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Patrick Hässig: «Der stabilen Schweiz den SRG-Stecker ziehen? Nein!»

Patrick Hässig
Patrick Hässig

Zürich,

«Die SRG-Halbierungsinitiative ist ein Angriff auf unabhängigen, kritischen Journalismus», schreibt GLP-Nationalrat Patrick Hässig in seiner Kolumne.

SRG ssr
SRG: Die 200-Franken-Initiative der SVP steht vor der Türe. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 8. März 2026 stimmt die Schweiz über die 200-Franken-Initiative der SVP ab.
  • Nau.ch-Kolumnist und GLP-Nationalrat Patrick Hässig lehnt die Halbierungsinitiative ab.

Der Titel klingt verlockend. Die Halbierungsinitiative und ihr Slogan «200 Franken sind genug» versprechen den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern auf den ersten schnellen Blick Einsparungen.

Doch der Angriff auf die Finanzierung der SRG zielt nur vordergründig auf das Portemonnaie der Einwohnerinnen und Einwohner in der Schweiz.

Hauptsächlich geht es den Initianten darum, die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft SRG zu destabilisieren.

Patrick Hässig Schweizer Armee
Patrick Hässig sitzt seit 2023 für die GLP im Nationalrat. Er schreibt auf Nau.ch regelmässig Kolumnen. - zVg

Für die Demokratie überlebenswichtig

Etablierte Medien und auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk sind europa- und sogar weltweit unter Druck.

In einer Zeit, in der Meinungen für Fakten gehalten und Fakten als Fake abgetan werden, ist ein unabhängiger und starker Journalismus, wie ihn eine SRG garantiert, für unsere Demokratie überlebenswichtig, und es braucht diese mehr denn je.

Dass Fakten und Meinungen auch bei den Initianten wild und unübersichtlich gemischt werden, zeigt deren Internetauftritt. Dort geht es um steigende Preise und US-Zölle für die Wirtschaft. Beides hat im Kern nichts mit den Zielen der Initiative zu tun, dem unabhängigen Journalismus zu schaden.

Um den ehemaligen «Zeit»-Chefredaktor Roger de Weck zu zitieren: «AfD, Rassemblement National oder Trumps MAGA-Bewegung lehnen den Journalismus an sich ab. Denn sie ticken nach dem Prinzip: Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich.»

Entwicklungen, die leider auch in der Schweiz zu beobachten sind.

Es soll und darf uns was kosten

Veränderung ist nötig. Sei es bei der SRG oder auch bei den grossen Anstalten unserer Nachbarn ARD und ZDF.

Doch der Druck der Halbierungsinitiative richtet sich gegen innen. Gegen die eigenen SRG-Sender hier in der Schweiz. Und hier wird ein tiefgreifender Unterschied zu vielen anderen öffentlich-rechtlichen Anstalten in Europa sichtbar.

Die Schweiz hat vier Sprachen, vier Kulturen und eine viersprachige SRG. Ein MUSS für dieses Land, seine Vielfalt, den Zusammenhalt und die direkte Demokratie. Das soll und darf uns was kosten.

Wie stehst du zum Stellenabbau bei der SRG?

Reformen sind wichtig. Und Reformen braucht auch die SRG. Ob der aktuelle Stellenabbau von total 900 Vollzeitstellen nun das richtige Mittel zur Neuausrichtung in einer noch digitaleren Zukunft ist, wird eben diese weisen.

Die Gebühren so drastisch zu kürzen, wie sie die Initiative fordert, halte ich für falsch.

srg
Die SRG steht unter Druck. - keystone

Es geht um die journalistische Eigenständigkeit der SRG

Vielleicht hat sich die SRG zu lange zu statisch verhalten. ARD und ZDF sind ab 20 Uhr werbefrei. Das schwedische Fernsehen ist komplett werbefrei und hat sich schon vor über 20 Jahren aus teuren Sportrechten verabschiedet – und sich auf Nischen konzentriert.

Die SRG lieferte lange ein (Sport-)Vollprogramm, welches in anderen Ländern Europas seit Jahrzehnten im Pay-TV zu finden ist. Zudem schöpft sie grosse Beträge zusätzlich zu den Gebühren vom Werbemarkt ab. Diese Fragen hätten schon seit Jahren angepackt und umgestaltet werden können.

Doch den Initianten und Beitrags-Halbierern geht es nicht um die Frage, ob ein öffentlich-rechtlicher Sender werbefrei sein soll – oder darum, dass mehr Nischensport gezeigt wird. Es geht ihnen um die journalistische Eigenständigkeit der SRG.

In Zeiten, in denen «per Dekret» Regieren als demokratischer Prozess bezeichnet wird und Hassreden als freie Meinungsäusserung gepriesen sind, sind Unternehmen wie die SRG wichtiger denn je.

Ein Angriff auf kritischen Journalismus

Auch in der Schweiz wollen sich gewisse Kreise eine Scheibe der weltweit aufkommenden Stimmung gegen die «Systemmedien» abschneiden und der SRG schaden.

Unabhängige Schweizer Medien gilt es stark zu halten. Unabhängig von Klickzahlen und Besitzern.

Die Halbierungsinitiative ist ein Angriff auf unabhängigen, kritischen Journalismus.

In einer Zeit, in der Desinformation, Internet-Trolle und Lügen über politische Prozesse, Konflikte und gesellschaftliche Entwicklungen das Land fluten, sind genau solche Kompetenzen unabdingbar.

SRG, MEDIENKONFERENZ,
Susanne Wille, Generaldirektorin SRG. - keystone

Die SRG-Führung hat den Reformstau erkannt und handelt. Lassen wir sie diese Transformation in die Zukunft selbständig angehen.

Mit den Vorgaben des Bundesrats, die Abgaben ab 2029 auf 300 Franken zu senken als vernünftiges Ziel vor Augen.

Ein guter Weg für eine starke und unabhängige SRG – zum Wohle unserer direkten Demokratie. Darum ist die Halbierungsinitiative abzulehnen.

Zur Person

Patrick Hässig (46) sitzt seit 2023 für die GLP im Nationalrat. Er ist Mitglied der Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK) des Nationalrates. Er ist wohnhaft in der Stadt Zürich und arbeitet als diplomierter Pflegefachmann HF auf einem Kindernotfall. Für Nau.ch schreibt er regelmässig Kolumnen.

Kommentare

User #6409 (nicht angemeldet)

Die hätten sich mal besser einen Beruf mit Zukunft gesucht. KI macht bald deren Job.

User #1575 (nicht angemeldet)

Auch die GLP wird in der nächsten Wahl halbiert.

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