Zürich: UBS-Mieterschaft erhält zum Rausschmiss 3500 Franken
An der Brahmsstrasse will die UBS zwei Liegenschaften durch einen Neubau ersetzen. Dabei bietet sie der gekündigten Mieterschaft einen ungewöhnlichen Deal an.

Das Wichtigste in Kürze
- An der Brahmsstrasse im Sihlfeld müssen Mieterinnen und Mieter raus aus ihren Wohnungen.
- Die UBS plant einen Neubau mit 60 neuen Wohnungen, 38 mehr als zuvor dort waren.
- Zum Abschied erhalten die Mietenden ein ungewöhnliches Geschenk: 3500 Franken.
Die UBS plant in der Brahmsstrasse einen Ersatzneubau mit 60 Wohnungen. Mitte März ist den Mietenden der Häuser 10 und 12 die Kündigung in den Briefkasten geflattert.
Bis spätestens Ende März 2027 müssen alle raus, dann soll der Abriss beginnen. Doch gemäss dem Anwohner Jonas Keller befinden sich die beiden 1945 gebauten Liegenschaften «noch in bestem Zustand».
«Aussergewöhnliches» Abschiedsgeschenk der UBS
Ebenfalls erstaunt habe Keller, der eigentlich anders heisst und anonym bleiben möchte, der letzte Punkt im Kündigungsschreiben.
Dort heisst es, den Mieter:innen werde eine Umzugspauschale von 3500 Franken überwiesen. Keller sieht in der Zahlung eine Strategie, um mögliche Proteste der Mieterschaft in Grenzen zu halten.
Die UBS bezeichnet die Zahlung auf Anfrage von «Tsüri.ch» als «Entgegenkommen».
Eine Art Schweigebonus? Mit dem Ausschütten von Boni ist man bei der UBS schliesslich gut vertraut. Wie «Inside Paradeplatz» im März berichtete, strich alleine der CEO Sergio Ermotti im Jahr 2024 fast 15 Millionen Franken Boni ein.
Üblich sind solche Zahlungen im Rahmen von Kündigungen in Zürich jedoch nicht. So bezeichnete Walter Angst vom Mieter:innenverband Zürich das Abschiedsgeschenk auf Anfrage als «aussergewöhnlich».
Gleichzeitig zeigte er sich über das Vorgehen der zuständigen Verwaltung CSL «nicht überrascht».
So sei diese auch beim Mieter:innen-Rausschmiss in der Siedlung Heuried mit solchen Tricks vorgegangen.
Die Interessensgemeinschaft (IG) Heuried bestätigte gegenüber «Tsüri.ch», dass auch hier einigen Mieter:innen, die über besonders lange Verträge verfügten, grosszügige Geschenke angeboten wurden, um die Siedlung zeitnah zu verlassen.
Im Heuried plante die Credit Suisse den Abriss der gesamten Siedlung mit 108 Wohnungen. Und das, obwohl diese erst im Jahr 2005 kernsaniert worden war. Mit der Übernahme der CS ging auch diese in den Besitz der UBS über.
Seit der Übernahme der CS ist die UBS zur mit Abstand grössten Akteurin auf dem landesweiten Immobilienmarkt geworden, wie unter anderem «Watson» berichtete.
70’000 Schweizer Wohnungen befinden sich im Besitz der UBS, in der Stadt Zürich sind es rund 6500 Wohnungen. Auch der UBS-Immobilienfond Sima ist mit Abstand der grösste in der Schweiz.
«Für bisherige Mieterschaft nicht mehr bezahlbar»
Gefragt, wie viel die Wohnungen an der Brahmsstrasse künftig kosten werden, antwortet die UBS, die künftigen Mieten sollen sich «im mittleren ortsüblichen Segment für Neubauten» bewegen.
Mieter Jonas Keller ist überzeugt: «Es ist klar, dass sie Wohnungen bauen werden, die für die bisherige Mieterschaft nicht mehr bezahlbar sein werden.»
Weiter heisst es, die UBS verfolge in Bezug auf ihre Immobilien «eine langfristige Anlagestrategie, um vielseitigen, zeitgemässen und nachhaltigen Wohnraum für eine wachsende Bevölkerung zur Verfügung zu stellen».
Insbesondere im städtischen Marktumfeld würden sich Verdichtungen im Bestand anbieten.

Verdichten wird die UBS an der Brahmsstrasse in der Tat: 60 neue Wohnungen sollen entstehen, anstatt der bisherigen 22, heisst es auf Anfrage.
Der Fokus bleibe dabei wie bisher auf den 2,5- und 3,5-Zimmerwohnungen, es werden jedoch ergänzend auch einige 1,5- und 4,5-Zimmerwohnungen entstehen.
Bei den Neubauten würden zudem moderne Standards in Bezug auf Architektur, Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Barrierefreiheit umgesetzt, so die Grossbank.
Erst vor Kurzem ist mit dem Ersatzneubau an der Anna-Heer-Strasse ein anderes Bauprojekt der UBS fertiggestellt worden. Schliesst man von den dortigen Mietpreisen auf das Projekt in der Brahmsstrasse, so dürfen Mieter:innen nichts Gutes vermuten.
Hier zahlen Mieter:innen für eine 2,5-Zimmerwohnung 3090 Franken im Monat, für eine 3,5-Zimmerwohnung 3430 Franken und für eine 3,5-Zimmer Attikawohnung 4010 Franken im Monat.
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Hinweis: Dieser Artikel ist zuerst bei «Tsüri.ch» erschienen. Autor Dominik Fischer ist Redaktor beim Zürcher Stadtmagazin.