Nau.ch-Kolumnist Reda el Arbi macht sich als Linker Sorgen um die SVP. Alt Nationalrat Claudio Zanetti widerspricht vehement.
Claudio Zanetti SVP
Alt Nationalrat Claudio Zanetti (SVP). - zvg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Um die SVP müsse man sich keine Sorgen machen, sagt alt Nationalrat Claudio Zanetti.
  • Im Gegensatz zu Nau.ch-Kolumnist Reda el Arbi sieht er keine «langsame Zersetzung».
  • Im Gegenteil: Die SVP habe stabile Wähleranteile und die Marke «SVP» sei unbeschädigt.

Nau-Kolumnist Reda el Arbi macht sich also Sorgen um die SVP. Das erweckt einen etwas zwanghaften Eindruck: Gäbe es keine SVP, hätte der Mann nichts zu tun. Über die Volkspartei kann er sich aufregen und muss das dann auch gleich allen mitteilen.

Als SVP-ler bin ich bei seinen Analysen aber eher irritiert. Mir scheint, el Arbi bezieht sein Halbwissen ausschliesslich aus den Medien und entscheidet sich konsequent für die falsche Hälfte. Er sieht tatsächlich eine in Auflösung begriffene, ja der Zersetzung anheimgefallene SVP.

Er sieht nicht, dass diese Partei nach wie vor solide politische Arbeit leistet und selbst nach dem Dämpfer der letzten Wahl immer fast so stark ist, wie die die beiden nächst kleineren zusammen. In Hamburg werden die Sozis, die proportional wesentlich mehr verloren haben, gerade als die grossen Wahlsieger gefeiert…

Bauern SVP
Bauernlandsgemeinde der SVP am Samstag, 4. August 2012, in Grosswangen LU. - Keystone

Souverän ist, wer souverän bestimmt

Nicht einmal für die Feststellung, dass die Bauern und die KMUs mit der SVP eine starke Vertretung im Land brauchen, kann man el Arbi wirklich loben. Er folgt damit nämlich einem schein-demokratischen Konzept. Erinnern Sie sich noch, wie uns linke Soziologen und andere «Experten» wochenlang in den Ohren lagen und klagten, irgendwelche Randgruppen seien im Parlament angeblich untervertreten.

Besonders knapp sind wir offenbar an behinderten, alleinerziehenden, transsexuellen, lesbischen, muslimischen Working poors mit Patchwork-Familie und Migrationshintergrund, die in ihrer Freizeit Didgeridoo spielen. Dieser Ansatz ist verkehrt. Eine Demokratie funktioniert dann, wenn die Wählenden frei – also ohne jede Beeinflussung durch blödsinnige Quoten oder moralische Imperative – entscheiden können, wer sie repräsentieren soll.

Albert Rösti Christoph Blocher
SVP- Präsident Albert Rösti, Alt Bundesrat Christoph Blocher und Nationalrat Felix Müri, von links, anlässlich der Feier zum 25-Jahre-Jubiläum des EWR-Neins am 6. Dezember 2017, in Bern. - Keystone

Dass bei der SVP ein anderes Profil gefragt ist als bei einer linken Partei, dürfte niemanden überraschen. Wer über das nötige Rüstzeug verfügt, um die SVP zu führen, hat garantiert bereits eine wichtige Funktion ausserhalb der Politik. Nur Persönlichkeiten, wie Christoph Blocher, sind aus Liebe zur Schweiz bereit, sich einer solchen Aufgabe zu stellen. Solche Leute fehlen dann an ihrem alten Ort. Bei den sozialdemokratischen Kandidaten wird jeder von der Lücke, die er zurücklässt, bestens ersetzt.

Linke hätscheln, bürgerliche prügeln

Bei der SP geht es auch nicht um Verantwortung. Denn diese wird bei den Linken gerne geteilt. Oder sagen wir besser: verteilt. Denn die wirkliche Arbeit erledigen hier ohnehin die Medien, zu denen man ein symbiotisches Verhältnis pflegt – wie jetzt gerade in der Krypto-Sache. Die Forderung nach einer PUK beispielsweise ist im Grunde eine Befehlsausgabe.

Wie von Geisterhand gesteuert weiss man beim Tagesanzeiger und bei SRF sofort, was zu tun ist: Die Linken hätscheln, die Bürgerlichen prügeln. Wären die Linken dem gleichen Stahlgewitter ausgesetzt, wie die von ihnen belächelte SVP, sie würden nicht gleich nach einem neuen Verbot schreien, wenn etwas ihren Unmut weckt. Ja, sie sind zart wie Schneeflocken und brauchen darum das Kollektiv.

Ehrenamtlicher Top-Manager gesucht

Gewiss, es gibt einfachere Aufgaben, als für die mit Abstand grösste Schweizer Partei einen Präsidenten zu finden, der diesen komplexen Laden ehrenamtlich führt und organisatorisch durch Knochenarbeit und grossen zeitlichen Aufwand wieder auf Vordermann bringt. Die Sozis haben es da besser. Sie erheben deutlich höhere Mitgliederbeiträge und leisten sich dafür einen grösseren und teureren Apparat als alle anderen.

Auch nur bei den Genossinnen und Genossen kann man von Beruf Präsident der Jungpartei sein. Dass es unter solchen Bedingungen die Besetzung von Spitzenämtern einfacher ist, liegt auf der Hand. Allerdings kann, wo sich Kandidatinnen und Kandidaten politisch gleichen, wie ein Ei dem anderen, von einer Wahl nicht wirklich gesprochen werden.

Die Marke «SVP» ist unbeschädigt. Wer auf sie setzt, weiss, was er kriegt. Wer seit über 100 Jahren landauf, landab mit der gleichen Botschaft von Freiheit und Eigenverantwortung antritt, erlebt stürmische Gewässer und flauten. Wichtig ist dabei, stets auf Kurs zu bleiben. Das Lavieren überlassen wir den Populisten.

Reda el Arbi kann also beruhigt sein. Aber Danke für die Anteilnahme an unserem Schicksal.

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