Schrittzähler und Fitnesstracker sind für viele bloss witzige Gadgets. Doch sie bergen grosses medizinisches Potenzial, zeigt eine neue Studie.
Handy-Apps und Mini-Sensoren sollen einen gesunden Lebensstil unterstützen. Bild: iStock
Handy-Apps und Mini-Sensoren sollen einen gesunden Lebensstil unterstützen. Bild: iStock - Community

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine neue Studie hat die Folgen des Trends zur Selbstvermessung untersucht.
  • Die Geräte und spielerischen Ansätze hätten Potential für chronisch kranke Menschen.
  • Doch dazu müsste die Qualität besser sein – die Forschenden fordern deshalb ein neues Qualitätslabel.
  • Dann könnten nachweislich wirksame Produkte von den Krankenkassen mitfinanziert werden.
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Fast jedes Smartphone verfügt über einen Schrittzähler und kann Nutzern mit bunten Grafiken zeigen, ob sie ihr tägliches Bewegungsziel schon erreicht haben. Was für viele bloss eine Spielerei ist, kann in der Gesundheitsprävention einen handfesten Nutzen haben, zeigt eine neue Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Diese hat im Auftrag der Stiftung für Technologiefolgenabschätzung TA-SWISS die Möglichkeiten und Risiken der Selbstvermessung mit Sensoren, Handys und Apps untersucht.

«Gerade technikaffine Männer lassen sich von den Lifestyle-Apps zu mehr Laufen anspornen, was einen positiven Effekt auf ihre Gesundheit hat», sagt Ursula Meidert, Soziologin an der ZHAW und eine der Studienautorinnen. Doch die spielerischen Elemente der Apps und Miniatursensoren haben auch medizinisches Potenzial – nämlich für chronisch Kranke wie etwa Diabetiker, Personen mit Bluthochdruck oder Herzkreislaufkranke.

Sie alle müssen regelmässig Körperwerte wie die Herzfrequenz oder den Blutzuckerspiegel messen. Noch ist das oft zeitaufwändig oder gar mit einem Arztbesuch verbunden – Mini-Sensoren, die die Patienten ständig tragen, könnten da Zeit und Geld sparen. Kommt dazu, dass eine Messung, etwa des Blutdrucks, auch mal vergessen gehen kann. Wären aber alle Sensoren mit dem Handy verbunden, könnte dieses helfen, indem es die Patienten an fällige Messungen erinnert, sagt Meidert. Und bei abnormalen Werten könnten die Patienten oder sogar direkt ein Arzt gewarnt werden. Ausserdem könnte das Smartphone viele verschiedene Messungen kombinieren und damit neue Zusammenhänge sichtbar machen.

Krankenkasse soll künftig Apps zahlen

Einzelne solcher medizinischen Apps gibt es bereits. Zum Beispiel eine Anti-Migräne-App, die Angaben zu Kopfschmerzen, Mahlzeiten und Schlafverhalten automatisch mit dem Wetter kombiniert. Doch noch seien viele Ärzte zögerlich, sagt Meidert: «Niemand will etwas empfehlen, was sich dann als unwirksam entpuppt.» Denn noch seien viele Sensoren ungenau und selbst bei langfristigen Studien bleibe die Wirksamkeit unklar. Ausserdem ist bei den meisten Produkten unklar, was mit den Daten geschieht. Um diese Probleme zu lösen, empfiehlt die Studie, ein Qualitätslabel zu schaffen, das den Konsumenten Klarheit über die Qualität einer Gesundheits-App oder eines Sensors verschafft. Zudem soll das Label transparent machen, ob die Schweizer Datenschutzrichtlinien eingehalten sind.

Kann eine App anhand solcher Qualitätsstandards beweisen, dass sie einen medizinischen Nutzen hat, sieht Meidert die Krankenkassen in der Pflicht: «Wirksame Apps und Sensoren sollten künftig von der Kasse übernommen werden.» Das dürfte allerdings noch eine Weile dauern.

Produced by: higgs – das Magazin für alle, die es wissen wollen.

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