Sentience Politics greift Coop frontal an. Die Tierschützer werfen der Grossverteilerin vor, zu wenig für das Tierwohl zu machen.
Schwein Grüne
Ein Schwein streckt seine Nase in die Kamera. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Initianten der Initiative gegen Massentierhaltung werfen Coop wenig Tierschutz vor.
  • Gemäss Coop hat niemand in der Schweiz einen so hohen Anteil an Label-Produkten.

Noch ist unklar, wann die Bevölkerung über die Initiative gegen Massentierhaltung befinden darf. Fest steht jedoch bereits: Der Bundesrat lehnt das Volksbegehren, das höhere Tierschutz-Standards verlangt, klar ab.

Stattdessen hat die Landesregierung einen Gegenentwurf ausgearbeitet. Der geht den Initianten zu wenig weit, ein Rückzug ist kein Thema. Bald behandeln darum Stände- und Nationalrat die Vorlagen.

Guy Parmelin
Wirtschaftsminister Guy Parmelin ist gegen die Massentierhaltungsinitiative. - Keystone

Abseits der Öffentlichkeit läuft der Kampf um die besten Argumente bereits auf Hochtouren. Der Verein Sentience Politics, der die Initiative lanciert hat, schiesst in einem neuen Blog-Post scharf gegen Coop.

Erst Lob, dann Tadel

Die Tierschützer beobachten zwar gewisse Fortschritte. Lobende Worte gibt es etwa für das Wiesenschweine-Pilotprojekt, wo die Tiere zweimal täglich Zugang zum Freilauf-Bereich haben.

«Grundsätzlich sind solche Bemühungen zur Stärkung des Tierwohls in der Schweizer Landwirtschaft klar begrüssenswert», steht im Beitrag. Leider steige auch bei Coop weiterhin der Absatz konventioneller Fleischprodukte.

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Fleischprodukte auf einer Ladentheke. - Keystone

Das habe auch mit den Margen zu tun, glaubt Sentience Politics. Der Verein verweist dabei auf eine Analyse des Schweizer Tierschutz STS. Demnach liegt die Bruttomarge der Detailhändler bei Bio-Fleisch bei 136 Prozent, bei konventionellen Produkten hingegen nur bei 47 Prozent.

Fleischverabeiter-Tochter Bell in der Kritik

Der Rundumschlag umfasst auch Coop-Tochter Bell. Vor zwei Jahren kam ans Licht, dass eine deutsche Tochterfirma des Fleischverarbeiters Truthähne schlecht behandelt. Es ging um lange Transportwege und Tiermisshandlung beim Verladen.

Die Tierschützer fordern von Coop «weniger Worte und mehr Taten». «Ein Anfang wäre die Erarbeitung eines konkreten Ausstiegsplans aus der Massentierhaltung sowie die Angleichung der Margen zwischen konventionellen und Label-Tierprodukten.»

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Eine Person steht in einer Coop-Filiale vor dem Fleisch. (Symbolbild) - Keystone

Die Basler Grossverteilerin lässt diese Kritik auf sich sitzen. Man setzte sich stark für eine nachhaltige und marktfähige Schweizer Landwirtschaft ein, sagt Sprecherin Melanie Grüter. «Coop nimmt als Anbieterin von Produkten mit hohen Nachhaltigkeits- und Tierwohl-Standards eine Pionierrolle ein.»

Führend im Bereich Tierwohl

Coop sei führend im Bereich Tierwohl-Standards. «Unsere Richtlinie für nachhaltige Beschaffung gibt die Mindestanforderungen an das Tierwohl für das gesamte Marken- und Eigenmarkensortiment vor.»

Halten Sie die Kritik an Coop für gerechtfertigt?

Laut eigenen Angaben setzt Coop bei Schweizer Fleisch auf den höchsten Label-Anteil. «Bei Kalbfleisch beträgt dieser beispielsweise über 75 Prozent.»

Grüter widerspricht auch dem Vorwurf von höheren Margen bei Bio-Produkten. «Unter dem Strich verdienen wir an Label-Produkten nicht mehr als an konventionellen.» Coop setzt sich für faire und marktgerechte Preise ein. «Sowohl gegenüber den Produzenten wie auch gegenüber unseren Kundinnen und Kunden.»

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