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Der UBS laufen die Schweizer «Häuslebauer» davon

Bettina Zanni
Bettina Zanni

Zürich,

Kunden mit Hypotheken kehren der UBS zunehmend den Rücken. Davon profitieren kleinere Schweizer Banken.

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Hypothekarkunden wenden sich von der UBS ab. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Hypo-Geschäfte boomen bei Banken von BEKB bis LLB.
  • Die abgewanderten Hypo-Kunden schmerzten die UBS nicht, sagt Bankenexperte Peter V. Kunz.
  • Die UBS spricht hingegen von einem «Ankergeschäft mit unverändert hoher Priorität».

Hypo-Kunden haben die Nase voll von der UBS. Stattdessen rennen sie für Hypotheken Schweizer Banken die Türen ein.

«Seit der Integration der CS in die UBS verzeichnen wir eine markant höhere Nachfrage nach Finanzierungen als 2024.» Dies bestätigt die Luzerner Kantonalbank (LUKB) Nau.ch. Ein Teil der Neukunden in den letzten Monaten kommt laut Mediensprecherin Sibylle Umiker von der CS.

«Dabei geht es nicht nur um Eigenheimfinanzierungen», sagt Umiker. Oftmals sei auch die Finanzierung professioneller Immobilieninvestitionen der Grund.

«Steigerung um 5,7 Prozent»

Hypo-Geschäfte boomen auch bei der Berner Kantonalbank (BEKB). «2024 konnten wir das Hypothekargeschäft um 5,7 Prozent gegenüber 2023 steigern», sagt Mediensprecher Lauro Mombelli.

Dabei handelt es sich um den grössten Sprung. In den Jahren 2023 und 2022 steigerte die Bank das Hypothekargeschäft um rund drei und knapp fünf Prozent.

Bei den Neukundinnen und -kunden handelt es sich laut der BEKB unter anderem um ehemalige Kundschaft der UBS.

Banken spüren Auswirkungen von CS-Debakel

Gefragt für Hypotheken ist auch die LLB, die Schweizer Einheit der Liechtensteinischen Landesbank. «Der Anteil von Anfragen für interessante Hypotheken nimmt generell zu», sagt Mediensprecherin Gaby Bachofen. Dies stelle die LLB im Vergleich zum Vorjahr fest.

Im März 2023 kam es zum CS-Debakel, im Juli 2024 schluckte die UBS die CS offiziell. «Die Auswirkungen der CS-Übernahme lassen sich nicht gänzlich von der Hand weisen», sagt Bachofen. Der Anteil ehemaliger UBS-Kunden an sämtlichen Neuanfragen nehme bei der LLB (Schweiz) AG kontinuierlich zu.

Bist du Kundin oder Kunde bei der UBS?

Der Hypothekarbestand der Zürcher Kantonalbank (ZKB) ist 2024 um knapp sechs Prozent auf rund 106 Milliarden Franken angestiegen. Laut Mediensprecher Yannick Fischer ist das Wachstum breit abgestützt. «Der Grossteil der Zunahme ist auf Neugeschäfte zurückzuführen.»

Bei der St. Galler Kantonalbank sind die Finanzierungen für Immobilieninvestoren überdurchschnittlich gewachsen. 2024 betrug die Zunahme rund sechs Prozent. «Dies ist zu einem Teil noch auf den Konsolidierungseffekt UBS und CS zurückzuführen», sagt Mediensprecherin Jolanda Meyer.

UBS sei mit weniger lokalen Filialen präsent

Peter V. Kunz ist Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Bern. Er hat damit gerechnet, dass Hypothekarkunden der UBS den Rücken kehren werden.

Das Hypothekargeschäft sei klassischerweise ein lokales Geschäft, sagt er zu Nau.ch. «Der Häuslebauer zieht lokale Banken vor.»

Die UBS habe ihr Filialnetz in Dörfern und kleineren Städten hingegen zusammengestrichen. Die Bank konzentriere sich auf die grösseren Städte. «Für Hypothekarkunden ist das unattraktiv», erklärt Kunz.

«Grossbanken erlitten Imageverlust»

Der Bankenexperte führt den Exodus aber auch auf das Image von Grossbanken zurück. «Das Image von Grossbanken ist in der Schweiz zerstört.»

Dafür verantwortlich macht Kunz die regelmässigen Steuerskandale und unglaublich hohe Boni der UBS und CS.

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«Der Häuslebauer zieht lokale Banken vor», sagt Peter V. Kunz, Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Bern. Die UBS habe ihr Filialnetz in Dörfern und kleineren Städten hingegen z - Universität Bern

2008 rettete der Bund die UBS. 2023 schnürte der Staat ein Rettungspaket für die CS von 259 Milliarden Franken. «Durch diese Rettungen haben Grossbanken einen zusätzlichen Imageverlust erlitten», sagt Kunz.

«Zu wenig lukrativ»

Der Uni-Professor ist überzeugt, dass die abgewanderten Hypothekarkunden die UBS nicht schmerzen. Die Grossbank ziehe sich aus Kleingeschäften zunehmend zurück, merkt er an.

«Das Hypothekargeschäft ist für eine internationale Grossbank zu wenig lukrativ.» Stattdessen wolle die UBS internationale Klienten anziehen.

«Soll ein Wolkenkratzer in Singapur oder ein Einkaufszentrum in Sydney finanziert werden, will die UBS als Hypothekargläubiger auftreten.»

Nur noch Bank für Reiche?

Gut möglich ist, dass die Bank vermehrt auch auf vermögende Kundinnen und Kunden setzt. Zu diesem Schluss kam SP-Nationalrat Ueli Schmezer kürzlich in seiner Nau.ch-Kolumne.

Darin berichtet er von einem UBS-Kunden, dem die Bank nach 30 Jahren aus heiterem Himmel sämtliche Konten kündigte. «Der Kunde ist zu wenig reich. Mit ihm lässt sich nicht viel verdienen», behauptet Schmezer. Jedenfalls nicht so viel, wie die UBS neuerdings offenbar wolle.

Die UBS ist auf Anfrage nicht bereit, die Hintergründe in diesem Fall zu erklären. Stellung nimmt sie jedoch zu den Abgängen bei den Hypo-Kunden. «Das Hypothekargeschäft ist und bleibt für UBS ein Ankergeschäft mit unverändert hoher Priorität», teilt die Bank mit. Ihr erklärtes Ziel sei es, im Hypothekarmarkt auch weiterhin Wachstum zu generieren.

Was Kunden wichtig ist

Das Sicherheitsbedürfnis der Kundschaft ist gross. Ihre Strategie sei auf langfristigen Erfolg ausgerichtet, sagt Lauro Mombelli von der BEKB. Dies schätzten auch Neukundinnen und -kunden. «Entsprechend spüren wir das Vertrauen in die Sicherheit und Stabilität unserer Bank.»

Ähnlich begründet die LLB den Zulauf. Die LLB stehe für Sicherheit und Stabilität, sagt Gaby Bachofen. «Wir sind eine Schweizer Bank, die solide aufgestellt ist und ein vorausschauendes Risikomanagement betreibt.»

Die LUKB führt die hohe Nachfrage auf ihr Image zurück. «In der Eigenheimfinanzierung in der Zentralschweiz sind der gute Ruf und die hohe Bekanntheit wichtige Faktoren.»

Die LUKB ist laut Sibylle Umiker hier Marktführerin und mit 22 Geschäftsstellen im Kanton Luzern sehr präsent. «So kann man sich in der Regel im persönlichen, direkten Umfeld nach Erfahrungen in der Zusammenarbeit erkundigen.» Diese Art von Referenzen sei im Privatkundengeschäft wichtig.

Kommentare

User #2196 (nicht angemeldet)

Kann Herr Peter V. Kunz mir einmal einen günstigen Ölwechsel an meinem VW-Käfer Jg. 1965 machen?

User #6531 (nicht angemeldet)

Ich sage seit Jahrzehnten: Grossbanken interessieren sich nur für Grosskunden. Bin schon lange bei Raiffeisen, die Kantonalbanken sind auch ok.

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