Soll man in Partnerschaft über Pornokonsum sprechen?
Es ist ein Thema, das sehr viele betrifft – und doch bleibt der Konsum von Pornos in Partnerschaften oft ein Tabu.

Das Wichtigste in Kürze
- Über 90 Prozent der Männer schauen sich Pornos an – und fast 60 Prozent der Frauen.
- Sollte man in einer Beziehung offen über Pornos sprechen?
- Hier kommen Tipps und Tricks von Sexualberaterin Sandra Torokoff.
Laut einer Studie von Ursina Donatsch, Autorin des Buches «Pornos und Partnerschaften», schauen 93 Prozent der Männer und 57 Prozent der Frauen während ihrer Beziehung Pornos.
Diese Zahlen werfen eine entscheidende Frage auf: Wie geht man in einer Partnerschaft mit diesem Thema um?
Doch bevor wir uns dieser Frage widmen, müssen wir zunächst verstehen, warum Pornos für viele Menschen eine Rolle spielen.
Warum schauen wir überhaupt Pornos?
Pornos sind für viele eine direkte Quelle der sexuellen Erregung und dienen meistens der Selbstbefriedigung. Sie bieten die Möglichkeit, die eigene Sexualität zu erleben und zu steigern.
Die Gründe, warum Menschen Pornos konsumieren, sind vielfältig: Luststeigerung, in Fantasien eintauchen, Entspannung oder auch einfach der Genuss.
Dabei gibt es jedoch Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Männer reagieren tendenziell stärker auf visuelle Reize und bevorzugen eine direktere Form der Selbstbefriedigung.
Frauen hingegen integrieren häufig auch Fantasie und äussere Reize in ihre sexuelle Erregung und nehmen sich mehr Zeit.
Trotz der weiten Verbreitung des Pornokonsums ist das Thema in vielen Partnerschaften ein heikles und unangenehmes Thema. Es ist oft ein Tabu, über Pornos zu sprechen, obwohl viele Menschen – wie die Statistiken belegen – damit konfrontiert sind.
Warum also nicht das Tabu brechen und offen darüber reden?
Die Ängste, die entstehen können
In Beziehungen kann der Konsum von Pornos zu Spannungen und Missverständnissen führen.
Eifersucht, Unsicherheit oder Enttäuschung sind häufige Reaktionen, wenn ein Partner erfährt, dass der andere Pornos schaut.
Es tauchen Fragen auf: Fehlt ihm oder ihr etwas in der Beziehung? Bin ich nicht genug? Erwartet der Partner mehr, als ich ihm bieten kann? Es ist wichtig, diese Ängste ernst zu nehmen.

Kommunikation als Schlüssel
Die Lösung für diese Konflikte liegt in der Kommunikation. Ein offener Austausch über das Thema kann Missverständnisse ausräumen und Vertrauen aufbauen.
Wenn man etwas heimlich tut oder versteckt, entstehen nur Unsicherheiten und Misstrauen.
Daher ist es wichtig, dass Paare über ihre sexuellen Bedürfnisse und Wünsche sprechen.
Warum es wichtig ist, über Pornos zu sprechen
Sexuelle Kommunikation ist ein grundlegender Bestandteil jeder gesunden Beziehung. Zu wissen, was den anderen erregt, was ihm gefällt oder wo die Grenze liegt, vertieft das Verständnis und steigert die Intimität.
Paare, die über ihre sexuellen Bedürfnisse und Wünsche sprechen, sind sexuell zufriedener in der Partnerschaft.
Es ist entscheidend, zu verstehen, dass der Konsum von Pornos nicht zwangsläufig bedeutet, dass der Partner solche Handlungen im realen Leben umsetzen möchte.
Pornografie ist oft lediglich eine Quelle der Erregung und muss nicht mit den eigenen sexuellen Vorlieben und Bedürfnissen übereinstimmen.
Gemeinsam den Blickwinkel erweitern
Ein weiterer Schritt könnte sein, gemeinsam Pornos zu schauen. Für viele klingt das zunächst ungewöhnlich. Aber es kann ein interessanter Weg sein, die sexuelle Kommunikation zu vertiefen.
Man muss automatisch darüber sprechen, welchen Porno man sich anschauen möchte. Was gefällt uns? Was löst dieser Porno bei mir aus? Fühle ich mich erregt oder wirkt etwas abstossend auf mich?
Vielleicht entdeckt man neue Ideen, die das eigene Sexleben bereichern. Der gemeinsame Konsum von Pornos kann sogar einen zusätzlichen Reiz schaffen und einen sicheren Raum bieten, um neue Aspekte der eigenen Sexualität zu erkunden.

Selbstbefriedigung in der Partnerschaft
Selbstbefriedigung bleibt ein wichtiger Bestandteil der persönlichen Sexualität – und da gehört der Porno oft dazu.
Sie ermöglicht es einem selbst, die eigenen Wünsche und Grenzen zu erkunden und das Vertrauen in den eigenen Körper zu stärken.
In einer Partnerschaft sollte es Raum für Selbstbefriedigung geben – es ist eine Form der persönlichen Weiterentwicklung, die das sexuelle Wohlbefinden fördert und auch in der Beziehung mehr Selbstbewusstsein schafft.
Zudem hilft sie, die eigenen Ängste zu überwinden. Etwa die Sorge, nicht «genug» zu sein, oder den Erwartungen des Partners nicht zu entsprechen.
Die sexuelle Selbstsicherheit, die durch Selbstbefriedigung wächst, kann das Vertrauen in die eigene Attraktivität und sexuelle Leistung erheblich steigern.
Mein Fazit: Kommunikation ist der Schlüssel
Letztlich bleibt es eine Frage der Kommunikation. Es geht nicht nur darum, wie oft oder in welchem Ausmass man Pornos konsumiert, sondern darum, gemeinsam zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Auch im Bereich der Sexualität.
Warum also nicht das Popcorn bereithalten und zusammen den nächsten Porno anschauen?
Denn eine gesunde Beziehung lebt von offener Kommunikation – auch über solche Tabuthemen.
Zur Person: Die Bernerin Sandra Torokoff ist Beraterin rund um das Thema Sexualität, hat zwei Kinder und ist verheiratet.