In Zürcher Kitas kam es zuletzt vermehrt zu Krätze-Ansteckungen. Dennoch scheinen nicht alle Ärzte die Hauterkrankung gleich ernst zu nehmen.
Krätze
Krätze ist eine durch Milben verursachte ansteckende, nicht-tödliche Hautkrankheit. - Henning Kaiser/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Krätze-Fälle in der Schweiz nehmen zu – insbesondere in Kitas.
  • Doch offenbar nehmen nicht alle Mediziner den Parasitenbefall ernst.
  • So wird den Eltern teilweise offenbar ein schlechtes Gewissen gemacht.
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In Zürcher Kitas breitet sich die Krätze aus. Mindestens fünf Ausbrüche wurden vom kantonsärztlichen Dienst bestätigt. Doch die Dunkelziffer dürfte höher liegen. Denn die Hauterkrankung wird teilweise nicht sofort erkannt.

Eine Kita-Leiterin aus Winterthur schildert gegenüber dem «Tagesanzeiger», dass sie von der Stadt nicht über die Fälle informiert wurde. Stattdessen erfuhr sie erst durch mehrere Eltern davon. Das findet sie unglücklich: «Wir hätten einen Infobrief erwartet», so die Kinderbetreuerin.

Denn die daraufhin getroffenen Vorsichtsmassnahmen nützten nichts mehr. Auch in ihrer Kindertagesstätte kam es zu einem Ausbruch.

Ärzte machten Eltern schlechtes Gewissen

Dabei stellte die Leiterin fest, dass Ärzte den Parasitenbefall teilweise wohl gar nicht so ernst nehmen. «Wir hatten Kinder, die viermal beim Arzt waren, bis Krätze festgestellt wurde.» Manche machten den Eltern gar ein schlechtes Gewissen, weil sie «wegen drei Pickeln» einen Arzt aufsuchten.

Gefährlich ist die Krankheit zwar nicht, aber extrem lästig. Krätzmilben setzen sich auf der Haut fest und graben winzige Kanäle in die obersten Schichten. Dort senden sie einen Kot aus, der starken Juckreiz auslöst.

Übertragen werden die kleinen Tierchen von Mensch zu Mensch über die Haut. Jedoch ist auch eine Ansteckung über befallene Textilien oder die Bettwäsche möglich.

Kita
Einige Eltern nehmen ihre Kinder wegen der Ausbrüche aus den Kitas.
Krätze (Skabies)
Krätze (Skabies) kann am ganzen Körper auftreten.
arzt
Eine Mutter bringt ihr Kind zum Kinderarzt. (Symbolbild)

Wie hartnäckig die Hauterkrankung ist, das mussten im vergangenen Jahr auch Winterthurer Eltern erleben. Ihr sechs Monate alter Sohn infizierte sich im August 2018 mit der Krätze. Erst sieben Monate später wurde der Bub die Parasiten wieder los. Monatelang musste sich die Familie deswegen isolieren.

Haben Sie sich schon einmal mit Krätze infiziert?

Gemäss dem kantonsärztlichen Dienst haben die Krätze-Ansteckungen seit vergangenem Frühling zugenommen – vor allem in Kitas. Dem stimmt auch Faton Kryeziu, Co-Leiter der Kinder-Permanence in Winterthur, zu.

Gegenüber der Zeitung berichtet er von deutlich mehr Fällen. «Es gibt schubweise Ausbrüche in verschiedenen Kitas, wobei eine kleine Zahl der Kitas mehrfach betroffen war.»

Genaue Daten dazu gibt es aber nicht. Denn in der Schweiz müssen betroffene Einrichtungen wie Kitas oder Schulen Ausbrüche nicht melden. Es herrscht keine Meldepflicht.

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