird.

Und so kam es auch. Apple TV+ heisst das Angebot, das ab Herbst in mehr als 100 Ländern verfügbar ist. Der Konzern produziert hierfür eigene Shows, zeigt aber auch Inhalte von Dritten. Den Preis dafür hat das Unternehmen nicht genannt.

Apple TV
Reese Witherspoon (l.), und Jennifer Aniston bei der Vorstellung des neuen Apple-Streamingdienstes. - DPA

Um zu zeigen, dass man es ernst nimmt, hat der Tech-Konzern Prominenz aus Hollywood eingeladen. Darunter Schauspielerinnen Reese Witherspoon und Jennifer Aniston, Regisseur Steven Spielberg und Talk-Legende Oprah Winfrey.

Apple kopiert Netflix

Apple iMac
Ende der 90er Jahren präsentierte Steve Jobs den iMac. - Keystone

Mit dem neuen Video-Dienst will das Unternehmen aus Cupertino dem Platzhirsch Netflix die Stirn bieten. Ausgebaut wird aber nicht nur beim Bewegtbild. Der Konzern hat zudem eine Nachrichten- und Game-Flatrate angekündigt, beide Dienste kosten monatlich. Ausserdem hat der Konzern eine eigene Kreditkarte lanciert.

Dass der iPhone-Hersteller neue Geschäftsfelder in Angriff nimmt, ist logisch. Das Geschäft mit dem iPhone kann nicht ewig wachsen. Es ist also konsequent, wenn der Konzern seine Abhängigkeit vom Smartphone-Geschäft reduziert. Aktuell macht dieses 60 Prozent des Umsatzes aus.

Dienstleistungen lohnen sich für den Tech-Giganten. Lag die Marge bei Hardware zuletzt bei 34 Prozent, betrug sie bei Services schöne 63 Prozent. Kein Wunder, will Apple in diesem Bereich wachsen. Bis 2020 soll der Services-Umsatz 50 Milliarden Dollar betragen.

iPhone XS Max
Von links nach rechts: Das iPhone XS, iPhone XR und iPhone XS Max. - Keystone

Gutes Geld verdient der Konzern mit dem Streaming-Dienst Apple Music. 50 Millionen Abonnenten hat das Angebot heute. Auch das Speicher-Angebot iCloud zahlt sich aus. Unter dem Strich haben die Dienste des US-Giganten heute 360 Millionen Abonnenten, 2020 sollen es eine halbe Milliarde sein.

Ganz so einfach dürfte die Umstellung zum Dienstleister nicht werden. Das zeigt auch das Musik-Angebot aus Cupertino. Zwar hat Apple Music eine anständige Nutzerzahl, doch Rivale Spotify hat fast doppelt so viele bezahlende Abonnenten.

Harter Konkurrenzkampf

Der Video-Markt wird beherrscht von Netflix. 140 Millionen Nutzer hat der Streaming-Gigant. Und der Markt ist heiss umkämpft. Amazon und Hulu wollen in den USA dem Platzhirsch Anteile abluchsen.

Und immer mehr Anbieter drängen sich ins Feld. Warner Media und Disney werden wie Apple dieses Jahr einen Streaming-Dienst lancieren. Einige TV-Sender planen ähnliche Angebote.

Apple hat mit dem Mac den Computer revolutioniert. Mit dem iPod den Discman beerdigt und mit dem iPhone das Handy neu erfunden.

Die jüngsten Ankündigungen können da nicht mithalten. Der US-Konzern kopiert, statt zu erfinden. Das mag vielleicht reichen, um die Umsätze anzukurbeln. Dem Mythos Apple werden die jüngsten Produkte nicht gerecht.

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