Alpiq-Chef Jens Alder kritisiert die Schweizer Energiepolitik. Er sagt, das Risiko eines Blackouts wird in den kommenden Jahren weiter steigen.
Risiko alpiq
Jens Alder, Verwaltungsratspräsident und CEO des Stromkonzerns Alpiq (Archivbild). - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Laut Alpiq-Chef Jens Alder ist die Versorgungssicherheit der Schweiz gefährdet.
  • Gerade wenn kein Stromabkommen mit der EU zustande komme.

Alpiq-Chef Jens Alder kritisiert die Schweizer Energiepolitik. Die Versorgungssicherheit des Landes sei gefährdet, warnte er im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Montag. Dies wenn kein Stromabkommen mit der EU zustande komme.

Import ohne gleichberechtigten Zugang zur europäischen Strombörse hält der Alpiq-Verwaltungsratspräsident und CEO für «hochriskant». «Wir fahren eine Importstrategie mit Ländern, die im Winter auch zu Nettoimporteuren werden. Das geht hinten und vorne nicht auf.»

Der frühere Swisscom-Präsident Jens Alder ist seit 2015 Verwaltungsratspräsident bei Alpiq. Anfang Jahr übernahm der Elektroingenieur zudem die operative Führung im Unternehmen. Alpiq produziert rund einen Fünftel des inländischen Stromverbrauchs.

Wenn man eine Importstrategie fahre, müsse dies in einem Staatsvertrag geregelt sein. Das Stromabkommen sei wegen des fehlenden Rahmenabkommens aber blockiert. «Die Versorgungssicherheit der Schweiz ist ohne Stromabkommen nicht mehr gewährleistet.»

Alpiq-CEO: «Risiko eines Blackouts ist klar gestiegen»

Wenn man die Regulierungen der umliegenden Länder sehe, dürfe mach sich keine Illusionen machen. «Wenn es knapp wird, werden zuerst die eigenen Konsumenten versorgt und erst dann Strom ins Ausland exportiert.»

«Das Risiko eines Blackouts ist klar gestiegen und wird in den kommenden Jahren weiter steigen», sagte Alder. Wenn Deutschland alle AKW abgestellt habe und anfange, aus der Kohle auszusteigen, würden grosse Kapazitäten wegfallen.

Man könne sich gut vorstellen, dass es wie vor zwei Jahren einen kalten Winter gebe. Und dass in der Schweiz ein oder zwei AKW ausfielen und gleichzeitig auch in Frankreich mehrere stillstehen würden. «Für solche Konstellationen haben wir keine Lösung.»

Als Schweizer Staatsbürger mache er sich Sorgen, sagte Alder. Als Chef der Alpiq mache ihm das aber weniger aus, denn Verknappung bedeute steigende Preise.

Bundesrat soll bei Liberalisierung des Energiemarktes vorwärts machen

Am Bau von Gaskraftwerken als Kompensation für den Wegfall der Kernkraft hat Alpiq laut Alder derzeit kein Interesse. «Unter dem heutigen Regulierungsregime ist Stromproduktion in der Schweiz unternehmerisch uninteressant, auch Gaskraftwerke. Solche Abenteuer gehen wir nicht ein.»

Alder forderte die Landesregierung auf, bei der Liberalisierung des Energiemarktes vorwärts zu machen.

Die volle Marktöffnung, die zurückgetretene CVP-Energieministerin Doris Leuthard im Herbst eingeleitet habe, sei ein wichtiges Element dazu. Der Bundesrat müsse sie vorantreiben.

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