Die Schweizer Apothekendichte sinkt kontinuierlich – und das, obwohl Pharmazeutiker immer mehr Aufgaben übernehmen. Nun schlägt der Verband Alarm.
Apotheke
Neben den Impfzentren und Spitälern spielen auch Apotheken bei der Impfstrategie in vielen Kantonen eine wichtige Rolle. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Apotheken übernehmen im Gesundheitswesen immer mehr Aufgaben.
  • Trotzdem nimmt die Anzahl an Apotheken seit Jahren stetig ab.
  • Der Verband fordert deshalb ein rasches Handeln und einen fairen Umgang.

Ärzte machen den Apothekern das Geschäft streitig. Wegen der Selbstdispensation erfolgt die Medikamentenabgabe heute vermehrt durch den Arzt. Der Gang zur Apotheke wird damit zur Seltenheit. Die Folge: Die Anzahl an Apotheken sinkt kontinuierlich.

Hausarzt
Dank der Selbstdispensation können auch Hausärzte je nach Kanton die ärztliche Medikamentenabgabe vornehmen. - Keystone

Im Jahr 2009 kamen auf 100'000 Einwohner 22,2 Apotheken, ein Jahrzehnt später waren es nur noch 21,1. Verglichen mit den umliegenden Ländern fällt die Schweizer Apothekendichte äusserst bescheiden aus. So gab es 2018 in Deutschland 24 Apotheken, in Italien 31 und in Frankreich 32. Auch der europäische Durchschnitt liegt mit 31 Apotheken weit über jener der Schweiz.

«Die Entwicklung ist höchst problematisch», erklärt Rahel Rohrer vom schweizerischen Apothekerverband. Es bestehe die Gefahr, dass durch falsche Anreize die Versorgungssicherheit der Bevölkerung aufs Spiel gesetzt werde. Denn einerseits zerstöre die Selbstdispensation das Apothekennetz. Andererseits könnten viele Arztpraxen aufgrund des Hausärztemangels ihre Nachfolge nicht regeln.

Mehr Aufgaben ohne Ertrag

Dazu komme die Sparwut des Bundesrats, so Rohrer. Apotheker würden heutzutage immer mehr Aufgaben in der medizinischen Grundversorgung übernehmen. Dazu gehören etwa das Impfangebot sowie die Abgabe aller Medikamente ohne Arztrezept – auch solche, die rezeptpflichtig sind. Die Behörden wollen so die Kompetenzen der Apotheker fördern und gleichzeitig die Kosten senken, indem Hausärzte und Notaufnahmen entlastet werden.

Impfschild
Ein Impfschild in einer Amavita Apotheke. In immer mehr Apotheken kann man sich auch impfen lassen. - Keystone

Der Ertrag für Apotheker fällt meist aber äusserst gering aus. «An vielen Medikamenten verdient der Apotheker nichts, sondern legt drauf», erklärt Rohrer. Aktuell würden über 60 Prozent aller Packungen, die in Apotheken abgegeben werden, einen Fabrikabgabepreis von unter 15 Franken aufweisen.

«Apotheker erwirtschaften also einen Verlust, wenn sie die Bevölkerung zu günstigen Medikamenten beraten und damit versorgen.» Viele Apotheken seien deshalb in ihrer Existenz bedroht.

Apothek
Viele Schweizer Apotheken sind in ihrer Existenz betroht. - Keystone

Der Schweizerische Apothekerverband fordert, «dass die Dienstleistungen der Apotheker fair abgegolten werden». Nur so könne die medizinische und persönliche Grundversorgung in der Schweiz sichergestellt werden.

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