Zürich Werdinsel: Nackt-Badende wehren sich – «Leute starren nicht»
Eine Petition fordert die Schliessung des Nacktbereichs auf der Zürcher Werdinsel. Wie kommt das bei den Besuchenden an? Nau.ch hat nachgefragt.
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Das Wichtigste in Kürze
- Einige Anwohnende der Werdinsel stören sich am FKK-Bereich und fordern die Schliessung.
- Nau.ch ist vor Ort. Die Stimmung ist friedlich, die Besuchenden schätzen den Nacktbereich.
- Es sei «ein Ort, der für Freiheit steht», sagt eine Nacktschwimmerin.
An der Spitze der Werdinsel im Zürichsee ist ein FKK-Bereich. Erlaubt und vertreten sind hier alle: Kinder, Hunde, Grillende, Angezogene – und Nackte.
Trotzdem gibt es Einwände von Anwohnerinnen und Anwohner. Im Quartier Höngg wird eine Petition in Briefkästen verteilt: Sie fordert das Verbot, beziehungsweise die Einschränkung der Nacktszene.
Die Atmosphäre sei «ausschliessend», wird auf dem Blatt argumentiert. «Eine grosse Mehrheit meidet den schönsten Teil der Insel. Das sollte nicht sein.»
Und weiter: «Mehrfach wurden sexuelle Handlungen beobachtet. Das ist in der Öffentlichkeit nicht zu tolerieren, umso mehr, weil viele Kinder und Jugendliche die Werdinsel besuchen.»
Ausserdem käme es zu Belästigungen gegenüber Frauen.
Spaziergängerin verteidigt Nackt-Badende: «Wunderbar hier»
Was sagen die Menschen vor Ort dazu? Nau.ch hat nachgefragt. Spaziergängerin Christiane hat kein Problem mit dem Nacktbereich: «Ich finde es wunderbar hier», sagt sie in der Strassenumfrage.
Mit ihrem Hund gehe sie gerne bis vorne zum FKK-Bereich. «Das stört niemanden und auch ich störe mich nicht. Dort kann der Hund viel besser in die Limmat reinlaufen und es hat dort viel mehr Schatten für uns.»
Ein Ort der Freiheit
Von der Petition hält sie nicht viel: «Ich verstehe nicht, wieso man da irgendetwas ändern will, wenn das so gut nebeneinander funktioniert.» Das sei reine «Zwängelei», so Christiane.
Für die Nackt-Badende Bettina (29) ist der Nackt-Bereich der Insel «ein Ort, der für sehr viel Freiheit steht. Gerade als Frau ist es für mich wichtig, einen Ort zu haben, wo mein Körper nicht sexualisiert wird».
Sie fühle sich sicher hier, sagt sie zu Nau.ch.

Auch Martin (33) verbringt hier gerne seine Zeit. «Natürlich gibt es hier auch ein paar Geschichten, aber die gibt es überall», sagt er. «Ich bin froh, dass es so einen Ort gibt – es soll nicht aufhören. Die Leute starren einem hier nicht an.»
Sex auf Werdinsel? «Man kann hingehen und sagen: ‹So läuft das nicht›»
Sexuelle Handlungen haben beide noch keine beobachtet. «Das darf stattfinden. Ich bin ein Mensch, der sehr für Sexpositivität steht», sagt Bettina. Man könne Sexualität aber auch anders ausleben, sodass es keine anderen Menschen stört.

Und falls doch sexuelle Handlungen beobachtet würden, bietet Martin die Lösung: «Ich finde, gerade an einem solchen Ort, wo man sich eben näher ist, kann man einfach hingehen und sagen: ‹So läuft das nicht. Hört auf.›»
Sex in der Öffentlichkeit ist nicht verboten
Sexuelle Handlungen im öffentlichen Raum sind nicht grundsätzlich verboten – ausser es kommt zu Exhibitionismus oder sexueller Belästigung.
Stapo-Mediensprecher Pascal Siegenthaler gegenüber Nau.ch: «Wenn keine Anzeige erstattet wird, können wir auch nichts machen.»
Bei der Stadtpolizei Zürich habe es auf der Werdinsel seit 2022 fünf Einsätze wegen Belästigung gegeben.
Der Quartierverband Höngg steht übrigens nicht hinter der Petition. «Der Nacktbadebereich ist sehr gut gekennzeichnet. Und stellt daher kein Problem für die Mehrheit der Hönggerinnen und Höngger dar», so Alexander Jäger gegenüber Nau.ch.