Angststörungen sind in unserer Gesellschaft weitverbreitet. Viel mehr Menschen leiden daran, als man denken würde. Und doch spricht niemand darüber.
Frau hält sich Kopf
Noch immer schämen sich viele Betroffene, über ihre Ängste zu sprechen. - Unsplash
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Das Wichtigste in Kürze

  • Angststörungen sind noch immer ein Tabuthema.
  • Und das, obwohl so viele Menschen darunter leiden und sich dadurch einschränken.
  • Auch Kolumnistin Marina kennt solche Ängste und Panikattacken.

Heute schreibe ich über ein Thema, das mir nicht leichtfällt. Es fällt mir nicht leicht, mich so offen und verletzlich zu zeigen.

Und dennoch tue ich es, weil ich weiss, dass ich mit diesem Thema nicht allein bin und es vielen helfen kann, zu wissen, dass es auch anderen so geht.

Ich lebe mit einer Angststörung. Und sie f*ckt mich ab.

Sie begleitet mich schon viele Jahre, schon seit meiner Jugendzeit, mal mehr, mal weniger stark. Aber sie ist immer da.

Und gerade letzte Woche war ich so wütend auf mich selbst, weil ich sie – mal wieder – gewinnen lassen habe.

Ich ging bestimmt zwei Jahre lang nicht alleine einkaufen, nachdem mich vor ungefähr fünf Jahren an der Migroskasse eine Panikattacke packte. Danach schaffte ich es nicht mehr, einen Laden allein zu betreten. Nur schon der Gedanke daran löste Panik in mir aus.

Es dauerte bestimmt drei Jahre, bis ich wieder (meistens) mehr oder weniger entspannt einkaufen gehen konnte.

Training und Arbeit am Mindset

Erst seit etwa zwei Jahren tue ich das aber wieder alleine. Es brauchte Training, viel Mindsetarbeit, Überwindung und vor allem Stärke, um all die Rückschläge zu verkraften und dennoch weiterzumachen.

Migros Wägeli
In einer akuten Situation, ist es nicht einfach, einen klaren Kopf zu bewahren. - Unsplash

Ich tue es tatsächlich auch heute immer nur dann, wenn ich mich gut fühle, in einer guten Energie bin und zu einer Uhrzeit, wo die Läden nicht überfüllt sind. Und immer nur in Supermärkten, wo ich den Ausgang im Blick habe.

Grosseinkäufe mache ich noch immer sehr ungerne alleine.

Letzte Woche war es aber mal wieder so weit.

Ich fühlte mich gut, wohl in meinem Körper, die Sonne schien – beste Bedingungen. Ich betrat den Laden und war völlig entspannt. Ich lief so durch die Regale und füllte meinen Einkaufswagen – dann begann plötzlich der Kopf zu kicken.

Wenn der innere Alarm losgeht

Die Gedanken begannen zu rasen, mein Herz machte mit.

Einmal im Gedankenstrudel drin, kommt man in einer solchen «akuten» Situation kaum mehr raus.

Ich stand in diesem Laden, wusste, ich brauche noch ein paar Dinge, und überlegte, wie ich es schaffen kann, diese Produkte zu holen, ohne komplett in Panik auszubrechen. Mir wurde schwindelig.

Ich weiss, wie Mindsetarbeit funktioniert. Ich weiss, wie mein Gehirn funktioniert. Ich weiss, wie man manifestiert.

Und ich weiss, dass ich in solchen Momenten der puren Angst alles komplett falsch mache.

Ich habe es irgendwie geschafft, den Rest zu holen, zu bezahlen und aus dem Laden zu flüchten. Draussen, in meinem Auto, meinem «sicheren Hafen», war der Spuk vorbei.

Was blieb, war Wut. Auf die Angst. Und auf mich selbst.

Haben Sie schon mal eine Panikattacke erlebt?

Ich versuchte mich zu beruhigen und fuhr zur Apotheke, weil ich da noch etwas brauchte. Ich stieg aus dem Auto, lief zum Eingang, atmete einmal tief durch, ging in den Laden rein und machte direkt auf dem Absatz wieder kehrt.

Denn kaum war ich drin, ging mein innerer Alarm wieder an. Panik stieg in mir auf.

Ich stand bestimmt 10 Minuten vor dieser Apotheke, versuchte mich zu beruhigen, mir das Best-Case vorzustellen, wie ich da reingehe, entspannt mein Produkt kaufe, bezahle und wieder rausgehe.

Es wäre eine Sache von einer Minute gewesen.

Ich schaffte es nicht.

Aufgeben ist keine Option

Es ist deprimierend. Denn ich wüsste ganz genau, wie ich diese Angst lösen könnte. Wie ich mein Gehirn umprogrammieren könnte. Ich befasse mich seit sehr vielen Jahren mit dieser Thematik.

Diese Angst ist aber so tief in meinem System eingebrannt, dass es mir unglaublich schwerfällt und es extrem viel Energie und Disziplin benötigt, daran zu arbeiten.

Solche Momente, wie die letzte Woche, gibt es immer mal wieder. Aber längst nicht mehr so oft wie früher. Die Arbeit an mir zahlt sich auch in diesem Lebensbereich aus, auch wenn es nach meinem Geschmack viel zu langsam voran geht und einen eine solche Situation gefühlt wieder 10 Schritte zurückwirft.

Dennoch weiss ich, dass solche Ängste heilbar sind und ich gebe den Glauben nicht auf, dass auch ich es schaffen werde.

Marina Persano
Die Autorin Marina Persano. - zVg

Die 31-jährige Journalistin und Expertin für Manifestation schreibt für Nau.ch und auf ihrem Instagram-Account @marina.persano darüber, wie wir mit der Macht unserer Gedanken unser bestes Leben erschaffen.

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