Der weltweit grösste Automarkt China befindet sich einer Analyse zufolge in einer «kritischen Situation».
BMW China
Ein BMW-Werk in China. Im April brach der Absatz um fast die Hälfte ein. - AFP/Archiv
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Ende der zwei Jahrzehnte andauernden Wachstumsphase.

Nachdem die Absätze im vergangenen Jahr bereits um 3,8 Prozent gesunken sind, rechnet der Marktexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach für dieses Jahr mit einem Rückgang um fünf Prozent auf 22 Millionen verkaufte Autos, wie er am Mittwoch mitteilte.

Die Gründe für den Rückgang sind laut Bratzel vor allem die sich verlangsamende wirtschaftliche Entwicklung im Zuge der Handelskonflikte zwischen China und den USA, steuerliche Veränderungen sowie das dadurch abnehmende Verbrauchervertrauen. Auch die von der Regierung für den April beschlossene Senkung der Umsatzsteuer wird den Markt demnach nicht in die Wachstumszone hieven.

Dennoch werde China seinen Weltmarktanteil von 28 Prozent halten. Wegen der hohen Bedeutung des Landes wird auch der Weltmarkt laut Bratzel eher stagnieren.

Für die deutschen Autohersteller ist das keine gute Nachricht. Sie sind stark vom chinesischen Markt abhängig und somit verwundbar. Die Volkswagen-Gruppe mit Marken wie VW, Porsche und Audi ist seit Jahren Marktführer und hatte vergangenes Jahr einen Anteil von 18,1 Prozent. Seit 2011 konnte der Konzern seine Absatzzahlen in China fast verdoppeln - auf 4,2 Millionen Autos. Der Marktführer setzt mittlerweile weltweit vier von zehn Autos in China ab und ist deshalb laut Bratzel «enorm» abhängig.

Konkurrent BMW setzte in China 26 Prozent seiner Autos weltweit ab, Daimler 23 Prozent. Alle deutschen Autohersteller konnten ihre Verkäufe im vergangenen Jahr steigern und somit ihre Marktposition ausbauen.

Zweitgrösster Autohersteller hinter VW ist der US-Konzern General Motors. GM macht 43,5 Prozent seiner Absätze in China und wurde von dem Marktrückgang im vergangenen Jahr überdurchschnittlich hart getroffen.

Bei den wichtigsten einheimischen Herstellern entwickelte sich der grösste, Dongfeng, unterdurchschnittlich, während der zweitgrösste, Geely, um fast ein Fünftel zulegen konnte. Während Dongfeng noch fast zu 100 Prozent vom Heimatmarkt abhängig ist, breitet sich Geely rasant international aus. Geely gehört der schwedische Autohersteller Volvo. Demnächst sollen die Chinesen auch die Hälfte der Anteile an Daimlers Stadtflitzer-Tochter Smart übernehmen. Geely-Eigentümer Li Shufu ist grösster Aktionär von Daimler.

Wie Bratzel feststellt, neigt sich eine über mehr als zwei Jahrzehnte währende starke Wachstumsperiode in China dem Ende zu. Künftig sei mit höheren Schwankungen sowie Stagnation und rückläufigen Absätzen zu rechnen. Insbesondere die Elektroautos würden dank staatlicher Regulierung in den nächsten Jahren «massiv» an Bedeutung gewinnen.

Die chinesische Autoindustrie werde sich deshalb konsolidieren. Auch die westlichen Autohersteller müssten sich anpassen und viel in neue Technologien investieren. Das bedeute für die nächsten Jahre deutlich niedrigere Gewinne in China und weltweit.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

AudiPorscheVolvoGeneral MotorsBMW